el capítulo 04

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ARAMINTA AMADOR

❝ ICH HATTE VIELES ❞ erwartet; habe mir in der Sekunde, als wir uns in die Augen sahen, nur wenig gedacht. Fest davon überzeugt, dass er meinen Eltern eine letzte Frist setzen, ihnen einen letzten bedeutungsvollen Blicken schenken würde, um dann beim Vorbeigehen meine Schulter zu streifen, wartete ich angespannt auf seine Worte.

Doch mein naives Denken sollte mir bei meiner Unachtsamkeit sogleich zeigen, dass der Fremde nicht so handeln würde. Gehörlose erlernten das Lippen lesen; gesunde Menschen konnten auch teilweise Wörter erraten oder verstanden sie sogleich, als der Gegenüber seinen Mund öffnete und geräuschlos, Silben aussprach. Ich sollte schreien, wegrennen und nicht hinter mich sehen, oder? Wie konnte ich so dumm sein und nicht daran denken, die Polizei zu alarmieren?

Ich wollte nach meinen Eltern sehen; meine Mutter und ihre mögliche Schuld wahrnehmen, wollte ebenso die Tränen meines Vaters trocknen. Doch ich konnte, beim besten Willen, nicht meine Augen von dem Unbekannten nehmen. Was auch immer mich abhielt, vermochte ich nicht zu benennen, denn er erwiderte meinen ängstlichen Blick. Der Unterschied war nur, dass kein Funken von Interesse in seinen Gesichtszügen lag; eher massive Abneigung gegen meine Person.

Meine Handlungsmöglichkeiten waren so viel reicher, als anfangs gedacht. Ich hätte jemanden verständigen sollen, der uns zur Hilfe eilen hätte können, doch ich habe meine Chance verpasst. Da er mir seine Aufmerksamkeit schenkt, überlege ich fieberhaft nach einer Lösung, ohne ihm zu sehr zu zeigen, wie wackelig meine Beine sind. Doch zu spät erkannte ich, dass er mich nicht ansah. Wieso sollte ein machtgieriger Mann, wie er es war, auch ein einfaches Mädchen in das Gesicht sehen?

Er visierte etwas hinter mir an und als ich mich umdrehen wollte, spürte ich es noch deutlicher. Ich bemerkte den schweren Atem, der über meinen freien Nacken strich; das gutriechende Deo, das definitiv einem Mann, wie ihm, gehörte.

»Tómarla«, formte er mit den Lippen.
Nimm sie mit, befiehlt er.

Ich wusste nicht, wie mir geschah, als sich eine große Hand um meinen rechten Oberarm legte; aber ich ahnte, dass ich nicht klein bei geben durfte. Die Situation verschlimmerte ich sicherlich, als ich zusätzlich meine Hand auf die, des Mannes hinter mir legte, um sie schnell wegzudrücken. Es halft nicht, sodass ich mehr Kraft nutzte, nebenbei meine Beine einsetze und nach ihm trat. Ich wusste, dass ich keine, auch nur ansatzweise reelle Chance gegen den Typen gehabt hätte, doch ein Versuch war es wert. Ich zappelte, versuchte bestimmte Techniken, die ich mir ausdachte, doch ein Griff seinerseits brachte meinen Körper zum Stillstand.

Nichtwissend, wie stark und groß der Unbekannte hinter mir wirklich war, versuchte ich mein Glück, indem ich nun ihn anstarrte - hoffte sogar auf seine Hilfe, wenn er meinen verzweifelten Blick wahrnehmen würde. Doch warum sollte er mir etwas Gutes wollen, wenn er immerhin dem Typen, Befehle gab, mich mitzunehmen? Jegliche Würde verfiel, als er meine kleinen Versuche nur mit einem angsteinflößenden Lächeln hinnahm und gelangweilt zuhörte, »¡Por favor no me lastimes!«

Ich flehte beide fremde Personen in diesem Haus an, dass sie mich nicht verletzen sollten. Doch meine mickrigen Bemühungen, gegen den Körper hinter mir anzukommen, wurden in der Sekunde erstickt, als meine Mutter sich erhob. Der Griff wurde fester, so sehr, dass ich ein kleines Keuchen unterdrückte und mich auf Zehenspitzen stellte, um den Druck abzuschwächen. Vergeblich wollte ich einen Blick auf den Mann hinter mir erhaschen, doch seine andere Hand befand sich an meinem Hinterkopf und drückte mich, mitsamt seiner Kraft, an die Wand vor mich. Gefangen zwischen der kaputten Tapete und dem muskulösen Etwas, richtete ich die Augen auf meine Mamá.

 MAFIA | Secretos Humeantes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt