Kapitel 44

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Es war mittwoch Nachmittag und die letzten Tage hatte Zombey weiterhin bei mir und meiner Familie verbracht.

Wir hatten beide versucht uns normal zu verhalten doch sobald er mich irgendwie berührte zuckte ich zurück und konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen. Zombey sah mich dann immer enttäuscht an und wand den Blick ab.

Am liebsten hätte ich so getan als wäre alles gut aber das war es nicht. Jedes mal wenn wir uns berührten kamen all die Erinnerungen an unseren Auflug hoch und noch viel schlimmer, all die Gefühle.

Ich hatte mich auf dem grauen Sessel im Wohnzimmer zusammengerollt und starrte vor mir auf den Fernseher.
Ich schaute irgendeine Serie auf ProSieben.
Eigentlich schaute ich kein Fernsehen mehr da mir die Werbung viel zu nervig war aber heute war es mir egal. Ich wusste noch nicht einmal genau welche Serie es überhaupt war. How I met your Mother? Keine Ahnung.

Zombey lag lang ausgestreckt auf der Couch und wir achteten beide darauf keinen Augenkontakt zu haben.

Ich hörte Schritte hinter mir und drehte den Kopf ein Stück. Meine Mutter stand in der Tür, hinter ihr Manu und Patrick.

Meine Familie hatte die letzten Tage verwirrt auf mein seltsames Verhalten reagiert doch meine Mutter hatte mich jedes mal in Schutz genommen. Ich war sehr froh dass sie sich als meinen Beschützer auserkoren hatte.

"Eure Freunde sind da," verkündete sie und verschwand dann.
Sofort kamen Manu und Patrick ins Wohnzimmer und ließen sich neben Zombey nieder.

Die beiden hatten uns am Wochenende schon besucht. Während dieser Zeit hatten Zombey und ich uns zusammen gerissen und so getan als sei alles normal.
Ich musste mich konzentrieren heute wieder so zu tun.

"Was läuft?", fragte Patrick und deutete auf den Fenster.
Zombey zuckte mit den Schultern:" Keine Ahnung. Irgendwas mit viel zu viel Werbung."
Patrick lachte und ich stieg leise ein.

Mein Blick wanderte zu Manu und ich erstarrte. Die smaragdgrünen Augen der Schlange durchbohrten mich und in dem Moment wusste ich dass Manu bewusst war, dass etwas nicht stimmte.

Am liebsten hätte ich leise geflucht und wäre abgehauen, doch Manu kam mir zuvor.
"Ich muss mal kurz mit Maurice reden. Unter vier Augen," verkündete er und zog mich dann hinter sich her nach oben in mein Zimmer.
Gerade so hörte ich noch wie Patrick verwirrt fragte was wohl los sei.

Manu schloss hinter mir meine Zimmertür und sah mich wartend an:" Erzähl es mir. Und zwar heut noch. Ich habe mich schon am Samstag gewundert was los ist und heute war es noch schlimmer. Was haben Zombey und du angestellt dass ihr euch nicht mehr in die Augen sehen könnt? Ich spüre die Spannung und die Trauer."
Ich seufzte genervt und ließ mich auf mein Bett fallen:" Wir waren am Freitag im Wald damit ich meine Fähigkeiten trainieren konnte. Ich wollte versuchen gemeinsam mit Zombey in den Armen zu fliegen, habe aber das Gleichgewicht verloren und wir sind gefallen. Dann ist dieser seltsame Moment entstanden und wir haben uns geküsst. Das wars auch schon wieder. Er ist verlobt und das macht diesen Kuss zu einer einmaligen Sache. Ende."
Manu sah mich überrascht an und ließ sich hart leben mir aufs Bett fallen.

"Deshalb könnt ihr euch nicht mehr ansehen. Weil ihr endlich euren Gefühlen nachgegeben habt und jetzt Angst habt dass es noch einmal passieren könnte," murmelte er.
Verwirrt sah ich ihn an:" So ist das gar nicht."
"Natürlich," widersprach Manu," und ihr solltet wirklich noch einmal darüber reden. So kann das nämlich nicht weiter gehen."
"Und was schlägst du vor, Mister Perfect?", feixte ich," dass wir einfach nichts mehr miteinander machen bis unsere Gefühle füreinander verschwinden und Micha sich in seine Verlobte verliebt?"
Manu sah mich gekränkt an und ich seufzte geschlagen:" Tut mir leid. Ich wollte nich so gemein werden. Ich bin nur einfach so mit angestaunten Gefühlen gefüllt dass ich entweder schreien oder weinen will."
Manu legte mir eine Hand auf die Schulter:" Kein Problem. Ich will nur dein Bestes und weiß dass es nur noch schlimmer wäre wenn Zombey und du euch voneinander fernhaltet. Aber ihr müsst euch etwas anderes überlegen. Irgendetwas. Ja?"
Ich nickte:" Das werden wir tun. Es ist im Moment einfach alles so kompliziert."
Manu lachte trocken:" Das kenne ich. Ich kann meine Beziehung mit Patrick nicht mit euch vergleichen aber glaub mir wenn ich dir sage dass ich das Gefühl kenne. Es geht einem einfach beschissen."
"Gut beschrieben," murmelte ich.
Manu sah mich aufmunternd an:" Ihr werdet einen Weg finden. Andernfalls wärt ihr nicht Zombey und Maudado."
Ich lächelte matt und gemeinsam mit Manu ging ich wieder mach unten.

The Trails of a Falcon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt