15 - Spind Sechsundachzig

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Das Leben ist wie eine Treppe

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Das Leben ist wie eine Treppe.
Der eine steigt hinauf, der andere steigt hernieder.
- Katharina von Siena -

WARUM KANN DAS WOCHENENDE nicht fünf Tage gehen und die Schulwoche zwei Tage? Das war mein erster Gedanke, als ich heute früh aufwachte

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WARUM KANN DAS WOCHENENDE nicht fünf Tage gehen und die Schulwoche zwei Tage? Das war mein erster Gedanke, als ich heute früh aufwachte. Dann kam mir der Gedanke, dass ich heute Silas begegnen würde, was meine Stimmung etwas abhob. Zudem hatte ich nie Probleme in der Schule und bin stets gerne hingegangen, selbst wenn es natürlich Lehrer und Fächer gab, die mir nicht lagen und mir auch nie liegen werden.

Den Weg zur Schule trete ich zuversichtlich an, Can I call you Tonight von Dayglow dringt durch meine Kopfhörer in meine Ohren. Vibrierende Saiten, rauchende Stimmen, energiegeladene Töne und klangvolle Pausen. Ich wende mich der aufgehenden Sonne zu, den goldenen Strahlen, die ein leuchtendes, reines Licht auf meine Haut fallen lässt. Denn richte ich mich der Sonne entgegen, fallen alle Schatten hinter mich. Schatten, die mir sonst nur im Weg stehen – meine eigenen Schatten, die mir im Weg stehen.

Ein leichter Windhauch wirbelt meine blonden Strähnen auf, die kühle Luft färbt meine Nase rot und zerrt an meiner warmen Kleidung. Morgens, wenn die Bäume und Pflanzen alle mit einer einfachen Schicht Frost überzogen sind, reflektiert die Sonne und lässt alles wie Glitzer im Sonnenlicht funkeln. Violet wird das alles nie wiedersehen, denke ich plötzlich. Und sofort verpufft die gute Laune wieder.

Es hat ewig gedauert, auch nur irgendwas zu fühlen, außer Schuld und Schmerz.

Und nur wenige Sekundenbruchteile, um all das wieder zunichte zu machen. Das Lied wechselt, die Sonne wird von grauen, tiefhängenden Wolken verdeckt. Das triste Gebäude der Schule wartet am Ende der Straße auf mich und sieht aus, als würde es mich verspotten.

Es sieht genauso traurig aus, wie ich mich fühle. Trotzdem funktioniert mein Körper irgendwie weiter, wie eine Maschine, die auf Autopiloten läuft. Manchmal verfalle ich in eine Art emotionale Starre, in der ich zwar körperlich anwesend bin, wie sonst auch. Und ich höre alles, höre jedes Wort, jedes Lachen und jedes vorbeirauschende Auto.

Es erreicht mich nicht.

Ich versinke in meinen Gedanken und alles verschwimmt, bis es nichts mehr gibt als meine Gedanken und mich.

LOVE LETTERS TO A STRANGERWhere stories live. Discover now