Kapitel 2

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- Samus Sicht –

Ich hatte geklingelt, aber so wie ich sie kannte, würde sie wieder mit Kopfhörern in den Ohren durch die Wohnung tanzen und mich sowieso nicht hören. Wie oft sie mich damit schon nahe an den Rand der Verzweiflung getrieben hatte. Der Tag in der Firma war stressig gewesen und ich wollte einfach nur einen entspannten Abend verbringen, aber es war Freitag. Und wer verbringt den Freitagabend schon gern auf der Couch, dafür gab es schließlich den Samstag und den Sonntag. Zu meiner Verwunderung öffnete sie mir die Tür ohne dass ich ein weiteres Mal klingeln musste. „Na, Blondie!", schmunzelte sie und umarmte mich. Wie immer konnte ich mich nicht vor einem Kuss auf die Wange mit anschließendem prüfendem Blick, ob ein Abdruck dageblieben war, retten. „Und? Kussfester Lippenstift?", lachte ich. „Ich weiß ja nicht, was Du heute Abend mit mir vor hast, also bin ich jetzt mal auf Nummer sicher gegangen. Hab extra für Dich den kussfestesten Lippenstift rausgesucht." Allein diese paar Augenblicke ließen mich vergessen, dass es ein nerviger Tag gewesen war! „Komm erstmal rein, bevor Du Wurzeln schlägst." Wir gingen in die Wohnung. Ich liebte dieses kleine kuschelige Appartement in Kallio. Ich liebte dieses lebendige Viertel in Helsinki, hier herrschte eine so kreative, moderne und offene Atmosphäre. Durch den Wandel in der Vergangenheit hat das Viertel keinesfalls seinen Charme und schon einmal gar nicht seine Einzigartigkeit verloren. Ich würde so gerne viel öfter hier mich in ein modernes Café setzen und einfach die Atmosphäre genießen, aber irgendwie kam ich nie dazu. Entweder hielt mich die Tourplanung oder die Arbeit in der Firma auf Trab. Ich würde Kallio fast dem Berliner Stadtteil Friedrichshain gleichsetzen, apropos Berlin.

„Das wird erstmal das letzte Wochenende hier sein!" „Was?", fragte sie mich erstaunt und ein bisschen enttäuscht. „Montag geht es zu Universal nach Berlin und danach steht ein bisschen Songwriting an." „Ach für das neue Album?" Ich nickte. „Ja, genau für das sechste Album. Es wird so langsam Zeit mal ein paar Ideen zusammenzuschreiben. So ein Album schreibt sich ja bekanntlich nicht von allein", lachte ich. „Das sagst Du immer, Samu und dann kommst Du irgendwann mit einem fertigen Album um die Ecke!" Während sie das sagte, drückte sie mir ein Bier in die Hand. „Und, was machen wir heute?" „Sag Du es mir!" Ich trank einen großen Schluck nachdem wir angestoßen hatten. „Ich hab mir ausnahmsweise mal keine Gedanken gemacht. Okay, warte... Couch oder Party?" Ich schaute sie verwirrt an. „Kannst Du die Frage bitte wiederholen, hab ich mich verhört?" „Couch oder Party?", wiederholte sie ihre Frage. „Bist Du krank? Ich bin hergekommen und dachte noch vor der Tür wie perfekt ein Couchabend wäre, aber hab den Gedanken direkt verworfen, weil naja. Du bist immer für Party." Sie lachte, wuschelte ihr durch die Haare. „Dann Party, wenn Du Dich eh schon von einem Couchabend verabschiedet hast. Außerdem sollte dieser kussechte Lippenstift heute ja definitiv noch zum Einsatz kommen.", grinste sie mich an.

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