Kapitel 6

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November 20, 2009Kaitlyns Apartment, Sacramento, CA

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November 20, 2009
Kaitlyns Apartment, Sacramento, CA

Rot.
Blut.
Tod.
Red John.
Keine Sorge, mir ging es gut – bis auf die Sache mit den verdammten Fallakten über Red John, die hinten und vorne keinerlei brauchbare Hinweise lieferten!
Ich verlor nicht meine Fassung. Nur allmählich. Seit beinahe zwei Wochen lebte ich in meinem zu engen und kleinen Apartment. Auf dem Boden häuften sich die Zettel und Papiere. Die Wände waren ebenfalls mit welchen zuklebt. Man konnte nicht einmal mehr die Tapete erkennen. Nachdem Lisbon mich die ersten Tage regelmäßig angerufen und ich es immer wieder ignoriert hatte, hatte ich schließlich meinen Akku herausgenommen, so dass ich auch noch ohne Kontakt zur Außenwelt gelebt hatte. Desto überraschender war es, als Bosco ein paar Tage später vor meiner Tür stand, mit einer Tüte Burritos und einem entschuldigenden Blick.
»Tut mir leid, dass Sie gefeuert wurden«, hatte er gesagt. »Sie haben doch Ihre Adresse bei mir hinterlassen, falls wir irgendetwas klären müssen, ohne von Jane beschattet zu werden. Sie sind nicht an Ihr Telefon gegangen, deswegen dachte ich, dass ich einfach vorbeikomme. Ich hoffe, ich störe Sie nicht! Ich habe Ihnen Essen gebracht. Meine Frau hat mich auf Diät gesetzt, deswegen verraten Sie ihr nichts.«
Mit einem Handwink hatte ich ihn hereingebeten. Damals war der Papierkram auf dem Boden noch nicht so schlimm gewesen, doch nun war es ein reines Chaos. Ich sah selbst nicht mehr durch. Bosco war insgesamt zweimal bei mir gewesen, ansonsten hatten wir über E-Mail Kontakt gehalten. Jeden Tag hatten wir uns geschrieben und uns auf dem Laufenden gehalten, wobei es von meiner Seite irgendwann sehr dürftig war. Überrascht war ich, als schließlich am Freitag keine Nachricht kam. Fünfmal lud ich die Seite neu, ehe ich es aufgab.
Vielleicht hatte er einfach viel zu tun.
Mit einem Seufzen raufte ich mir die Haare, die ich wahrscheinlich zwei Tage nicht gewaschen hatte. Oder waren es drei?
Auch wenn ich beinahe verzweifelte, so gab mir dieser Fall einen seltsamen Kick, der mit Sicherheit nicht gut war. Aber hey, wer seinen Job nicht liebte, sollte ihn nicht ausüben!
Planlos warf ich mich auf mein Bett. Es war alt und quietschte. Das Polster war bereits durchgelegen, so dass die Federn unangenehm drückten. Ich schaltete den kleinen Fernseher an und schaute wie jeden Tag die Nachrichten, um mich etwas auf dem Laufenden über die Außenwelt zu halten. Augenblicklich sprang mir Director Minellis Gesicht ins Auge und sofort stellte ich lauter. Er stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite zum CBI-Gebäude an einem Pult mit Mikrofonen und hielt eine Pressekonferenz. Rechts und links tauchten ununterbrochen wieder Blitze von Kameras auf.
»Die Special Agents Nick Martinez und Mark Dyson verloren hier gestern ihr Leben. Und Special Agent Marlon Hicks wurde an einem weiteren Ort gefunden. Special Agent Samuel Bosco schwebt noch in Lebensgefahr.«
Sofort verkrampfte sich mein gesamter Oberkörper und ich richtete mich auf. Minelli musste es nicht einmal aussprechen, denn ich ahnte bereits, warum Boscos Team ermordet worden war.
Red John.
