Die unverzeihlichen Flüche

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Ich eile den Korridor zum Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste entlang. Unsanft stoße ich ein paar Ravenclaws zur Seite, die mir im Weg stehen und stoße etwas unsanft mit einem von ihnen zusammen.
Ich pralle von ihm ab und lande unsanft auf dem Steinboden.
„Autsch!", schimpfe ich. „Entschuldigung."
„Nicht so schlimm.", lacht Anthony, der mir helfend seine Hand hinhält. Ich greife danach und lass mir auf die Beine helfen.
„Entschuldige, Anthony.", murmle ich verlegen. Er winkt ab.
„Was soll's ist ja nichts passiert. Wieso hast du es so eilig?"
„Ich hab gleich meine erste Stunde bei Moody.", erkläre ich. „Und ich war etwas zu lang in der Bibliothek."
„Ja, so kennt man dich, Hermine", lacht er und klopft mir auf die Schulter. „Immer strebsam. Das gefällt mir an dir!"
„Ehm, danke...", murmle ich verlegen. Diese ganze Situation wird mir unangenehm und ich würde gerne fliehen.
Einige Ravenclaws haben uns mittlerweile bemerkt und kichern aufgeregt.
„Hermine?", ruft eine mir bekannte Stimme, die sofort meinen Puls in die Höhe schießen lässt.
„Hermine, da bist du ja!", ruft Harry und drängelt sich zwischen die Ravenclaws durch.
„Darf ich mal. Entschuldigung."
„Hi, Harry.", winkt Lisa Turpin.
„Hi, Lisa." Er drängt sich an ihr vorbei.
„Hermine, wir sollten uns beeilen. Ich hab überall nach dir gesucht, aber du bist so schnell wieder verschwunden."
„Ich war in der..."
„Bibliothek.", beendet Anthony meinen Satz.
„Aha." Harry beäugt misstrauisch Anthony.
„Ja, tschüss Goldstein, Hermine und ich gehen jetzt!", er greift sich meinen Unterarm und zieht mich aus dem Gedränge der Ravenclaws.
„Tschüss, Harry!", ruft Lisa.
„Ja!", ruft Harry und zerrt mich von den Ravenclaws weg.
„Ist Moody schon da?", frage ich aufgeregt, während wir Seite an Seite durch den Korridor sprinten.
„Noch nicht.", keucht er. „Was wollte Anthony?"
Wir gehen nun langsamer, als wir die Schlange vor dem Klassenzimmer erblicken. Moody scheint noch nicht da zu sein.
„Keine Ahnung.", sage ich und zucke mit den Schultern. „Smalltalk schätze ich. Wir sehen uns aber eigentlich öfters in der Bibliothek und im Unterricht. Keine Ahnung, wieso er mich jetzt aufhalten muss."
„In der Bibliothek auch?", fragt er überrascht.
„Naja, eher zufällig. Er ist manchmal da um sich ein Buch auszuleihen. Neulich wollte er eine Empfehlung von mir."
„Oh na dann.", winkt er ab.

Wieso interessiert ihn das so sehr?

„Man, wo wart ihr?" begrüßt uns Ron.
„Ich hab sie gesucht.", sagt Harry und nickt in meine Richtung.
„Ich war in der Bibliothek.", erkläre ich.
„Wie immer.", seufzt Ron.

Seit Anfang der Woche arbeite ich mich durch die verschiedensten Wälzer für Rechte magischer Geschöpfe. Doch den beiden erzähle ich davon lieber nichts.

