Lukasz Piszczek & Erik Durm Teil 1

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Erik ist kein Fußballer

"Ich kann das nicht, Jule. Was ist, wenn er nicht da steht wenn ich in die Kirche komme?", panisch lief Erik in der Anprobe auf und ab und wollte sich den Anzug gerade wieder ausziehen. Doch sein bester Freund Julian stoppte ihn in der Bewegung.
"Man Erik, mach dir keine Panik. Lu liebt dich, da wird er dich nicht hängen lassen. Hat er dich denn jemals hängen gelassen?"
Der Blonde schüttelte den Kopf, aber wirklich beruhigen konnte er sich nicht.
Julian seufzte leise und nahm Erik's Hände in seine: "Schau mich an, Kleiner. Wann hat Lu dich verlassen?"
"Noch nie", flüsterte Erik leise und schaute zu seinem Freund hoch, "egal wie krank ich war. Egal wie lange ich im Krankenhaus war."
"Und wird er dich dann an eurem Hochzeitstag sitzen lassen?", fragte Julian sanft.
"Nein... Außer er wird erfahren wie krank ich wieder bin", flüsterte Erik und Tränen liefen über seine Wange, "ich mache ihm doch nur Kummer..."
Julian seufzte und setzte sich mit Erik in die Stühle, die in der Anprobe standen.
"Wie schlimm ist es denn?", fragte er leise und Erik schluckte schwer.
"Es wurden wieder Metastasen im Magen gefunden", flüsterte Erik.

Vor anderthalb Jahren ging es Erik sehr schlecht. Er hatte sich andauernd übergeben müssen und als nichts mehr im Magen war, kam nur noch Galle und Blut. Lukasz hatte sich unglaubliche Sorgen gemacht und ihn ins Krankenhaus gebracht. Dort hatten sie einen Tumor im Bauchfell gefunden.

Nach wochenlangen Behandlungen, Chemos und Untersuchungen hatten die Ärzte Erfolg und den Krebs, der sich aus dem Tumor entwickelte, fast komplett ausgelöscht.
Doch Erik ging es dreckig, er war mager, hatte keine Kraft und fühlte sich elend. Wenn das sein Leben sein sollte, wollte Erik es nicht mehr führen. Nur dank Lukasz, der ihn in dieser schwierigen Zeit unterstützt hatte, hatte er ein wenig Motivation, weiter zu machen. Lu war Erik's Anker gewesen, und so konnte er nur Ja sagen, als Lukasz ihn gefragt hatte, ob Erik ihn heiraten will.

Aber jetzt, kurz vor ihrer Hochzeit kam der Krebs wieder. Erik hatte wieder diesen Appetitverlust, das ständige Völlegefühl, obwohl er nichts gegessen hat. Schließlich ist er zu seinem Arzt gegangen, der hatte die Metastasen gefunden.

"Scheiße", flüsterte Julian und haute sauer auf die Lehne seines Sessels, "ihr habt gerade alles hinter euch und seid glücklich."
"Ich muss es ihm sagen, wir müssen die Hochzeit abblasen. Ich muss die Verlobung aufheben und er muss sich einen anderen suchen", schluchzte Erik auf.
"Nein, Erik hör auf! Es wird wieder schwer, aber gemeinsam packt ihr es", flüsterte Julian, "wir fahren jetzt nach Hause, okay? Dann redest du mit Lu."
"Und was ist mit dem Anzug?", fragte Erik verweint.
Julian grinste etwas und zeigte auf den, den Erik immer noch trug: "Nimm den, der sieht schnuckelig aus."

Zuhause angekommen, fiel Erik seinem Verlobten geradezu in den Arm. Dieser hielt Erik fest und trug ihn ins Wohnzimmer: "Hey, alles gut, Engelchen?"
Erik schüttelte den Kopf und schaute zu Boden: "Er ist wieder da..."
"Wie schlimm?"
"Kleine Metastasen, so groß wie Gummibärchen im Bauchfell. Noch wirken die Medikamenten und ich habe keine wirklichen Schmerzen. Aber ich habe Angst, Lu... Und noch größere Angst, dich da wieder hinein zu ziehen. Ich will nicht, dass du das nochmal durch leben musst...", flüsterte Erik und schaute auf seine Hände.
Lukasz blieb erst ruhig, griff dann aber nach Erik's Händen und drückte sie sanft. Er strich mit dem Daumen über seinen Handrücken und flüsterte: "Ich liebe dich, Erik und ich werde dich das nicht alleine durchmachen lassen. Wir verschieben die Hochzeit nach hinten und ziehen die Therapie zusammen durch."
"Nein!", rief Erik und schüttelte den Kopf, "wir verschieben sie nicht. Wir sagen sie komplett ab. Man, Lukasz, ich kann dich nicht da nicht wieder rein ziehen. Ich bereite dir nur Sorgen und Kummer..."
Lukasz seufzte leise, küsste Erik dann aber liebevoll. Dieser konnte nicht anders als zu erwidern, denn er liebte Lukasz' Küsse einfach.

