25. Chad: Angst

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Leise schloss ich die Tür zu Luzifers Zimmer hinter mir und wagte es erst dann, tief durchzuatmen.

Er hatte lange geweint, sich an mir festgehalten, beinahe so, als würde er sterben, sobald er mich losließ. Jedoch schien ihn das alles ziemlich ausgelaugt zu haben, sodass er nach einer Weile eingeschlafen war. Ich hatte ihn hingelegt und zugedeckt. Etwas in mir hatte bei ihm bleiben wollen, um auf ihn achtzugeben und weil ich die Vorstellung nicht schön fand, dass er, nachdem er so eingeschlafen war, alleine wieder aufwachte, doch ich wollte auch nicht Gefahr laufen, Luzifer glauben zu machen, dass zwischen uns jemals wieder mehr als Freundschaft sein würde. Ich fühlte mich verantwortlich für ihn, nach dem, was er mir erzählt hatte, doch ich wollte ihm auch nichts vormachen. Er würde sicherlich über mich hinwegkommen, mit genügend Zeit. Solange würde ich als Freund für ihn da sein, sowie er für mich da war, seit ich auferstanden war. Wenigstens erklärte sich jetzt viel wie von alleine. Warum man ihn durch meinen Tod hatte loswerden wollen, warum er der einzige der Engel war, der sich dafür interessierte, alles wieder in Ordnung zu bringen, warum er mich geküsst hatte.

Ich war ihm nicht böse wegen des Kusses oder, weil er mir nichts von unserer Geschichte in seiner Zeit erzählt hatte, mir war es einfach wichtig, dass er verstand, dass das nichts mit meiner Realität zu tun hatte. Sonst quälte er sich nur unnötig.

Ich hörte Stimmen von unten, doch obwohl ich viel zu überdenken hatte und gerne alleine sein wollte, ging ich runter, da ich auch die Stimme meines Bruders hörte. Dale war genau das, was ich jetzt brauchte.

Er, Charlie und Boris standen um die Eingangstür herum und sahen mich deshalb sofort, als ich die Treppe runterkam.

Dale kam zum Treppenabsatz, wartete da und umarmte mich zur Begrüßung. „Wie geht's dir? Du siehst fertig aus" Er musterte mich besorgt, was mich zum Schmunzeln brachte. Ich wuschelte ihm durch die braunen Locken. „Mir geht's gut. Ich brauche nur ein bisschen Zeit" Dale nickte verstehend, doch ersparte es sich, mir anzubieten, dass ich jederzeit mit ihm reden konnte. Das wusste ich und sobald ich bereit dazu war, würde ich mit Sicherheit darauf zurückkommen.

„Wir haben Holzklappen vor den Fenstern angebracht, als Übergangslösung, bis die neuen Scheiben da sind und eine neue Tür haben wir auch schon eingebaut", erzählte Dale mir stolz, während ich mit ihm ins Wohnzimmer ging. Charlie und Boris folgten.

„Du hast geholfen?"

Mein Bruder nickte auf meine Frage hin. „Hatte nichts Besseres zu tun. Austin hat Jay nachhause gebracht und ich ertrage den Jungen nicht den ganzen Tag"

„Austin oder Jay?", hakte ich nach, da beide nicht ganz ohne waren.

„Jay" Mein Bruder knurrte diesen Namen fast schon so, als wolle er ihn zerfleischen. Das brachte mich leicht zum Lachen. „Du kannst ihn ja noch weniger leiden als ich und dabei bin ich derjenige, den er abgestochen hat"

Ich lachte, doch in mir sah es nicht so freundlich aus, wenn ich am Jaylin dachte. Ich hasste es, mit ihm in einem Raum zu sein. Ich wusste, dass nicht er mich umgebracht hatte, doch ich konnte dieses gehässige Grinsen, diesen bösen Blick seiner Augen und vor allem diese Schmerzen, die er mir zugefügt hatte, einfach nicht vergessen.

Mein Bruder schnaubte leicht. „Er ist egoistisch, er ist verlogen, er ist gewalttätig und dennoch hat er ein reines Herz. Weißt du noch, was Mum und Dad alles getan haben, um zu garantieren, dass ich mein Herz nicht verunreinige? Und dieser Typ baut einen Scheiß nach dem anderen und hat dennoch eine reine Seele..."

Ich konnte Dales Beschwerden nachvollziehen. Unsere Eltern hatten ihn sehr streng zu gutem, christlichem Benehmen erzogen, sie hatten ihm viel verboten, ihn zu vielem gezwungen und ihn sogar teilweise monatelang eingesperrt, um der Gefahr zu entgehen, dass er seine Kräfte durch ein verunreinigtes Herz verlor und somit auch die Möglichkeit, Vampire zu töten. Meiner Meinung nach hatten sie die Aufzeichnungen schon immer zu wörtlich genommen und Dale all das umsonst angetan. Er war schlau genug, um das selbst zu begreifen, vor allem mit Jaylin als perfektes Gegenbeispiel zu sichk.

„Bei einem reinen Herzen geht es weniger um deine Taten als um die Gefühle, die du dabei hast", erklärte Charlie Dale. „Begehst du einen Mord, bereust ihn aber aus tiefstem Herzen und hast es nicht aus egoistischen Gründen getan, bleibt dein Herz rein. Genießt du es aber zu töten und tust es aus Spaß, war's das logischerweise mit dem reinen Herzen."

„Sowas hab ich mir schon gedacht", murmelte Dale. „Glaubt ihr eigentlich, wir haben wirklich eine Chance? Ich meine, wir wissen ja nicht mal genau, was gerade überhaupt los ist. Ich habe das Gefühl, wir kämpfen gefesselt dagegen an, unterzugehen, während ein tonnenschweres Gewicht an uns hängt."

„Nicht so pessimistisch", unterbrach Boris meinen Bruder und schaute ihn überzeugt an. „Michael weiß noch viel mehr, als er uns bisher mitgeteilt hat. Mit seiner Hilfe haben wir eine Chance, das Gewicht loszuwerden. Ob wir uns von den Fesseln befreien können, liegt schließlich aber bei uns."

„Hast du was gesehen? In der Zukunft?", wollte ich von Boris wissen. Er schüttelte den Kopf. „Aber das hat nichts zu bedeuten. Michael hat es selbst gesagt: Wir haben jetzt die Möglichkeit, die Geschichte zu schreiben, die wir leben wollen. Das war bisher nicht der Fall. Wir konnten nicht verändern, was uns bevorsteht. Ich konnte nicht verhindern, dass Silas stirbt." Boris wirkte entschlossen, obwohl er ebenso gepeinigt aussah. „Aber diesmal werde ich nicht zulassen, dass ihm etwas passiert. Keinem von euch. Wenn wir alle unser Bestes geben, müssen wir keine Angst vor der Zukunft haben. Dann müssen wir nie mehr Angst haben."















Hallo Leute :)

Da die Geschichte jetzt so langsam fahrt aufnimmt, wollte ich mal fragen, was ihr davon haltet.

Das Konzept ist etwas kompliziert, versteht ihr bisher alles?

Was haltet ihr von dem Geschehnissen?

Was erwartet ihr noch von der Geschichte?

Ich würde mich über eure Meinung freuen:)

Cati♥

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