Ich halt mich fest am Rand der Welt

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Ich halt mich fest am Rand der Welt,
hab dort mein Nest, mein kleines Zelt,
ich sitze hier und schau hinaus,
die Welt sieht rau und nasskalt aus.

Ich halt mich fest am Rand der Welt,
in meinem Baum, vom Sturm gefällt,
mir schwindelt oft, wenn ich versteh',
zu leben tut mitunter weh.

Ich halt mich fest am Rand der Welt,
im Wissen, dass, was fällt, zerschellt.
Im weichen Heim krall ich mich fest,
Geborgenheit schenkt nur mein Nest.

Ich halt mich fest am Rand der Welt,
hab Angst vor'm Himmel über 'm Feld.
Wo arglistig der Habicht weilt,
wird messerscharf die Luft zerteilt!

Ich halt mich fest am Rand der Welt,
im warmen Nest vom Licht erhellt.
Doch irgendwann will ich es wagen,
den Flug ins Leben nicht vertagen.

Der Rand der Welt ist eine Tür,
sie steht mir offen, - nur wofür?
Ich zögere, so viele Fragen!
Ich hoffe, dass mich Flügel tragen ...

Ich hab' mich über 'n Rand gelehnt,
als Vogelkind die Welt ersehnt,
ich stoß mich ab und fliege los, -
beflügelt und ganz mühelos.


August 2020

GedichteWhere stories live. Discover now