"Engel, du bist einfach der beste Freund, den ich mir wünschen könnte. Nicht nur, weil du gut aussiehst oder weil du das hübscheste Lächeln der Welt hast, sondern auch wegen deinem Charakter. Du bist liebevoll und sorgst dich um deine Mitmenschen. Wenn ich nach einem Spiel erledigt nach Hause komme, bist du für mich da. Wenn ich irgendwo Probleme habe, bist du für mich da. Ich liebe dich, weil du was besonderes bist. Weil du nicht wie die anderen bist, sondern weil du du bist. Und ich will dir helfen, wenn du krank bist, egal wie lange es dauert und egal wie schwer es wird. Weil ich dich liebe und du alles für mich bist", flüsterte Lukasz und schaute Erik sanft an, "und wenn du willst ziehen wir die Hochzeit vor, dass wir geheiratet bevor du die Therapie machen musst."

Erik wusste nicht, was er nun sagen sollte, dann nickte er einfach. Sein Gegenüber strahlte und küsste Erik ein weiteres Mal. Dieser erwiderte wieder zufrieden, ließ sich danach aber erledigt gegen Lu fallen.
"Hey, alles okay bei dir?"
"Ja... Bin nur etwas müde. Aber ich liebe dich übrigens auch, Lu...", murmelte Erik noch, ehe er in einen traumlosen Schlaf fiel.

Als Erik eine Woche später in die Kirche trat, war er hin und weg. Lukasz hatte sich einfach um alles gekümmert, Deko, Gäste und Musik. Und er stand vorne am Altar und grinste Erik überglücklich an. Wenn dies nicht eine feierliche Angelegenheit wäre und all ihre Freunde und Familienangehörige zuschauen würden, wäre Erik nach vorne zu Lukasz gelaufen und hätte ihn fest in die Arme geschlossen. Jetzt musste er sich damit noch etwas gedulden.

Während der Pfarrer die Liebesgeschichte der beiden erzählte, wie die beiden sich kennen und lieben gelernt haben, was für Hürden sie meistern mussten und was sie alles erlebt hatten, hatte Erik nur Augen für seinen Freund. Er wollte sich jedes noch so kleine Detail merken und war so in Gedanken versunken, dass er nicht mitbekam, dass der Pfarrer schon weiter im Text ist. Erst als Lukasz ihn sanft ansprach "Erik, du bist dran" erwachte der Jüngere aus seiner Starre.
Lächelnd wiederholte der Pfarrer seine Frage: "Erik, willst du Lukasz zum Ehemann nehmen? Ihn achten und lieben, bis das der Tod euch scheidet?"
Der Blonde nickte schnell: "Ja, ja, ich will."
"Dann erkläre ich euch, in der Macht des mir verliehenen Amtes, zu Mann und Mann, sie dürfen sich nun küssen."
Sanft lagen Lukasz' Lippen auf Erik's und dieser war hin und weg. Er war nun Lus Ehemann.

Am Abend der Feier war Erik plötzlich verschwunden. Lukasz hatte es erst gar nicht mitbekommen, er hatte sich mit Jakub und Marcel unterhalten. Dann aber hatte Julian ihn darauf aufmerksam gemacht, er könne Erik nicht finden. Panisch suchte der Ältere nach seinem Ehemann, bis er ihn auf der Toilette fand. Vorsichtig kniete er sich zu Erik runter und strich ihm durch die Haare.
"Es ist die Krankheit, oder?"
"Sie kam so plötzlich... Auf einmal wurde mir so schlecht und mir ist immer noch schlecht... Ich wollte dir deinen Tag nicht versauen...", schluchzte Erik auf und lehnte sich gegen Lukasz. Dieser strich Erik weiter durch die Haare und griff mit der anderen Hand nach seinem Handy.
"Engelchen, ich ruf einen Krankenwagen, für dich. Dir geht es dreckig und du musst ins Krankenhaus", flüsterte Lu und rief dann an.

Kurze Zeit später war der Wagen da und nahm Erik mit. Lukasz sagte seinen Freunden noch schnell bescheid und fuhr dann hinter dem Krankenwagen hinterher. Er konnte seinen Mann jetzt definitiv nicht alleine lassen.

Im Krankenhaus bekam er dann die schockierende Nachricht:
Erik's Krebs war wieder da und seine Überlebenschance war nicht wirklich hoch.

One-Shots Fußball (boyxboy)Where stories live. Discover now