Die Tür zum Klassenzimmer fliegt krachend auf und Moody steht in der Tür.
„Morgen!", begrüßt er uns und humpelt in das Klassenzimmer.
Harry, Ron und ich stürzen auf die drei freien Stühle in der ersten Reihe. Erwartungsvoll legen wir unsere Bücher auf den Tisch.
„Bücher weg! Die braucht ihr nicht.", sagt Moody, während er etwas an die Namensliste kontrolliert.
Jeder der sich meldet scheint Moodys magisches Auge zu durchleuchten.
„Granger?"
„Hier, Sir.", sage ich und hebe meine Hand.
Moody hebt den Kopf und schaut mich mit seinem gesunden Auge an.
„Aah.", sagt er und auf seinem vernarbten Gesicht bildet sich ein Lächeln. „Von Ihnen erwarte ich viel Miss Granger. Es heißt Sie seien die intelligenteste Hexe auf dieser Schule."
„Oh... ich ehm...", stammle ich verlegen und rutsche weiter in meinen Stuhl hinein.
Harry lächelt mir stolz zu und stupst mir in die Seite. „Stimmt doch.", flüstert er.
Dieses Kompliment geht runter wie Öl und ich werde nun rot wie eine überreife Tomate.
„Oh.", seufze ich. „Danke."
„Longbottom?"
„Hier.", sagt Neville und versteckt sich halb hinter Dean.
„Potter?"
„Hier, Sir!", ruft Harry und hebt die Hand.
Abermals schaut Moody auf und blickt Harry mit beiden Augen an.
Das gesunde Auge scheint die Narbe anzustarren, während das magische wie wild in Moodys Kopf umhersaust.
„Von Ihnen erwarte ich auch viel, Potter! Lupin hat große Stücke auf Sie gehalten!"
„Ehm, danke.", stammelt Harry.
„Thomas?"
„Hier."
„Weasley?!"
„Hier."
Zum dritten Mal schaut Moody auf: „Noch einer?"
„Ja, Sir.", sagt Ron und rutscht auf seinem Stuhl hin und her.
„Ich hoffe Sie strengen sich mehr an als Ihre Brüder!"
„Ja, Sir.", sagt Ron wieder und wird kleiner auf seinem Stuhl.
Harry und ich tauschen feixende Blicke.
„Gut. Lupin hat euch gut im Umgang mit magischen Geschöpfen unterrichtet. Da seid ihr so weit fit.
Jedoch seid ihr bei den Flüchen geradezu unerfahren! Ich habe ein Jahr Zeit um euch zu zeigen, was Zauberer sich gegenseitig antun können!"

Er will doch nicht etwa?

„Also legen wir los! Das Ministerium sagt, ich darf euch erst schwarze Flüche ab der sechsten Klasse beibringen. Doch ich bin da anderer Meinung und Dumbledore stimmt mir zu. Ihr müsst wissen, was euch erwartet! Lassen Sie das, Miss Brown!"
Alle fahren herum und starren Lavender an, die gerade Parvati etwas unter dem Tisch zu geschoben hat.
„Ihr Horoskop können Sie nach dem Unterricht weiter kritzeln! Nun, wer von Ihnen kann mir einen der drei unverzeihlichen Flüche nennen?"
Wie immer hebe ich meine Hand, viele andere tun es mir gleich.
„Mr. Weasley!", fordert Moody Ron auf.
„Ehm – Ich kenne nur einen. Den Imperius Fluch."
„Ohh, ja... Oh, jaa. Hat deinem Dad viel Kopfzerbrechen im Ministerium bereitet."
Moody humpelt zu seinem Schreibtisch hinüber, auf dem ein Glas mit drei dicken, schwarzen Spinnen steht.
Er fischt eine heraus und setzt sie sich auf die Hand.
Er zieht seinen Zauberstab und ruft klar und deutlich: „Imperio!"
Es ist, als ob er die Spinne wie einer Marionette steuert. Mal lässt er sie auf zwei Beinen laufen, oder ein Rad schlagen.
Wir lachen über die Vorstellung, die uns die Spinne liefert.
„Ja, lacht nur aber ihr werdet nicht mehr lachen, wenn ich das mit euch mache!"
Augenblicklich erstirbt das Lachen.
„Mit diesem Fluch kann man jeden, der nicht starken Willens ist, unterwerfen. Ich kann die Spinne dazu bringen, sich aus dem Fenster zu werfen, sich zu ersäufen, euch zu beißen oder in offene Münder zu klettern!"
Er lässt die Spinne wieder auf seine Hand laufen und wirft sie in das Glas zurück.
„Wer kennt noch einen? Wer kennt noch einen Fluch?"
Wieder hebe ich die Hand und wieder einige mit mir.
„Longbottom!", er deutet auf Neville.
„Nun... Es gibt noch den Cruciatus-Fluch."
„Oh ja...", murmelt Moody. „Ich muss die Spinne vergrößern, damit Ihr ihn besser sehen könnt!"
Er fischt nun eine andere Spinne aus dem Glas.
Engorgio!"
Die Spinne schwillt um das doppelte an und Moody legt sie auf seinen Tisch.
Crucio!", sagt er entschlossen und richtet seinen Zauberstab auf die Spinne.
Sofort rollt sie sich zusammen und ihre Beine flattern in alle Richtungen.
Angewidert wende ich meinen Blick ab. Obwohl ich Spinnen nicht leiden kann, kann ich es nicht sehen, wie das Tier gequält wird.
Mein Blick fällt nun auf Neville, der entgeistert auf die Spinne starrt, die sich immer noch vor Schmerzen krümmt.
Seine Augen sind weit aufgerissen und seine Hände krallen sich in den Tisch.

