"Life is pain"
Vielleicht hätte ich sie nicht alleine auf diese Veranstaltung gehen lassen dürfen, doch ich hasste diese Orte. Was sollte ich tun? Konnte es wirklich sein, dass ich zu egoistisch war? Auch wenn sie so tat, als ob es ihr völlig gleichgültig war, ob ich mitkomme oder nicht, sah ich in ihren Augen, dass es nicht so war. Ihre Blicke hatten mich angefleht. Angefleht mitzukommen. Seufzend stieg ich in meinen BMW.
Als ich im Café ankam, sprang mir meine Freundin in die Arme. "Yeşim", hauchte ich gegen ihre Haare, froh darüber sie endlich zu sehen. "Noldu? (Was ist?)", fragte sie mich voller Sorge.
"Ich weiß nicht, was ich wegen ihr tun soll. Habe sie vor zwei Tagen wieder mal alleine zu einer Veranstaltung gehen lassen. Seit dem habe ich sie nicht gesehen, sie hat sich in ihr Zimmer eingesperrt. Stell dir vor, wir leben im selben Haus, doch trotzdem sehe ich sie seit zwei Tagen nicht. Ich werde noch wahnsinnig. Meine Schuldgefühle bringen mich um. Doch was soll ich tun? Seit dem sie tot sind, kann ich nicht mehr auf solche Veranstaltungen gehen. Es schmerzt mir in der Seele. Die Erinnerungen an sie kommen immer hoch, ich kann doch während einer Veranstaltung nicht anfangen zu heulen." Yeşims Augen hatten sich gefüllt. "Musa, hör auf Schuldgefühle zu haben. Es ist nicht egoistisch von dir. Sie versteht es, glaub mir, das tut sie." "Ich hoffe." "Sie ist so stark. Ich bewundere sie." "Das ist sie nicht, umso schlimmer macht es die Sache ja. Sie tut nur so, als ob sie stark wäre, dabei ist sie so schwach. Jeden Tag sehe ich, wie sie stirbt, jeden gottverdammten Tag, langsam und schmerzvoll, aber ich kann nichts dagegen tun. Noch nicht mal gegen ihre Mörder kann ich etwas tun. Sie lieben mich, aber hassen sie. Ich wünschte, es wäre andersherum. Das Schlimmste ist jedoch, dass sie sich nicht helfen lässt, sie lässt es nicht zu, dass ich ihr helfe. Dabei braucht sie diese Hilfe so sehr. Doch sie versucht mich zu schützen. Schützen vor ihnen, will nicht, dass ich mein gutes Verhältnis zu ihnen wegen ihr aufgebe. Doch was für eine Rolle spielt das denn? Mein Verhältnis zu ihnen ist mir so scheiß egal, ich will nur bei ihr sein und sie wieder aufbauen. Sie lässt es aber einfach nicht zu. Sein letzter Wunsch an mich war doch, dass ich sie vor allem Bösen schützen sollte, ihr immer beistehen sollte, noch nicht mal seinen letzten Wunsch kann ich ihm erfüllen. Seine kleine Prinzessin, meine kleine Prinzessin, stirbt und ich muss ihr dabei zu sehen. Yeşim ich kann meine kleine Schwester einfach nicht vor ihrem seelischen Tod bewahren..."
Mittlerweile liefen meiner Freundin die Tränen runter, auch meine Augen waren tränengefüllt. Sie umarmte mich stark, versuchte mir Trost zu spenden. Ich entfernte mich von ihr, nur um ihre Tränen wegzuwischen. "Sen ağlama, nolur. En azından birimiz güçlü olsun. (Wein nicht, bitte. Zumindest einer von uns soll stark sein.)" Meine hübsche Freundin lächelte mich an. "Wie können wir ihr helfen?", fragte sie nun nachdenklich. "Gar nicht, wenn sie noch nicht mal mich in ihr Leben lässt, wie sollen wir ihr da helfen können?" "Soll ich es nochmal versuchen? Sie muss sich ihren Schmerz aus der Seele reden, sonst wird sie noch an ihm ersticken." "Ich weiß. Mit dir wird sie auch nicht reden. Dafür stehst du mir zu nahe." Verzweifelt überlegte sie weiter. "Wie wäre es mit jemand, mit dem sie zuvor schon mal Kontakt hatte?" "An wen denkst du?" Sie seufzte. "An ihre ehemalige beste Freundin?" "Du willst also von mir, dass ich mit einem Mädchen, das auf mich steht, Kontakt aufnehme?" "Es geht um deine Schwester Musa, da bin ich zweitrangig." "Du bist so einzigartig." Ich hauchte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen, weswegen sie rot anlief und auf den Boden blickte.
"Aber dein Vorschlag wird nicht klappen. Erstens; will ich keinen Kontakt zu ihr. Zweitens; ist sie ihr damals so krass in den Rücken gefallen. Drittens; meine Schwester würde sie niemals wieder in ihr Leben lassen, wenn sie noch nicht mal mir eine Chance gibt, bei ihr zu sein, wobei ich sie ja am Besten verstehe. Dann wird sie ihr nach diesem Verrat erst recht keine Chance mehr geben." "Stimmt, habe ich ganz vergessen. Fällt dir sonst niemand ein? Irgendjemand aus eurer Vergangenheit?"

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Zum Scheitern verurteilt
General Fiction"Sie waren gemeinsam in den Strömen dieser Welt und stürzten einsam von den Klippen dieser Welt." Da stand er nun vor mir. Schmerz spiegelte sich in unseren Augen wider. Wir hatten verloren. Wir hatten uns selbst verloren. Wann war das nur geschehe...