"Das Verschwinden der Anne H."von@milli1234535

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1. Jene Nacht

DerAnruf kam an einem Samstagmorgen um 6:52 Uhr. Simon brummte und rieb sichverschlafen die Augen. Er ging auf „annehmen" und sagte: „Ja?" Dochschon wurde er unterbrochen.

„Gottsei Dank bist du da, Simon", seufzte Annes Mutter erleichtert. „Es... esgeht um Anne."

UmAnne?, schoss es Simon durch den Kopf. Sofort richtete er sich kerzengerade inseinem Bett auf und sagte aufgeregt: „Wieso, was ist mit ihr?"

AnnesMutter am anderen Ende der Leitung schluckte schwer. Als sie weitersprach,konnte man ganz deutlich die Tränen in ihrer Stimme hören. „Bitte, komm soschnell wie möglich zum Haus im Försterwald."

Simonschluckte schwer. Er ahnte bereits zu diesem Zeitpunkt, dass etwas Furchtbarespassiert sein musste. „Natürlich", antwortete er und verabschiedete sichmit einem knappen „Bis gleich" von Annes Mutter, kurz bevor er auflegte.

EinenMoment lang saß Simon still da, erschlagen von der Sorge um seine besteFreundin. Doch schon im nächsten Moment kehrte das Leben in ihn zurück. Ersprang auf, warf sich neue Klamotten über und war innerhalb weniger Minuten ausder Tür verschwunden und war auf dem Weg in den Försterwald.

DieZeit, die er auf dem Fahrrad verbrachte, kam Simon wie eine Ewigkeit vor, doch schließlicherspähte er in der Ferne die Hütte vom Försterwald. Schon von Weitem sah Simon denschwarzen Porsche von Annes Vater und das Polizeiauto, welches mit seinemBlaulicht den Wald um sich herum in einem steten Rhythmus erleuchtete. Dasangeregte Gespräch zwischen Annes Eltern und den beiden Polizisten verstummte,als Simon mit quietschenden Reifen vor ihnen zum Stehenden kam.

„Simon!Da bist du ja!", begrüßte Annes Mutter ihn. Irrte Simon sich oder hattesie vor Kurzem geweint?

„Ichbin so schnell gekommen wie ich konnte. Wo ist Anne?", fragte Simonaufgeregt und noch völlig außer Atem. Seine Frage löste jedoch nur betretenesSchweigen die Welt nicht mehr. Wieso schwiegen alle? Was war los? Und vor allem:Wo war Anne?

Wortloswandte sich einer der beiden Polizisten zur Tür der Hütte und bedeutete Simon,mit hineinzukommen. Simon schluckte schwer, bevor er dem Polizisten durch dieTür ins Innere der Hütte folgte. Der Polizist schaltete das Licht ein. Simonschlug schockiert die Hände vor den Mund und brachte nichts anderes als eingeflüstertes „Nein!" hervor.

DieHütte war in einem furchtbaren Zustand. Die Wände, der Boden, alle Gegenständein diesem Raum - alles war voller Blut. Simons Blick fiel auf einen große Tasche, die Pinke, mit der Simon sie immer aufgezogen hatte. Unddort, da war Annes Kopfkissen, das Kleine, mit den Bären darauf. IhrSchlafanzug mit der 02. Und dann ihre Zahnbürste, ihre Schminksachen - alleswar kreuz und quer auf dem Boden verstreut und mit Blut bedeckt.

„DasBlut und diese Haare hier gehörten Anne Holm. Eine Leiche konnte nicht gefundenwerden", sagte der Polizist kühl.

DieSätze des Polizisten drangen kaum zu Simon durch. Es... es machte alles keinenSinn. Wieso waren ihre Sachen hier? War sie nicht auf Ginas Party gewesen? Und wiewar all das Blut hierhin gekommen? Und dann... „Eine Leiche konnte nichtgefunden werden."... Langsam sickerte die wahre Bedeutung dieser Worte zu Simondurch.

„WartenSie, wollen Sie etwa damit sagen, Anne ist... Sie ist..." Simon konnte dasWort gar nicht aussprechen. Es tat zu sehr weh.

„Wirgehen stark davon aus, dass sie erstochen wurde und an dem immensen Blutverlustgestorben ist", sagte der Polizist sachlich. „Anne Holm wurdewahrscheinlich entführt und in dieser Hütte gefesselt. Sie konnte sich befreienund es entbrannte ein Kampf zwischen ihr und ihrem Entführer, in dessen Verlaufsie sich die tödliche Wunde zuzog. Ab der Schleifspur dort vorne verliert sichsowohl ihre Spur als auch die ihres Angreifers."

GedankennebelWhere stories live. Discover now