»Wir bieten alle Kräfte für die Ermittlungen auf und ich verspreche Ihnen, so wie ich es den Familien der Agents verspreche, dass wir nicht ruhen werden, bis wir den Täter gefasst und seiner Strafe zugeführt haben.«
Sofort sprang ich auf und suchte hastig die Zettel zusammen, die ich in die Fallakte steckte und schließlich mit meiner Jacke in der Hand aus meinem Apartment stürmte. Es war kühler in den letzten Tagen geworden, wie ich auf meinen nackten Armen merkte, während ich im T-Shirt auf mein Auto zueilte. Ich warf meine Jacke und die Akte neben mich auf den Beifahrersitz und fuhr mit quietschenden Reifen los. Ich fuhr nur zehn Minuten bis zum CBI-Gebäude. Die Pressekonferenz hatte sich bereits aufgelöst, als ich ankam.
Ich zeigte dem Wachmann meinen BAU-Ausweis und mit einem Nicken ließ er mich passieren. Kaum hatte ich mein Auto geparkt, rannte ich auf den Eingang zu, wo ich mich für die Kontrolle einreihen musste. Unruhig wippte ich mit den Beinen und trommelte mit den Fingern gegen meinen Oberschenkel. Ich musste unbedingt mit Lisbon sprechen, doch jetzt einen Aufstand zu machen, würde nur unnötig Aufmerksamkeit auf mich ziehen – obwohl ich das eh bereits tat, da einige sich wegen meines Aufzugs mit gehobenen Augenbrauen musterten.
Nachdem ich endlich diese Kontrolle hinter mir hatte, fuhr ich mit dem Fahrstuhl nach oben. Als das gesegnete Pling der Fahrstuhltüren erklang, stolperte ich nur so aus dem Kasten heraus, rannte an Lisbons Büro vorbei, welches leer war und trat mit Schwung durch die Tür des Großraumbüros.
»Wo ist Lisbon? Ich muss mit Lisbon sprechen!«, rief ich außer Atem.
»Agent Moore«, sagte Van Pelt überrascht und musterte mich von oben bis unten. »Wir haben versucht, Sie zu erreichen. Sie sind -«
»Ich weiß, ich weiß«, winkte ich hastig ab, während ich mich am Rahmen der Tür festhielt und so halb im Raum hing. »Ich muss mit Lisbon sprechen. Wo ist sie?«
»Sie ist bei Bosco im Krankenhaus«, erklärte Rigsby, der an seinem Tisch lehnte. »Sie wird sicher bald wieder hier sein.«
Verzweifelt raufte ich mir die Haare und sah um mich.
»Alles in Ordnung?«, wollte Cho wissen.
Abrupt wandte ich mich ihm zu. »Ja ... nein ... nein, überhaupt nicht.«
Da erhob Van Pelt sich und kam mit erhobenen Händen auf mich zu. »Beruhigen Sie sich erst einmal, Moore. Wann haben Sie das letzte Mal etwas getrunken und gegessen? Haben Sie heute Nacht überhaupt geschlafen?«
Beinahe automatisch trat ich einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. »Boscos Team wurde von Red John getötet, oder?«
Rigsby stutzte. »Woher wissen Sie das?«
»Weil ich weiß, was er über Red John herausgefunden hat«, erklärte ich mit ernster Miene, »und deswegen bin ich wahrscheinlich die Nächste.«
Mit offenem Mund sah Van Pelt zu ihren beiden Kollegen herüber, die sich sofort angespannt hatten. Niemand wusste, was er sagen sollte, doch da erschien Jane.
»Kaitlyn«, sagte er überrascht. »Was machen Sie hier?«
»Sie weiß, warum Red John Boscos Team ermordet hat«, erklärte Van Pelt, bevor ich antworten konnte. Nun versteifte sich auch Janes Haltung und mit einer Mischung aus Entsetzen und Hoffnung sah er mich an.