Das Leid der Spinne scheint ihm nahe zu gehen. Der arme Neville!

„Hören Sie auf!", kreische ich entsetzt, als ich bemerke, dass Moody keine Rücksicht auf Neville nimmt. Harry wirbelt zu mir herum und folgt meinem Blick, nun starrt auch er Neville an.
Moody unterbricht den Fluch und sein gesundes Auge starrt mich an.
„Nun... Schmerz... Man braucht keine Folterwerkzeuge mehr, wenn man diesen Fluch beherrscht."

Er wirft die letzte Spinne unachtsam ins Glas.
„Nun der letzte Fluch."
Ich hebe zitternd meine Hand, eigentlich möchte ich es nicht sagen, es nicht sehen, nicht vor Harry. Doch mein Ehrgeiz zwingt mich dazu, wenigstens einen Fluch zu nennen.
„Ja, Miss Granger?"
„Der Avada Kedavra.", flüstere ich und mein Blick huscht zu Harry.
Er scheint keine Ahnung zu haben, was dieser Fluch bedeutet.
Ich werfe ihm einen traurigen Blick zu.
Wie Moody es bei den anderen Spinnen getan hat, fischt er die letzte aus dem Glas und setzt sie auf seinen Schreibtisch.
Schuldbewusst starre ich das Tier an.
Unter dem Tisch greife ich nach Harrys Hand. „Es tut mir leid.", flüstere ich leise.
Avada Kedavra!", donnert Moody, der Raum wird kurz durch einen grünen, hellen Blitz erleuchtet. Es surrt kurz und die Spinne rollt, scheinbar unverletzt, dennoch tot, über den Tisch.
Lavender und Parvati kreischen entsetzt auf.
Schuldbewusst schaue ich Harry in die Augen.
Ich wollte ihm nicht diesen Fluch sehen lassen, durch den er seine Eltern verloren hat. Den Fluch, der sein Leben zerstört hat und der sein Leben lang prägen wird. Den Fluch, der ihm diese Narbe verpasst hat.
„Der Avada Kedavra ist der schlimmste der drei Flüche.", erklärt Moody. „Er tötet sofort und es gibt keinen Gegenzauber, um sich zu schützen."
Meine Hand krallt sich in Harrys
„Bisher hat ihn nur einer überlebt und der sitzt hier unter uns."
Er tritt an unseren Tisch heran und sein magisches Auge blickt auf den Tisch, auf die Stelle unter der ich mich in Harrys Hand gekrallt habe.
Ängstlich lasse ich los.
Über Moodys Gesicht huscht ein Lächeln und er trinkt einen Schluck aus seinem Flachmann.
„Wer diese Flüche auf einen Mitmenschen anwendet, bekommt ein Ticket ohne Wiederkehr und eine Zelle lebenslang in Askaban!", poltert Moody
Den Rest der Stunde lässt er uns Notizen über die einzelnen Flüche aufschreiben und keiner spricht mehr ein Wort.
Endlich läutet es und wir verlassen schnell das Klassenzimmer.
Neville hechtet als erster hinaus.

Irgendetwas stimmt mit ihm nicht!

Neville ist schon immer sehr ängstlich und zurückgezogen gewesen, doch jetzt ist er anders und ich mache mir ernsthafte Sorgen.
Ron, Dean und Seamus tratschen über die Stunde als ob es eine Zirkusshow gewesen wäre.
„Habt ihr gesehen, wie sie gezuckt hat?", fragt Dean mit Begeisterung in der Stimme.
Auch Harry scheint die Vorstellung nicht genossen zu haben. Für ihn muss das schrecklich gewesen sein, zu sehen, wie seine Eltern starben und mit welchem Fluch er, für sein Leben, gezeichnet wurde.
Schuldbewusst schaue ich ihn an.
Mich plagt der Gedanke, dass ich an seiner Gefühlslage schuld wäre, dass ich ihm vor Augen geführt habe, wie seine Eltern starben.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Neville, wie er schnell in einen Seitengang hastet.
„Beeilt euch.", sage ich zu den Jungs. „Was ist denn nun schon wieder, doch nicht die Bibliothek?", fragt Ron genervt.
„Nein. Neville.", sage ich und deute auf den Gang, in dem Neville steht.
„Hey.", flüstere ich sanft und berühre ihn am Arm. „Alles okay?"
„Hey, Hermine.", presst er hervor. „Großartige Stunde, nicht wahr? Was gibt es wohl zum Mittag?"
„Geht es dir gut?"
„Ja, blendend!"
Harry stellt sich nun neben mich und spricht nun sanft zu Neville: „Hey, geht es dir wirklich gut?"
Neville macht einen wirklich verstörten Eindruck. Seine Augen sind immer noch weit aufgerissen und sein Gesicht ist leichenblass.
„J-ja.", stammelt er.
Klonk, Klonk.
Moody kommt auf den Gang und schiebt die anderen zur Seite. „Ist schon gut, Kleiner.", sagt er mit ungewohnt sanfter Stimme. „Komm, wir trinken eine Tasse Tee." Mit sanfter Gewalt schiebt er Neville in sein Büro.
„Was sollte das?", fragt Ron, während wir uns auf dem Weg zum Abendessen machen.
„Keine Ahnung.", murmelt Harry, ihn scheint der Avada Kedavra immer noch zu belasten.
„Hast du gesehen, wie die Spinne einfach tot umgefallen ist? Dieser Fluch muss echt mächtig seiiii..." Er unterbricht seinen Satz, als er Harrys Gesichtsausdruck sieht.
Stumm schaufle ich mir mein Essen in den Mund und renne dann in die Bibliothek.
Madam Pince, mit der ich mich in den letzten Jahren besonders gut angefreundet habe, hat mir schon einige Bücher herausgesucht.
„Danke, Madam Pince.", lächle ich freundlich und setzte mich an meinen Lieblingsplatz am Fenster, zwischen zwei Regalen.
Hier bin ich immer ungestört und kann mich gut konzentrieren.
„Oh, hallo Hermine. Das ist ja ein Zufall!"
Wumms!
Anthony lässt zwei dicke Wälzer auf den Tisch krachen. Erschrocken zucke ich zusammen.
„Entschuldige ich wollte dich nicht erschrecken."
„Schon gut.", murmle ich und beuge mich wieder über das Kapitel für Rechte der Hinkepanks.

Wie kann es sein, dass diese Viecher Reche haben und Elfen keine!?

„Was liest du da?"
„Etwas über Rechte für magische Geschöpfe.", murmle ich vertieft.
„Oh, interessant, ich lese die Geschichte von Hogwarts." Unaufgefordert setzt er sich einfach mir gegenüber und schlägt das Buch auf.
Während Anthony mich weiter zu labert, versinke ich in Gedanken und höre ihm nicht weiter zu.

Was Harry wohl jetzt von mir denkt? Wegen mir musste er diesen Fluch sehen... Ich muss mit ihm reden! Mich entschuldigen!

