Kapitel 72 - Wahrheit / Lüge

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Sobald ich die Autotür hinter mir schloss, brüllte er mich an.

»Wo warst du?«, schrie er mir entgegen.

Ich antwortete nicht. Geht ihn überhaupt nichts an.

»Wo warst du verdammt nochmal?«, sagte er wütend und schlug kräftig gegen das Lenkrad. Ich zuckte auf. Seine Augen verdunkelten sich.

»Antworte« sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.

»Wo warst du? Mit wem warst du?«, drückte er seine Finger in mein Oberarm.

»Ich war mit Tobias.«, antwortete ich leise.

»Na klar mit wem denn auch sonst.«, sagte er und schlug erneut gegen das Lenkrad.

»Weißt du in was für eine Scheiße du mich miteingezogen hast? Während du wundervolle Tage mit deinem Schatz verbracht hast. Seid ihr jetzt zusammen? Weißt du was das will ich gar nicht wissen.«, schrie er weiterhin.

»Ich hab es mitbekommen. Ich kann überhaupt nichts dafür Denis.«, sagte ich.

»Und ob DU was dafür kannst. Weißt du wie ich jetzt da stehe? Ich bin der größte Lügner überhaupt, da war ich sogar vor dir noch besser dran.«, sagte er angespannt.

Er startete den Motor. Ich hatte Angst, dass er wie ein Verrückter fahren würde. Ein Glück hielt er sich doch noch unter Kontrolle.

Ich wusste nicht einmal wohin wir fuhren. Als wir in der Nähe seiner Wohnung waren, war mir klar, dass wir zu ihm gekommen waren.

Er stieg aus dem Auto. Ich folgte ihm.

In der Wohnung angekommen, blieb mir der Mund offen. Es waren einfach alle da.

Shit.

»Hallo...«, sagte ich und kratze mein Kopf.

»Asya wir haben daheim so einiges zu bereden, aber jetzt erst mal müssen wir die Sache mit Denis klären.«, sagte Mum bestimmerisch.

»Oh Asya was hast du nur gemacht. Wir hatten dich doch eingestellt, damit du positives Feedback einbringst. Denis' Image ist jetzt komplett zerstört.«, sagte Daniela traurig.

»Kann mir jemand erst einmal erzählen, was genau vorgefallen ist?«, fragte ich.

»Dieser Benni hat dein Desktop durchsucht. Da war dein Song drauf, das ist jetzt Nebensache. Er hat das Bild von eurem Vertrag veröffentlicht. Also weiß jetzt jeder, dass ihr gelogen habt.«, erklärte mir Hayat ruhig.

Stimmt an das Foto hatte ich gar nicht gedacht. Scheiße. Dort standen die Regeln.

Ich fühlte mich beschissen. Ich hätte ihn niemals an mein Laptop lassen dürfen. Mal wieder vertraute ich viel zu schnell.

»Du hast alles ruiniert Asya. Meine Fans hassen mich.«, schrie mich Denis an.

»Ganz langsam Champ. Du warst an dem Spiel genauso beteiligt.«, verteidigte mich Hayat. Ich war stolz auf meine 16 jährige Schwester.

Natürlich war auch er ein Teil des Spiels. Offensichtlich hat es mein Kommilitone veröffentlicht, aber er war auch ein Teil von dieser Lüge.

»Kinder, Kinder. Hier trägt niemand die Schuld okay? Das war ganz allein meine und Elifs Idee. Jetzt hört auf euch zu streiten. Wir haben uns hier versammelt, um gemeinsam zu überlegen, wie wir weiter machen.«, versuchte Daniela die Lage zu beruhigen

»Da gibt es nicht viele Varianten. Entweder leugnen wir alles, was total schwer ist, wenn es ein Bild vom Vertrag gibt. Oder wir sagen die Wahrheit.«, zählte ich die möglichen Optionen auf.

»Und was hab ich davon, wenn wir die Wahrheit sagen?«, fragte mich Denis.

»Na die Wahrheit. Die Menschen werden sehen, dass du immerhin jetzt ehrlich bist. Das wird dir sicherlich hoch angerechnet.«, sagte ich.

»Wie naiv bist du eigentlich? Als ob es dann heißt: wow er steht dazu, er hat es nicht geleugnet wie ehrlich er doch ist, nachdem er die ganze Welt belogen hat oder was?«

Ok. Er hatte Recht. Das hörte sich nicht so gut an.

»Hmm leugen wird schwer da hast du Recht Schatz.«, sagte meine Mum.

»Dann bleibt nur noch eine Option...«, setzte Daniela an.

Ich ahnte es schon. Es war die Option die ich nicht ausgesprochen hatte.

»Ihr sagt, dass ihr den Vertrag abgeschlossen habt, was der Wahrheit entspricht, aber dann habt ihr euch ineinander verliebt und den Vertrag aus der Welt geschafft.«, sagte sie.

Die Köpfe nickten und waren von der Idee begeistert. Nur ich nicht.

»Das heißt wiederum, dass wir weiterhin spielen müssen, damit die Fans auch jetzt noch denken, dass wir ein Paar sind.«

Oh Gott das passte mir überhaupt nicht.

»Ja«, antwortete Daniela.

»Ne tut mir leid ich kann das nicht länger mitmachen.«, sagte ich.

»Asya Schatz, du hättest vorsichtiger sein müssen.«, rieb mir meine Mutter den Fehler unter die Nase.

»Ich kann das nicht Mama.«, sagte ich und fing schlagartig an zu weinen.

Ich könnte es nicht länger ertragen. Wir würden der Welt erneut etwas vortäuschen, das nicht stimmt. Wir wären wieder oft zusammen und das Schlimmste an der Sache ist, dass egal wie nah wir uns wären, er mich jedes mal abweisen würde. Das würde mein Herz nicht verkraften.

»Meine Uni beginnt bald, ich schaff das zeitlich nicht.«, fiel mir ein plausibler Grund ein.

»Die Tour ist sowieso beendet. Es reicht, wenn du ihn ab und zu ins Studio begleitest. Vielleicht gibt es hier und dort einige Interviews. Dann könntet ihr einige male draußen zu Abend essen und das auf Instagram preisgeben. Niemand hätte bedenken.«, sagte Daniela.

»Ich weiß nicht.«, entgegnete ich unsicher.

»Und wie lange soll das gehen?«, fragte ich.

»Ein halbes Jahr?«, schaute Daniela fragend in die Runde.

»Damit sich alles beruhigt, ja wäre ein halbes Jahr sinnvoll.«, bestätigte meine Mutter.

Erneut sammelten sich Tränen in meinem Auge.

Vor einigen Tagen war alles noch so schön. Sobald ich mein Fuß hier absetzte, lief alles erneut den Bach hinunter. Ich hasste mein Leben.

»Kannst du vielleicht auch mal was sagen?«, bat ich Denis darum.

»Naja das klingt sinnvoll.«, sagte er.

Auch er wollte es durchziehen. Klar ihm war es scheiß egal. Ihm ging es nur um sich.

Ich musste gegen mein Herz ankämpfen nicht er.

Das Spiel mit einem Rapper - Jiggo -Kde žijí příběhy. Začni objevovat