»Letzte Woche«, begann ich, »wurde in Cloverville ein Einkaufszentrum eingerissen. Im Fundament wurde eine Leiche gefunden. Ein unbekannter Mann, etwa dreißig. Sein Kopf war beinahe abgetrennt. Auch eines seiner Beine fehlte ihm. Ich habe bei der Gerichtsmedizin nachgefragt – sein Bein war schon vor einigen Jahren amputiert worden.«
»Haben Sie die Akte des Gerichtsmediziner?«, wollte Van Pelt wissen und setzte sich sofort an ihren Computer.
»Ja, sie wurde mir zugeschickt.« Ich beugte mich neben ihr rüber und öffnete mein E-Mail-Konto, so dass kurz darauf die Röntgenbilder auf dem Bildschirm erschienen. Rigsby, Cho und Jane kamen näher und begutachteten sie.
»Bei den Akten aus der Praxis von Dr. Morning ist ein Röntgenbild, das genau zu dem hier passt«, sagte Van Pelt mit einem Anflug von Staunen.
»Carter Peak«, sagte Jane nickend. »Carter Peak war in der Army und hat sein Bein im ersten Golfkrieg verloren.«
»Das fehlende Opfer von Red John«, meinte Cho.
»Und das Beste ist – das«, Jane deutete auf die Röntgenaufnahme, »ist der Fehler von Red John. Er hat einen Fehler gemacht, und das hier ist er. Der Mord von Carter Peak entsprach nicht der Handschrift von Red John; ein Mann, der zusammen mit seiner Frau umgebracht wurde. Seine Leiche wurde entfernt. Es entsprach nicht seinen vierzehn anderen Morden. Vielleicht war Carter unverhofft zurückgekommen. Vielleicht gab's einen Kampf. Peaks Leiche taucht also wieder auf und Red John erfährt irgendwie davon, und er wird nervös. A – wie hat er davon erfahren?«
»Durch den Polizeibericht vielleicht?«, warf Van Pelt ein. »Er ging an alle Dienststellen?«
Jane nickte. »Und B – warum machte ihn das nervös?«
»Es gibt Beweismaterial an Peaks Leiche, deswegen ließ er sie verschwinden«, meinte Cho.
»Das Material muss erdrückend sein. Wie DNA. Wir müssen nach Cloverville fahren.«
»Boscos Team wurde doch hier im CBI getötet, oder?«, hakte ich nach.
Van Pelt und Cho nickten.
»Wie soll Red John unbemerkt hier reingekommen sein? Es wäre nicht unvorstellbar, aber Red John agiert mit Spitzeln, mit Handlangern. Er selbst rührt bei solchen Aktionen kaum den Finger. Wie Sie meinten, Jane, passte Carter Peak nicht in sein Schema. Aber die Special Agents Martinez, Hicks und Dyson? Es sieht für mich eher danach aus, als hätte Red John erneut einen seiner Leute geschickt. Es gibt also einen Spitzel im CBI.«
Zustimmend nickte Van Pelt. »Sie könnten recht haben.«
Nachdenklich musterte Jane mich. »Ja, vielleicht haben Sie recht. Aber wir müssen uns zunächst um die Leiche kümmern. Wir sind Red John so nah wie noch nie.« Er wandte sich zum Gehen, doch hielt Rigsby ihn zurück.
»Wir brauchen Personenschutz für Agent Moore«, erklärte er. »Wenn Red John oder der Täter herausfinden, dass Sie ihm ebenfalls auf den Fersen ist, wird er auch sie töten wollen.«
Jane warf die Arme hoch. »Dann muss er uns alle töten, denn wir haben herausgefunden, warum Red John Boscos Team getötet hat. Kaitlyn, Sie sind vollkommen sicher.« Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging er davon.
»Ich fahre mit ihm mit«, erklärte Cho, »ihr beide bleibt hier.« Damit verschwand auch er.
»Falls Sie irgendetwas brauchen«, setzte Van Pelt an, doch unterbrach ich sie mit einem Nicken.
»Ich werde eine Dusche im Sportraum nehmen. Ich habe nur keine Wechselsachen dabei ...«
»Kein Problem. Das CBI hat diese Standardkleidung. Ich zeige sie Ihnen.« Van Pelt und ich fuhren in die Etage des Sportraumes, wo in einem Kleiderschrank verschiedene Größen von Joggern mit dem Schriftzug »Police« verstaut waren. Ich suchte mir meine Größe heraus und nahm das Handtuch, welches die Frau mir gab und ging duschen.
Mein Kopf schwirrte, während das heiße Wasser meinen Körper benutzte. Meine Sicht verschwamm. Es hätte auch mich treffen können. Wäre ich im CBI-Gebäude gewesen oder hätte öffentlich an dem Fall gearbeitet, wäre auch ich erschossen worden.
Nun war ich dankbar, dass Minelli mich gefeuert hatte.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich unter der Dusche stand. Doch meine schrumpeligen Fingerkuppen verrieten, dass es wohl eine Weile gewesen sein musste. Als ich herauskam, war Van Pelt verschwunden und verwundert verzog ich das Gesicht. War sie gegangen, ohne mir Bescheid zu sagen, oder war irgendetwas geschehen? Ich stand kurz davor, Panik zu schieben – immerhin konnte es doch noch möglich sein, dass Red John auch nach mir suchte -, doch da erschien Van Pelt, die soeben telefoniert hatte.
»Lisbon hat angerufen. Die Leiche von Carter Peak ist verschwunden, aber wir haben den Mörder von Boscos Team. Es war Rebecca Anderson, seine Sekretärin. Sie wird gerade zum CBI gebracht.«
Perplex sah ich sie an. Ich kannte Rebecca. Immer, wenn ich mich mit Bosco in seinem Büro zur Besprechung des Falls getroffen hatte, natürlich vor meiner Kündigung, hatte sie mir Kaffee gebracht. Ab und an hatten wir freundliche Worte im CBI gewechselt, das war es auch schon gewesen, doch hätte ich niemals gedacht, dass sie der Mörder war.
Van Pelt und ich fuhren wieder zurück in die Büro-Etage und gingen zum Beobachtungsraum, um dabei zuzusehen, wie Jane Rebecca Anderson befragte. Im Raum standen bereits Minelli, Rigsby und Cho, die abwartend durch die Scheibe sahen. Auch Wachmänner und die Techniken waren hier versammelt.
Verwundert hob Minelli eine Augenbraue, als sein Blick auf mich fiel. »Moore, was machen Sie denn hier?«
»Sie hat geholfen, den Fall zu lösen«, erklärte Rigsby. »Sie wusste von Carter Peak.«
Anerkennend nickte der Mann und ohne ein weiteres Wort wandte er sich wieder Jane und Rebecca zu, die sich auf Stühlen gegenüber saßen. Der Tisch war weggenommen worden und Rebecca trug Handschellen, die an ihrem Stuhl befestigt worden waren.
»Sie fragen sich, warum ich so grausame Dinge für Red John tun kann«, sagte Rebecca.
»Nein, das weiß ich schon«, meinte Jane gelassen. »Sie hatten eine schreckliche Kindheit, wurden missbraucht. Sie dachten, Sie würden nie aus diesem hässlichen, schrecklichen Umfeld ausbrechen. Sie haben es getan, weil Red John Ihnen Liebe gibt. Er gibt Ihnen das Gefühl, etwas wert zu sein.«
Rebecca lächelte milde. »Sie sind ihm erstaunlich ähnlich, wie Sie Leute ansehen und ihr Inneres erkennen.«
Einen Moment schwieg Jane, ehe er sagte: »Ich möchte, dass Sie an Folgendes denken, bevor Sie heute Abend einschlafen – Sie sind für ihn nichts weiter als ein Objekt, bloß ein Wegwerfartikel. Sie haben keinen Wert für ihn, Sie sind nur sein Werkzeug. Er ist kein guter Mensch.«
Rebecca schüttelte den Kopf. »Sie irren sich gewaltig. Er ist ein guter Mensch. Er ist ein Messias. Voller Erleuchtung und Liebe.«
»Er foltert und tötet Frauen«, erinnerte Jane sie mit ernster Stimme
»Verstehen Sie denn nicht? Ohne Tod gibt es kein Leben. Ohne Dunkelheit gibt es kein Licht. Sehen Sie sich an! Sie waren doch blind, bevor Ihre Frau und Ihre Tochter umgebracht wurden. Sie lebten doch in Illusionen. Red John hat Ihnen die Augen geöffnet. Und jetzt sehen Sie die Welt doch so, wie Sie wirklich ist.«
»Oh«, machte Jane sarkastisch. »Wie sind Sie ihm zum ersten Mal begegnet?«
»Ich werde Ihnen nicht ein Wort über ihn sagen.«
»Doch werden Sie«, entgegnete Jane. »Sie werden eines Tages aufwachen und mit voller Abscheu auf Ihre Tat blicken.«
»Nein, niemals! Ich liebe Red John und Red John liebt mich. Ich werde sein Vertrauen nicht missbrauchen.«
»Eines Tages ...«, flüsterte Jane und ich konnte ihn selbstsicher lächeln hören. »Eines noch – wieso haben Sie Boscos Männer getötet? Die Beweise waren doch beseitigt, also war es doch unnötig. Außerdem haben Sie Ihre Arbeit nicht vollständig ausgeführt. Agent Moore von der BAU hat ebenfalls mit Bosco an dem Fall gearbeitet. Wieso haben Sie sie nicht getötet?«
»Weil Red John verlangt hat, sie am Leben zu lassen«, erklärte Rebecca mit einem Lächeln auf den Lippen und augenblicklich verkrampfte sich mein Körper. Ich spürte Minellis Blick zu mir wandern, und auch Rigsby und Van Pelt sahen zu mir.
»Wieso?«, fragte Jane. Seine Stimme war ernst.
»Weil er sie noch braucht.« Rebeccas Lächeln wurde breiter.
Ein Schauer lief mir den Rücken herunter. Red John brauchte mich. Wieso? Was konnte ich ihm bieten? Und woher wusste er von mir? Ich hatte mich nie öffentlich gezeigt, geschweige denn wurde es öffentlich bekannt gemacht, dass ich mit Bosco an dem Fall arbeitete. Nach meiner Kündigung war sowieso jeder davon ausgegangen, dass ich nicht mehr daran arbeitete. Hatte Rebecca Red John also davon erzählt? Mit Sicherheit war ihr nicht entgangen, dass Bosco und ich noch Kontakt gehabt hatten.
»Und wieso Bosco und sein Team?«, wollte Jane wissen.
»Das wissen Sie doch«, merkte Rebecca an.
»Nein.«
»Ich dachte, das wissen Sie.« Die Frau schien etwas enttäuscht. »Ich habe Bosco und seine Männer beseitigt, weil Red John wollte, dass Sie wieder an dem Fall arbeiten. Red John vermisst Sie und Sie wollten den Fall doch auch wieder haben, stimmt's?«
Stille erfüllte den Raum. Ich merkte, wie die Anspannung im Beobachtungsraum stieg. Keiner wagte es, etwas zu sagen.
»Wir sind hier fertig«, sagte Jane an uns gewandt und ich merkte, dass seine Stimme belegt war. Ein Wachmann betrat den Verhörraum und führte Rebecca Anderson ab. Rigsby, Cho, Van Pelt und ich gingen herüber zu Jane, um mit ihm zu sprechen. Ich warf Jane ein leichtes Lächeln zu – eher zur Aufmunterung als aus Mitleid. Auf irgendeine Weise gingen die Toten auf Janes Kappe; auch wenn er nicht aktiv daran beteiligt war, hatte Red John sie für ihn ermorden lassen. Ob Jane es bedauerte oder sich darüber freute, dass er den Fall zurück hatte, konnte ich nicht sagen.