„Hey, du hörst mir ja gar nicht zu!"
„Hm, was?"
„Ich sagte, dass mein Vater eine besondere Version der Geschichte von Hogwarts hat. Du kannst sie dir gern ausleihen, wenn du willst."
„Danke, Anthony. Das ist sehr nett, aber nicht jetzt. Ich muss zu Harry." Eilig stopfe ich die Bücher in die rote-goldene Gryffindortasche und lasse Anthony einfach sitzen.
„Madam Pince, ich leihe mir die beiden Bücher aus!", rufe ich Madam Pince im vorbei gehen zu.
„In Ordnung. Aber schreien Sie nicht so!"
Ich eile die nun völlig ausgestorbenen Korridore des Schlosses lang.
„Passwort?", fragt die fette Dame gelangweilt.
„Quatsch!", rufe ich und das Portrait schwingt zur Seite.
Ich stolpere in den Raum und eile zu Ron hinüber, der über seinen Hausaufgaben brütet.
„Wo ist Harry?!", keuche ich.
„Keine Ahnung.", murmelt er und kritzelt irgendein Horoskop auf sein Blatt.
Ich muss gar nicht erst meine Kette fragen, wo Harry ist, instinktiv weiß ich es.
Ich stoße das Portrait der fetten Dame unsanft zur Seite
„Hey, du bist doch eben erst gekommen!"
Ich laufe zwei Treppen in den fünften Stock hinunter und in das Klassenzimmer, in dem ich Harry vermute.
Im letzten Jahr haben wir uns öfters hier getroffen.
Ich atme tief durch und klopfe gegen die Tür.
„Ich hab mich schon gefragt, wann du kommst.", ruft eine Stimme von drinnen.
Ich öffne vorsichtig die Tür und erblicke Harry der aus dem Fenster starrt.
„Ich mag diesen Raum... Hier ist es immer so ruhig.", sagt er abwesend, während er aus dem Fenster starrt.
„Harry... Ich wollte mich entschuldigen..."
„Wofür?", fragt er verdutzt.
„Ich habe so ein schlechtes Gewissen bekommen... Wegen mir musstest du ihn sehen... Den Fluch..."
„Du hast sie ja auch nicht getötet.", murmelt er. „Alles gut, Mine."
Er schweigt und schaut seine Schuhe an.
„Es ist komisch zu wissen ... zu wissen wie sie starben. Früher, bevor ich wusste, dass ich ein Zauberer bin, habe ich oft von diesem grünen Licht geträumt. Das wird der Fluch gewesen sein, als er mich getroffen hat."
Wie so oft plagt mich sein Schicksal. „Oh, Harry... Das wusste ich nicht...", flüstere ich und lasse die Tasche auf den Boden sinken.
„Nein, woher auch...", er starrt auf die Tasche. „Es ist nicht deine Schuld.", murmelt er wieder. „Du hast ihn nur genannt."
„Es ist unverantwortlich, so etwas vor Schülern vorzuführen!", schimpfe ich. „Gerade, wenn man deine Geschichte kennt!"
„Schon gut, Mine.", sagt er mit einem Lächeln. „Schön, dass du hier bist. Es geht mir auch schon besser, wirklich."
„Besser als Neville?"
„Ja, auf jeden Fall. Hast du sein Gesicht gesehen?"
„Ja, unheimlich. Ihm muss der Cruciatus auch sehr nahegegangen sein."
Harry setzt sich auf einen Tisch und bedeutet mir sich neben ihn zu setzten.
„Was liest du eigentlich in der Bibliothek die ganze Zeit?", fragt er neugierig.
Ich druckse etwas herum. „Ein paar Bücher über Rechte der magischen Geschöpfe."
„Du willst dich immer noch für die Elfen engagieren?"
„Natürlich!", sage ich empört. „So schnell gebe ich nicht auf! Diese armen Wesen müssen gerettet werden!"
„Ja, du hast ja recht. Dobby ist ja auch ganz glücklich.", murmelt er.
„Genau! Und die anderen Elfen werden es auch sein!"
„Bist du in den Büchern schon fündig geworden?", fragt er mit prüfendem Blick auf die Tasche.
„Nein." Ich schaue verlegen auf die Schuhe. „Bisher hat sich keiner für die Elfenrechte eingesetzt."
„Dann wird es wohl Zeit, hm?", lacht Harry.
„Meinst du ich kann etwas erreichen?" frage ich freudig.
„Ich denke schon!" lächelt er „Wir sollten jetzt wieder in den Gemeinschaftsraum gehen. Es wird spät und ich muss noch meine Hausaufgaben machen."
Er erhebt sich und reicht mir seine Hand.
Lächelnd greife ich danach und lasse mir von dem Tisch helfen.
Fröhlich darüber, dass Harry mir nicht böse ist und dass es ihm wieder besser geht schlendern wir zurück in den Gemeinschaftsraum.
„Ooh, jetzt will sie auf einmal wieder hinein!", höhnt die fette Dame als sie mich sieht.
„Ja.", murmle ich.
„Quatsch!", ruft Harry.
„Wenn ich das wieder Melody erzähle", flötet sie.
„QUATSCH!"
„Ist ja gut, ich lass euch rein.", sagt sie etwas ungehalten und schwingt zur Seite.
„Harry! Harry!", ruft Ron, der mit einer weißen Eule an seinem Tisch sitzt.
Harry reagiert sofort und rennt auf Hedwig und Ron zu.
„Endlich bist du wieder da!", begrüßt er die Eule.
Ich folge ihm und streichle Hedwig freundlich über den Kopf. „Hallo, Hedwig.", sage ich sanft und sie zwickt mir freundlich in den Finger.
Dann hält sie Harry ihr Bein mit einer Schriftrolle hin.
Aufgeregt und mit zitternden Händen entrollt er das Stück Pergament:

