13 - Waldspaziergang

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R U N E

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R U N E

Nach ein paar Metern verlassen wir das Lager der Lihai und ich biege auf einen Weg ab, der ziemlich deutlich vom breiten, eingetretenen Pfad abweicht und direkt durchs Unterholz führt. Ich umfasse noch immer Liz' Hand, die ich jetzt loslasse.

„Geh voran und such dir deinen eigenen Weg. Wir sind gleich hinter dir", trage ich ihr auf. Das junge Mädchen tritt vor mich. „Du warst sicher schon oft beim See, oder?", frage ich sie und komme auf die Frage zurück, die ich ihr vorher stellte. Ich wechsle ohne Probleme zwischen den Sprachen.

„Ja, mit Cayla. Wir gehen dann schwimmen und picknicken dort. Aber der See ist oft so kalt!" Ich muss leise lachen. „Und auch im Wald war ich schon oft", fährt Liz fort. „Meine Mama erlaubt mir, mit den anderen rauszugehen, solange wir in der Nähe bleiben." Ich nicke, was Liz nicht sehen kann.

Die Kinder wachsen im Stamm auf,l. Natürlich verbringen sie Zeit außerhalb unseres Dorfes. Oft fragen sie, ob sie nicht draußen spielen dürfen, auf der großen Wiese nahe unseres Lagers. Solange sie nicht alleine losziehen, geben die Eltern meist ihre Bewilligung. Vorgegeben alleine streifen sie dann durch die Wälder, rennen über die Trampelpfade oder toben im Unterholz. Dabei kommen sie schon in Kontakt mit dem Wald, mit der Natur. Doch auf sich gestellt sind sie dabei nicht. In einiger Entfernung folgt ein Erwachsener den Kids, unauffällig. Ein wachsames Auge fortwährend auf die Umgebung gerichtet, obwohl der nahe Umkreis unseres Stammes ein sicheres Umfeld darstellt.

„Das ist ja ein guter Start für uns." Ich drehe mich zu David um. „Und du? Warst du schon oft in der Wildnis?" Sein Fokus, der auf den Boden gerichtet war, legt sich auf mich. Ich bemühe mich, sein Gesicht akribisch zu beobachten.

„Nein. Vor ein paar Tagen betrat ich zum ersten Mal den Wald." Davids Miene ist ehrlich. „Davor sah ich immer nur die endlosen Baumkronen. Der Wald schien unerreichbar." Er verstummt, erzählt sonst nichts und ich schenke seinen Worten Glauben. Wir wandern weiter, kämpfen uns durchs Unterholz, die kleine Liz uns voraus, dann David, den ich nachschicke. Ich folge ihnen mit kleinem Abstand, unsere Umgebung immer gut im Augenwinkel.

„Rune, sieh mal!" Liz' aufgeregte Stimme dringt zu mir. Mit ein paar schnellen Schritten bin ich bei ihr. „Da oben, siehst du das?" Ich folge ihrer ausgestreckten Hand. Zwischen den Ästen, halb durch das frische Laub verdeckt, erkenne ich einen dunklen Umriss. „Ist das ein Vogelnest? Glaubst du, sind da Eier drinnen?" Ihr Gesicht leuchtet und ihr zarter Körper ist voller Spannung.

„Du hast Recht, das ist ein Vogelnest. Sollen wir nachsehen ob Eier da sind?", stelle ich ihr eine Gegenfrage. Liz' Augen werden groß. Skeptisch blickt sie nach oben in die Baumkrone.

„Vogelnest", murmelt David neben mir und ich zucke zusammen, als ich das Wort der Wildnis aus seinem Mund höre. „Ist das so richtig ausgesprochen?" Anerkennend nicke ich. Ein stolzes Lächeln umfängt seine Mundwinkel, zögerlich.

Freiheit - David & RuneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt