Grand Mal - Break your chains

Fifty

"Yes, endlich! Ich wusste es, ich wusste, dass ihr beiden zueinander gehört! Gott, ich sollte eine Partnervermittlung eröffnen."

Ich verdrehte die Augen und fragte mich, wieso ich Ana von meinem bevorstehenden Date mit Milan erzählt hatte. Von unserem Kuss wusste sie allerdings noch nichts.

Oh man dieser Kuss! Es war nicht mein erster - den hatte ich klischeehafter Weise beim Flaschendrehen in der siebten Klasse - aber es war das erste Mal, dass ich mich in einem Kuss fast verloren hätte. Ich wollte dieses Gefühl immer wieder spüren, Milans Lippen schienen auf mich die Wirkung zu haben wie eine Tüte Gummibärchen auf ein dickes Kind: Ich wollte mehr.

Doch obwohl ich mir mittlerweile eingestehen musste, dass ich wohl wirklich in Milan verliebt war, ließ sich diese kleine Stimme in meinem Hinterkopf nicht abstellen und flüsterte mir immer wieder zu, dass ich nur wieder verletzt werden würde.

"Was ziehst du an?" Anas neugierige Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

"Wir wollen ins Kino, also irgendetwas bequemes, schätze ich", antwortete ich ihr und warf gleichzeitig ein schrecklich pinkes T-Shirt weit nach hinten in den Schrank, "Also wird es auf Jeans und Shirt hinauslaufen."

Ich hörte die Russin seufzen ubd musste grinsen. "Kein Kleid? Oder wenigstens einen Rock?"

"Nope", meinte ich und legte die hellblaue Jeans auf mein Bett. Die würde ich anziehen, fehlte nur noch etwas für obenrum. "Keine zehn Pferde bekommen mich in ein Kleid."

"Und was ist mit einem Milan?"

"Nein, Ana", lachte ich und begutachtete einen grauen Pulli, der an der Taille enger wurde. Zufrieden legte ich diesen zu der Jeans. "Wie geht es dir eigentlich?"

"Ganz gut, morgen bin ich wieder da und unterstütze dich in der Schule", hörte ich sie grinsen und ich schmunzelte, "Wann ist denn dein Date?"

"Um fünf", sagte ich sofort und klemmte mir das Handy mit der Schulter gegen mein Ohr, um mir die Haare kämmen zu können.

"Nervös?"

Leise seufzte ich. "Irgendwie schon... Gott, ich war doch vorher auch nicht so aufgeregt wenn ich mich mit ihm getroffen habe!"

"Davor wollte er dir auch nicht die Zunge in den Hals stecken."

Geschockt blieb mir der Mund offen stehen. "Er hat mir nicht die Zunge in den Mund gesteckt!"

"Aha! Ihr habt euch also schon geküsst!", rief sie jubelnd aus und augenblicklich wurden meine Wangen rot.

Ertappt schaute ich mein eigenes Spiegelbild an. "Eventuell."

"Und? Wie war es?" Ich konnte förmlich hören wie sie mit ihren Augenbrauen wackelte.

"Der Wahnsinn", nuschelte ich und biss mir leicht grinsend auf die Unterlippe. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich an das Gefühl seiner Lippen auf meinen zurückdachte.

Ana lachte hell in mein Ohr. "Ich wünsche dir echt viel Glück bei deinem Date Ella, auch wenn du das bei so einem tollen Kerl wie Milan gar nicht brauchst. Viel Spaß."

"Danke", murmelte ich und spürte die Aufregung weiter in mir ansteigen.

Ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Auch wenn ich schon einmal verliebt war (oder zumindest glaubte ich, es gewesen zu sein) fühlte sich das mit Milan alles so anders, so viel intensiver an, dass das hier komplettes Neuland für mich zu sein schien. Tief atmete ich durch und zwang mich dazu, wieder etwas ruhiger zu werden.

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Knapp eine Stunde später stand ich schon wieder vor dem Spiegel und prüfte meine Haare ein letztes Mal. Meine Nervosität war inzwischen um einiges höher gestiegen, ich fühlte mich schon fast so wie kurz vor der Physikklausur. Ich nickte mir selbst ermutigend zu, ehe ich meine kleine Tasche packte und mich auf den Weg nach unten machte. Milan würde bald hier sein und um ehrlich zu sein wollte ich nicht, dass mein Dad von unserem Date erfuhr. Er war nicht gerade begeistert davon, wenn ich etwas mit einem Boxer seines Clubs anfing und daher war es erst einmal besser, wenn er nichts erfuhr.