»Die Gefangene ist am Boden! Die Gefangene rührt sich nicht mehr!«, hörten wir auf einmal die panische Stimme des Wachmanns aus dem Flur zu uns dringen. Sofort eilte Jane los und wir folgten ihm. Rebecca Anderson lag mit weit geöffneten Augen auf dem Boden und regte sich nicht mehr. Einer der Männer fühlte den Puls, doch konnte er nur den Kopf schütteln.
Die Frau war tot. Die einzige Person, die uns zu Red John führen konnte, war tot.
Erschüttert starrte ich sie an. Fassungslos stolperte Jane einen Schritt zurück. Ich wusste, dass es nicht der erste Zeuge war, den er im Red John Fall verlor. Er lief im Flur zurück und ich hörte ihn verzweifelt auflachen. Während die anderen versuchten, Rebeccas Körper zu überprüfen, lief ich auf ihm zu. Wütend schlug er mit den Fäusten gegen die Betonwand und hilflos drehte er sich hin und her.
»Jane ...«, sagte ich vorsichtig und hob die Hand, um sie auf seinen Rücken zu legen. »Atme tief durch! Es wird alles gut. Alles wird gut, Jane.«
Er riss sich von mir los und wirbelte zu mir herum. »Wie soll alles gut werden, Kaitlyn?«, rief er ungehalten. »Red John ist uns immer einen Schritt voraus! Wir haben die einzige Person verloren, die uns zu ihm hätte hinführen können. Carter Peaks Leiche ist verschwunden. Wir haben nichts mehr.«
Ich konnte die Verzweiflung in seinen Augen sehen. Er war den Tränen nahe.
»Wir werden ihn finden«, versprach ich ihm und aufmunternd nickte ich ihm zu.
Auch wenn die Situation aussichtslos erschien, so wollte ich nicht so einfach aufgeben. Und Jane sollte das auch nicht. Red John würde irgendwann einen Fehler machen – da war ich mir sicher.
Samuel Bosco starb an seinen Wunden im Krankenhaus. Ich hatte nicht einmal mehr die Möglichkeit mit ihm zu reden, geschweige denn ihn zu sehen. Das einzig Gute, was der Fall an sich hatte, war, dass Minelli mich wieder einstellte. Der Director selbst ging eine Woche später in Pension. Der Tod seiner Agents traf ihn tief.
Und so blieb das CBI vorerst ohne Assistant Director.
Lisbon nahm mich nun wieder auf Probe auf. Auch wenn die Frau mich einem Lächeln begrüßte, so sah ich das Gebrochene in ihr. Bosco war ihr wichtig gewesen und Red John hatte ihr ihn genommen. Auch dies würde eine Wunde hinterlassen.
Tatsächlich hatte ich Red John etwas unterschätzt. Dass er so weit gehen würde, im CBI einen Spitzel zu platzieren, der Bosco und seine Leute nur tötete, damit Jane den Fall wieder hatte, war einfach krank. Doch das zeigte auch deutlich, dass er es liebte Spielchen zu spielen, und auf eine absurde Weise hatte Rebecca Anderson recht gehabt – Jane und Red John waren sich ähnlich, vor allem darin, wie sie Leute sahen und sie für ihre Zwecke einsetzten.
Was mir jedoch am meisten Angst machte, war, dass Red John persönlich angewiesen hatte, mich am Leben zu lassen. Welchen Wert hatte ich für ihn? Welches Spiel spielte er mit mir?

3056 Wörter

Dam dam daaam.

Erst einmal - es tut mir schon wieder leid, dass das letzte Update so lange her ist. Irgendwie habe ich das Zeitgefühl verloren, und da die Uni und einige Projekte mich ziemlich auf Trab halten, vergesse ich manchmal die Tage.

Zum Kapitel: Red John braucht Kaitlyn. Die Frage ist - wozu? Was, denkt ihr, hat er mit ihr vor?

Glaubt ihr, der Fall tut Kate gut?

IN MY MIND || The Mentalist [Band 2]Where stories live. Discover now