Lieber Harry,
ich fliege sofort wieder nach Norden. Diese Neuigkeit über deine Narbe ist nur das letzte Glied in einer Kette merkwürdiger Ereignisse. Wenn sie wieder anfängt zu schmerzen geh sofort zu Dumbledore!
Ich melde mich bald! Grüße Ron und Hermine von mir.
Sirius.

„Oh, nein!", flüstere ich „er kommt zurück? Sie werden ihn fangen!"
Harry scheint das gerade auch klar zu werden und er schlägt wütend seinen Kopf auf den Tisch.
„Nein. Nein. Nein. Nein!"
Einige der Gryffindors schauen sich verwundet nach ihm um. Ich lächle verlegen in die Runde und sie kehren uns wieder den Rücken zu.
„Er denkt, er müsse jetzt zurückkommen und mir helfen! Er denkt ich sei in Schwierigkeiten!", er donnert seine Faust auf den Tisch. „Wenn sie ihn fangen ist es meine Schuld!"
Hedwig klackert mit ihrem Schnabel, erwartungsvoll etwas zu futtern zu bekommen.
„Für dich habe ich nichts!", blafft er sie an. Wütend kreischt sie auf und zu mir hinüber.
„Gleich.", flüstere ich.
„Harry... Hör mir bitte zu...", ich will ihn besänftigen, in der Hoffnung, dass ich wieder einmal zu ihm durchdringen kann.
„Lass mich, Hermine." Er steht auf und wirft dabei den Stuhl um. „Ich gehe schlafen!" Wütend stampft er die Treppe in den Jungenschlafsaal hinauf.
„Ich denke ich sollte hinterher.", erklärt mir Ron, während er aufsteht und eilt dem wutentbrannten Harry nach.
„Jetzt sind nur noch wir zwei übrig.", flüstere ich Hedwig zu, die mir auf die Schulter flattert.
„Dann komm mal mit, ich habe ein paar Eulenkekse oben."
Mit Hedwig auf der Schulter gehe ich hinauf in den Mädchenschlafsaal.
Ich krame die Eulenkekse hervor, die ich eigentlich immer den Posteulen zuwerfe.
„Sei ihm nicht böse.", sage ich zu Hedwig, als ich ihr die Kekse reiche. „Er hatte nur einen harten Tag."
Sie krächzt laut auf und zerpickt einen Keks.
Die Tür zum Schlafsaal wird geöffnet und herein platzten Lavender und Parvati.
„Hi, Hermine!", begrüßen sie mich. „Und hallo Hedwig!"
Beide streicheln Hedwig über das Gefieder.
Etwas empört klackert sie auf. Lässt sich aber von beiden Streicheln.
Nachdem Hedwig den Keks verspeist hat, öffne ich das Fenster.
„Flieg in die Eulerei. Harry wird sich bald bei dir entschuldigen. Versprochen."
Ich kraule ihr das Köpfchen und sie zwickt mir zum Abschied ins Ohrläppchen, dann flattert sie davon.
„Dich scheint sie zu mögen.", sagt Parvati und setzt sich auf ihr Bett.
„Scheint so.", murmle ich, während ich meine Tasche für den nächsten Tag packe.

Hermine Granger und die magische WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt