Bluthochdruck

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Nach einer harten Nachtschicht im Café Blue Cup will Henry endlich nur nach Hause. Die Herbstluft war kühl und frisch, also zog er seinen braunen Mantel stärker zusammen und versteckte seine Stupsnase in seinem Wollschal. Während er durch die einsamen und unheimlichen Straßen Los Angeles spazierte, hörte er aus dem Nichts: „Psht, psht". Mit steigendem Herzschlag sah er sich um, doch fiel ihm niemanden auf. Er dachte, es sei eine streunende Katze gewesen. Eine süße Katze ähnlich wie die, die auf ihn Zuhause schon wartete. Also ging er weiter. Sein müder Blick war auf dem Boden gerichtet, sodass seine braunen Haare vor seinem Auge baumelten. Wenige Schritte weiter hörte er es erneut: „Psht, psht". Allmählich wurde dem 18 Jährigen stark unwohl und er fing an, schneller zu laufen. Sein Blick verlor an Müdigkeit.

Sobald er etwas Gekicher hörte, fing er sogar schon an zu rennen. Seine Reaktion kam aber zu spät, denn er wurde gefesselt und geknebelt. Er versuchte zu zappeln und zu schreien, doch war nichts von Nutzen. Gewaltsam wurde er in einen Van geschmissen. Panisch sah er sich um und entdeckte schnell einen weiteren gefesselten jungen Mann mit ihm im Gefährt. Nur war dieser bewusstlos und zwischen seinen blonden Haaren rinnte Blut runter. Vom Beifahrersitz in der Front hörte er eine Frau hektisch: „Los! Fahr! Er sitzt uns im Nacken!". Bevor die Reifen des Vans auf quietschten, konnte Henry ein Motorrad hören. Fix aber hörte er über alles andere seinen eigenen rasenden Herzschlag. Aus Panik stieg sein Blutdruck so weit in die Höhe, sodass er sein Bewusstsein verlor.

Derweil ging die Verfolgungsjagd weiter. Ilus zog schon seine Schusswaffe bereit und zielte auf den Van vor sich. Er schoss ab und traf mit Sicherheit etwas im Van, in der Tür verblieb ein Einschussloch. Weiterhin hielt er drauf, was die Entführer ausnutzten. Sie schlenkerten umher und stießen ein paar Mülltonnen um, sodass Ilus nicht rechtzeitig ausweichen konnte, samt Motorrad ausrutschte und gegen die nächste Hauswand bretterte. Für kurze Zeit konnte er sich nicht bewegen, trotzdem riss er sich so schnell wie möglich zusammen und holte wieder auf. Erst hatte er sie aus den Augen verloren, doch fand er den Van an einer schwach beleuchteten Lagerhalle wieder. Rasant schwang er sich von seinem Motorrad, riss sich den Helm runter und stürmte in die Halle mit der Waffe hoch gehalten: „Sofort alles stehen und und liegen lassen!". Er sah, wie ein Mann und eine Frau gerade einem ihm fremden Jungen etwas in den Hals spritzen wollten. Sie ließen die Spritze fallen und zogen ebenfalls Waffen.

Jedoch ließ Ilus nicht mit sich spielen. Er gab einen Warnschuss ab, traf auch die Schulter des Mannes: „Rennt oder sterbt". Die Frau schoss auf ihn, er wich gerade so aus und erschoss sie. Von dem Geknalle wachte Henry wieder auf und sah sich verwirrt um. Sein Herzschlag stieg wieder immens, als es so aussah, dass die Waffe auf ihn gerichtet wurde. Knapp über seinen Kopf flog eine Patrone hinweg und er hörte jemanden zu Boden fallen.

Kurz darauf kam Ilus angelaufen: „Mitya!". Panisch und unregelmäßig atmend sah Henry ihn an. Scharf sah er zurück und hielt die Waffe an seine Stirn: „Wer bist du?". Ängstlich zuckte er zusammen und zitterte winselnd. Er hätte auf der Stelle alle Daten über sich heraus gespuckt und seine gesamte Lebensgeschichte erzählt, wäre sein Mund nicht verhindert gewesen. Der Weißhaarige steckte seine Waffe zurück und zog stattdessen ein Messer. Mit diesem entfesselte er beide Personen. Sobald Henry wieder sprechen konnte, schrie er es fast hinaus: „Henry Beaudo! Ich habe einen Aushilfsjob als Kellner in einem kleinen Café! Ich weiß nicht, wieso ich hier bin! Bitte töte mich nicht!". „Ab mit dir", befahl der Große knapp. Auf Befehl stand er mit wackeligen Beinen auf und ließ sich in den Van zurück schubsen. Er sah noch jemanden anlaufen. 

Ilus war erleichtert: „Lucky, fahr mir mit dem Motorrad nach!". „Wird gemacht!", nickte er und folgte. Während Ilus auf Vollgas drückte, starrte Henry großäugig in den Rückspiegel. Nicht lange, dann bemerkte Ilus das: „Egal, was noch passiert. Du wirst hierüber deine Schnauze halten". Eingeschüchtert nickte Henry hektisch.

Generation AntiheroWhere stories live. Discover now