Für immer dein

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In Amerika zu sein, fühlt sich komisch an. Ich habe mich so an Europa gewöhnt, das ich gar nicht mehr die laute Stadt New York vermisst habe. Die Straße ist überfüllt und wir brauchten über eine Stunde zu unserem Hotel, doch was mich immer noch fasziniert ist die bunte Welt hier. Die Menschen, diese ausdrucksvolle Kunst an jeder Ecke. Ja das war mein Leben, hier bin ich groß geworden und diese Stadt macht einen Selbstständig, vielleicht nicht Selbstbewusst und stark. Aber sie hat mir viel beigebracht, außer Geduld.
„Ich hasse es, wir wären zu Fuß viel schneller." Beschwere ich mich und Noah lacht neben mir leise.
„Wir sind bestimmt bald da." Sagt er mit lachenden Unterton, während er aus dem Fenster guckt.
„Bist du das ersten Mal in Amerika?" Frage ich ihn und er nickt als Antwort.
„Aber ich glaube ich ziehe das Leben in England vor." Sagt er und ich bin mir ziemlich sicher das ich nach diesen Trip auch wieder froh bin in Schottland zu sein. Der Wagen hält nach weiteren 10 Minuten und wir laufen gemeinsam zum Hotel und checken ein. Da es durch die Zeitverschiebung noch früh am morgen ist, geht jeder auf sein eigenes Zimmer um sich für ein paar Stunden noch auszuruhen. Mein Vater wird im Green-Wood Cemetery beigesetzt neben meiner Mutter. Auch wenn es komisch ist in wenigen Stunden am Grab zu stehen, bin ich froh ihn hier begraben zu können. Es schleudert mich nur in meiner Vergangenheit zurück, als wir Mum vor fast sechs Jahren hier beigesetzt haben. Ich bin gespannt wer alles da sein wird oder ob ich sogar alleine mit Noah da stehen werde.

„Konntest du dich noch einwenig ausruhen?" Fragt Noah mich während wir zum Fahrstuhl laufen. Er sieht wirklich schön aus, für solch einen traurigen Anlass. Sein schwarzes Hemd sitzt eng und er hat es ordentlich in seine schwarze Ausgehhose gesteckt, ich konnte mir aus einem Secondhandshop der gegenüber vom Hotel liegt ein schlichtes schwarzes Kleid holen, das bis zur Mitte meiner Wade geht.
„Naja, ich war drüben in dem Laden einkaufen." Sage ich.
„Ich weiß Elena, das Kleid wäre mir schon früher aufgefallen." Sagt er mit tiefer Stimme und ich kriege Gänsehaut, ich bin zwar auf der einen Seiten froh das Noah da ist und auf der anderen Seite nicht, da es mich verrückt macht wie ich auf ihn reagieren.

Zum Friedhof fahren wir 10 Minuten und als wir vorne halten, hole ich tief Luft. Über 50 Mann stehen in schwarzen Anzügen vor dem Eingang, mit einem lilafarbenen Tuch, was mir sofort auffällt.
„Sie sind alle gekommen." Flüstere ich und Noah schaut über meine Schulter durch mein Fenster hindurch.
„Hättest du nicht damit gerechnet?" Fragt Noah, ich schüttle den Kopf.
„Bleib sitzen." Sagt Noah, steigt aus und ich sehe ihn drehend hinterher bis er mir meine Tür öffnet, ich muss lächeln als er mir die Hand hin hält.
„Ich muss wenigstens den Anschein machen ein Gentleman zu sein." Sagt Noah mit dem gleichen Lächeln, die Blicke richten sich auf uns beide. Auch wenn es fünf Jahre her ist das ich die Männer und Frauen das letzte mal gesehen habe, erkenne ich jeden einzelnen wieder. Und besonders der der zu uns gelaufen kommt.
„Alice." Mein alter Name, er schleudert mich um Jahre zurück.
„Ben." Wir umarmen uns kräftig, Ben hat mir alles gelehrt was ich wissen muss zum Thema Kampfkünste.
„Ich freue mich so sehr dich zu sehen." Sagt er ehrlich, ich lächle.
„Ich freue mich das ihr da seid." Gebe ich zu.
„Er hat uns alles geschenkt." Sagt Ben als würde er meine Aussage nicht verstehen.
„Mir auch." Flüstere ich, ich spüre eine Hand auf meinem Rücken und fühle mich ruhiger.
„Hallo ich bin Noah." Begrüßt er Ben.
„Ah hallo Noah, es freut mich immer jemanden neues kennenzulernen." Sagt Ben.
„Er gehört zum neuen Projekt meines Vaters." Sage ich erklärend, Ben nickt.
„Wollen wir?" Fragt Ben, ich nicke und Noah läuft neben mir. Ich bleibe stehen vor der großen Kapelle und spüre wie sich alles in mir sträubt.
„Ich bin bei dir." Flüstert Noah hinter mir, ich suche seine Hand und als ich sie finde fühle ich mich gleich wohler. Er läuft mit mir zusammen hinein und ich sehe niemanden. Ich nehme niemanden wahr außer de Sarg der sich vor mir erstreckt, ich spüre nicht mal wie Noah mich alleine laufen lässt. Ich bleibe erst stehen als ich vor dem Sarg stehe, ihn zu sehen macht mich fertig, er sieht so friedlich aus. Als würde er nur schlafen und gleich wieder aufstehen, doch das wird in diesem Leben nicht mehr geschehen.
„Für immer dein." Flüstere ich und ich spüre das Bild in meiner Hand. Ich lege es auf seine Brust, ein Bild von unsere Familie. Mama hat das gleiche Bild und nun auch Vater, so sind wir immer verbunden. In aller Ewigkeit.

Eure Soli 💕

Fallen - wenn die Lügen dich ertrinkenWhere stories live. Discover now