Teil 2

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"Von...dir"

Wieder entwichen Schluchtzer aus meinen Lippen, aber ansonsten war es komplett still.

"Von dem da?", brüllte Tim los.

Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er auch wieder hier war, umso erstaunter sah ich ihn nun an. Ich fühlte mich nicht mehr in der Lage irgendeinem der beiden in die Augen zu sehen.

"Lara, es ist aus, geh, hau ab, pack deine Sachen, wenn ich nach Hause komme, will ich dich nicht mehr sehen!", schrie er und verließ schnellen Schrittes die Wohnung.

Langsam zog ich mich am Rand des Waschbeckens hoch und sah zu Jakob, welcher mich nachdenklich ansah Langsam verließ ich das Bad und suchte meine Koffer um meine Sachen zu packen. Ich konnte ihn ja verstehen. Aber was sollte ich jetzt tun? Wo sollte ich hin?

"Hey, lass den Kopf nicht hängen"

Niedergeschlagen drehte ich mich zu Jakob um und sah ihn traurig an.

"Das sagt sich so leicht..."

"Komm her", sagte er und machte Anstalten mich zu umarmen, doch ich schreckte zurück und wollte wieder die Flucht ergreifen.

Allerdings machte mir mein Kreislauf einen Strich durch die Rechnung. Sofort hielt mich Jakob fest, hob mich anschließend hoch und trug mich zum Bett, um mich darauf niederzulegen. Er setzte sich neben mich und sah mich nachdenklich an.

Bei jeder Berührung von ihm spürte ich eine Gänsehaut auf meinem Körper, doch ich wusste nicht, warum das so war. War es möglich, dass ich noch immer Gefühle für ihn hatte? Doch was würde mir das bringen, mehr als Freunde würde wir doch nie wieder werden.

Gemeinsam mit Jakob packte ich all meine Sachen zusammen und verließ dann die Wohnung. Meinen Schlüssel ließ ich auf dem Tisch liegen. Jakob hatte mir angeboten, dass ich bei ihm wohnen konnte. Mehr hatten wir nicht gesprochen. So kam es, dass ich neben ihm im Zug saß, ohne wirklich zu wissen, wie es weiter gehen sollte.

"Hey aufwachen", nahm ich eine Stimme neben meinem Ohr wahr.

Verschlafen öffnete ich die Augen und sah meinen Exfreund verwirrt an.

"Wo sind wir?"

"Gleich bei mir zuhause und jetzt komm"

Etwa eine halbe Stunde später waren wir bei Jakob zuhause und ich ließ mich erschöpft auf sein Bett sinken. Mir war das alles zu viel heute. Mittlerweile war ich mir zwar bewusst, dass ich immer noch Gefühle für ihn hatte, aber ich bezweifelte stark, dass er sie erwiderte.

"Ist alles in Ordnung?", riss er mich aus meinen Gedanken.

Ich schreckte hoch und starrte ihn an, antwortete aber nicht. Wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen und ich drehte mich weg.

"Hey, wein doch nicht, es wird alles gut!"

"Wie soll denn alles gut werden, ich bin schwanger, mein Freund hat Schluss gemacht und ich muss mich jetzt alleine um das Kind kümmern?!", schluchzte ich.

Darauf hin spürte ich, wie er seine Arme sanft um mich legte und mich in eine Umarmung zog.

"Du bist nicht allein!"

"Wie meinst du das?", fragte ich mit zitternder Stimme.

"Ich...also wenn du magst...also dann kann ich dir helfen...also wir zusammen, es ist ja auch mein Kind!"

Erstaunt sah ich ihn aus großen Augen an.

"Meinst du das ernst?", stotterte ich.

"Natürlich...aber nur wenn du das auch willst!"

"Das wäre wunderschön", flüsterte ich. "Ich liebe dich"

Hatte ich das gerade laut gesagt? Musste ich sofort wieder alles zerstören? Jetzt, wo alles gut zu werden scheint? Ich war so ein Idiot.

"Ich liebe dich auch"

Ruckartig drehte ich meinen Kopf wieder zu seinem Gesicht und sah ich noch erstaunter an, als zuvor. Konnte das wahr sein? War das alles real, oder träumte ich? Ich musste wohl träumen, denn das alles hier, war zu schön, um wahr zu sein. Doch seine Lippen, die langsam auf meine trafen, bewiesen mir, dass ich wach war. Dennoch völlig überrumpelt wich ich zurück, was ich jedoch gleich bereute. Wieso musste ich mich schon wieder zum Affen machen? Hatte ich das nicht schon genug getan?

"Tut mir leid...ich...ich..."

"Ist schon gut, du bist wahrscheinlich ziemlich durcheinander", meinte er sanft.

Ich nickte kurz, ehe ich verlegen zu Boden sah.

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein leichtes Rütteln an den Schultern geweckt. Müde schlug ich die Augen auf und blickte direkt in die funkelnden Augen von Jakob.

"Guten Morgen"

"Morgen"

Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es schon Mittag war. Also stand ich auf, machte mich im Bad fertig und ging dann in die Küche, wo Jakob bereits das Essen zubereitet hatte.

"Ich hoffe du hast Hunger", sagte er und grinste.

Verlegen sah ich zu Boden, nickte aber. Ich wusste nicht, was mit mir los war, wieso ich irgendwie überfordert oder was auch immer war. Aber wahrscheinlich war einfach alles zu viel. Zuerst, dass ich meinem jetzigen Exfreund fremd gegangen war, dann dass ich davon auch noch schwanger wurde, dann die Trennung und zuletzt das, dass ich jetzt mit dem Vater meines Kindes, der mich auch liebt, ich einer Wohnung wohnte. Sollte man letztendlich jetzt von Glück sprechen? Ich wusste es nicht. Ich wusste zur Zeit gar nichts. Ich war komplett überfordert mit allem und hoffte, dass ich mit der Zeit alles in den Griff bekommen würde.

Nach einigen Wochen gewöhnte ich mich an die Geschehnisse der letzten Wochen und ich blockte auch die Annäherungen Jakobs nicht mehr ab und wir kamen sogar wieder zusammen. Ich war sehr glücklich, ihn endlich wieder an meiner Seite zu haben, denn ich hatte ihn schon irgendwie vermisst, auch wenn ich das natürlich niemals zugeben hätte.

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⏰ Last updated: Dec 17, 2020 ⏰

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