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>Schwerfällig stand ich auf und sah kurz bei meiner Mutter ins Zimmer, welche friedlich dort schlief. Vermutlich hatte sie mich einfach nicht wecken wollen, als sie nach Hause gekommen war. Mit einem leisen Seufzen lief ich in mein Zimmer und warf mich dort in mein Bett. Auf dem Weg zu meinem Zimmer hatte ich einen Entschluss gefasst. Ich würde mich morgen einfach krankmelden.<

𝓟𝓸𝓥. 𝓚𝓪𝓲𝓪

Der Gedanke war schnell gefasst, allerdings hielt er mich den Rest der Nacht wach. Würden dann nicht noch mehr Fragen auf mich warten? Immerhin war es mein zweiter Arbeitstag, da konnte ich mich doch nicht sofort krank melden. Oder doch? Ein schriller Alarm riss mich aus meinen Gedanken. Wie erstarrt sah ich meinen Wecker an. Wie konnte es sein, dass es jetzt schon sieben Uhr morgens war? Hatte ich mich wirklich mit diesem Gedanken die ganze Nacht herumgeschlagen? Müde und unglücklich schaffte ich es tatsächlich mich aufzuraffen und in die Küche zu laufen, nur um dort einen Zettel von meiner Mutter vorzufinden, dass sie schon früher los musste und heute auch nicht mehr nach Hause kommen wird, da sie eine Nachtschicht übernommen hatte. Noch demotivierter als sowieso schon ließ ich mich auf dem Sofa nieder und starrte an die Wand, für zehn Minuten wie ich dachte. Als mein Handy jedoch klingelte und ich einen Blick darauf warf bekam ich gleich zweimal einen Schock. Den ersten, als ich sah wer mich dort anrief und den zweiten, als mein Blick langsam auf die Uhrzeit wanderte. Wie konnte es bitte schon neune sein?! Nervös nahm ich den Anruf an. Natürlich war es Max der mich anrief. Auch er hatte sich gefragt, wo ich blieb. »Hallo?« leise meldete ich mich und senkte meinen Blick auf den kleinen Tisch, welcher vor mir stand. Wie die meisten Möbelstücke in unserer Wohnung hatte auch er schon bessere Jahre gesehen. Er schrie mittlerweile förmlich "Bitte verwende mich als Brennholz".

Nervös starrte ich weiter auf den Tisch. Ich erwartete eine laute Standpauke oder die sofortige Kündigung aber nichts dergleichen geschah. Ich hörte nur ein erleichtertes Seufzen am anderen Ende der Leitung. Oder war es doch ein enttäuschtes Seufzen? »Ist alles in Ordnung bei dir?« fragte Max mich nun ruhig und ich konnte hören, dass er wohl auch nicht im Büro war. Im Hintergrund spielte ein leises Radio und es klang fast so, als würde  er Autofahren. Er fragte mich ob alles in Ordnung war? Nein natürlich war es das nicht. Meine Stimme hörte sich schrill an, als ich ihm nervös antwortete »Natürlich ist alles in Ordnung ich fühle mich nur nicht gut. Tut mir Leid für die Umstände« das alles hatte ich in so einer Geschwindigkeit gesagt, dass es wohl unmöglich war zu verstehen. Es folgte noch ein weiteres Seufzen durch den Hörer »Hatte ich nicht gesagt du sollst mich nicht anlügen? Du kannst dich nicht ewig in deiner Wohnung verstecken Kaia. Bis gleich.« Mit diesen Worten legte er auf und ich starrte wie erstarrt auf mein Display. Was meinte er mit "Bis gleich"? Er würde doch jetzt nicht etwa hier auftauchen? Und da war es wieder dieses ekelhafte Gefühl der ansteigenden Panik. Ich wusste was gleich passieren würde, meine zitternden Hände deuteten wieder darauf hin. Mehr schlecht als Recht stand ich auf und lief zu meiner Tür. Die aufkeimende Panik sorgte dafür, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. Allerdings wusste ich, dass ich ein Problem hatte wenn ich hier alleine hyperventilierte. Schon das ein oder andere Mal hatte ich ins Krankenhaus gemusst, weil eine Panikattacke so stark auftrat, dass ich keine Luft mehr bekam. Wenn das jetzt passierte würde ich vermutlich schwere Folgen davontragen wenn nicht sogar daran ersticken.

Mit meinen letzten Kräften hatte ich mich also zur Tür geschleppt und diese einen Spalt breit geöffnet, bevor meine Beine einfach ihren Dienst verweigerten und ich auf der Stelle in mich zusammensackte. Luftringend saß ich dort also nun und versuchte an eine schöne Erinnerung zu denken, damit ich mich wieder beruhigen konnte. Trotz all meinen Anstrengungen schaffte ich allerdings nicht an den guten Erinnerungen festzuhalten und immer wieder wurde ich zu den schlechten zurückkatapultiert. Zum wiederholten Mal sah ich meinen Vater im Krankenhaus sterben, wieder sah ich mich komplett hilflos im Treppenhaus, wieder fühlte ich mich hilflos und verloren. Ich fiel in ein tiefes Loch und konnte förmlich spüren wie mich eine unbekannte Kraft immer weiter in die Tiefe riss. Ein leises Schluchzen verließ meinen Mund und zum wiederholten Mal versuchte ich Luft zu bekommen.  Ein sinnloses Unterfangen, je mehr ich nach Luft rang desto weniger Luft bekam ich.

Don't ask me about my past || Kontra K √Where stories live. Discover now