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Nico P.O.V

Gemeinsam mit dieser Frau saß ich auf dem Sofa. Sie hatte zwei riesen Ordner vor mir ausgebreitet und redete irgendwas unverständliches auf mich ein. "Nico? Geht es dir gut?" fragte diese Frau Ulrich, als sie merkte, dass ich nicht wirklich zuhörte. "Ja, nein. Ich will nur einfach schnell alles hinter mich bringen und zu Louis." seufzte ich und lehnte mich nach hinten. "Du magst ihn wirklich sehr, oder?" Diese Frau nervte mich, sie sprach mit mir, als wäre ich entweder ein Kleinkind oder wirklich selten dämlich. "Natürlich, sonst wäre ich ja nicht hier." antwortete ich überflüssigerweise. Sie nickte nur und notierte sich irgendwas. 

"Wie ist er so? Ich meine als Person." fragte sie. Ich lächelte leicht. "Er ist der großzügigste Mensch aller Zeiten. Er hat mich gefunden und aufgenommen, obwohl er das nicht hätte tun müssen. Als seine Ex-Frau schlecht über mich geredet hat, hat er mich beschützt und verteidigt. Ich bin ihm wirklich dankbar für alles, was er für mich getan hat." antwortete ich. "Und würdest du gerne bei ihm bleiben?" Die Fragen waren  dumm und in einer Sekunde beantworte. "Klar! Louis ist meine Familie, außer ihm hab ich ja auch sonst keinen!" antwortete ich inzwischen etwas lauter. 

"Ja, deine Hintergrundgeschichte ist ein Punkt, der uns ein wenig stutzig macht. Du bist jetzt 17 Nico, wo warst du all die Jahre? Wo ist deine richtige Familie?" fragte sie. Die Hälfte davon ist tot und die andere lebt in einer Welt, von der sie niemals träumen könnten. An die ersten drei Jahre kann ich mich nicht erinnern. Meine Erinnerung setzt erst wieder an, als ich ungefähr vier war. Das wusste ich, weil an meinem Arm mein Geburtstag mit Edding drauf geschrieben stand, neben meinem Namen.  Wahrscheinlich wollten meine Eltern, dass ich wenigstens etwas von mir weiß. Ich hab keine Ahnung, wo ich vorher war, aber bis ich ungefähr zehn war haben mich Obdachlose großgezogen." 

Sie nickte und schrieb alles was ich sagte voller Eifer mit. Natürlich kaufte sie mir das ab. Ein Junge, der bald 'volljährig' ist taucht aus dem nichts auf. "Und all die Winter?" fragte sie. "Es muss schwer gewesen sein, für ein kleines Kind, alleine auf den kalten Straßen." fügte sie hinzu. "Ich weiß nicht, wie oft sie auf der Straße sind, aber jeden Tag, wenn sie durch eine Gasse gehen, laufen sie quasi durch das Wohnzimmer eines Obdachlosen." Sogar ich wusste das, wie kann sie es nicht verstehen?

"Wenn sie an Obdachlosen vorbei gehen, lächeln sie ihnen dann zu, oder sehen sie verachtend zur Seite? Die Straße ist ihr zuhause und wenn ihnen jemals etwas zustoßen sollte werden sie froh sein, wenn sie zu diesen Menschen freundlich waren, weil die ihnen sogar das Leben retten können." meinte ich ernst. Sie hörte für eine Sekunde mit dem Schreiben auf. "Dir scheinen sie sehr am Herz zu liegen." meinte sie dann. "Mir liegt vieles am Herzen, aber worum sie sich Sorgen müssen ist, ob ich hier bleiben kann." Ich wollte sie nicht hier. In meinen Augen war sie eine Gefahr. 

"War das dann alles, oder haben sie noch weitere Fragen?" seufzte ich etwas ruhiger und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Ja, fürs erste wäre das alles. Ich möchte noch einmal mit Louis und danach mit euch beiden gemeinsam sprechen, aber sonst sollte fürs erste alles geklärt sein. Könntest du ihn bitte für mich anrufen, dann bringen wir das ganze auch schnell hinter uns." Sie setzte zu einem Lächeln an, verzog ihre Lippen aber kurz darauf wieder zu einem monotonen Strich. Ich nickte und ging zurück ins Schlafzimmer, um Louis anrufen zu können, ohne mich ausspioniert zu fühlen. 

Ungeduldig zählte ich das Klingeln, bis er endlich ran ging. "Alles okay? Seid ihr schon fertig?" fragte Louis. Er klang, keine Ahnung, komisch? "Schon, ich war viel zu lange mit ihr alleine. Sie will jetzt mit dir reden, wo bist du?" fragte ich. Er beunruhigte mich, seine Stimmlage klang so komisch. "Gib mir ein paar Minuten, dann bin ich wieder zuhause." versicherte er mir. "Du klingst so erschrocken, alles gut?" fragte ich. "Alles gut, ich hab nur zum falschen Zeitpunkt die falsche Person getroffen." murmelte er. "Was meinst du?" Ich hörte ihn leise seufzen. "Alles okay, mach dir keinen Kopf. Ich bin gleich wieder zuhause."

Just one more bite | ManXManWhere stories live. Discover now