Kapitel 12

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„Um alle Schnabel der Welt, was macht dieser Typ so lange dort?", seufzte Mamutzu ungeduldig. „Er befindet sich schon zwei Stunden in diesem kleinen Restaurant.", schaute er wieder auf die Uhr.

„Er isst wahrscheinlich.", antwortete ich ebenfalls während ich das Kreuzworträtsel vervollständigte. Ich musste zugeben, dass ich langsam ebenfalls ungeduldig wurde. Wir haben seit drei Tagen Felix Branden beobachtet. Der Typ hatte den selben täglichen Ritual. Er stand um fünf Uhr morgens auf, joggte eine Stunde lang um sein Haus. Nach dem Frühstück ging er Punkt acht Uhr aus seinem Haus raus und fuhr zu seinem Büro im Gebäude des weißen Kreises. Genau um ein Uhr Mittag, verließ er das weiße Gebäude und lief entlang der Hauptstraße, die zum Park Center führte. Es handelte sich um ein Hochhaus in dem nur Hexen arbeiteten. Überraschenderweise blickte er immer auf, fuhr mit seiner Hand durch seine Haare und richtete seine Krawatte richtig, während er für eine Sekunde vor dem Haupteingang stehen blieb. In der Regel würde es niemanden als Merkwürdig empfinden. Jedoch am dritten Tag, wenn man bemerkt wie eine bestimmte Person, drei Sekunden danach aus dem Park Center raus kommt und ihn verfolgt bis zu der Hotdogbude drei Straßen weiter und diskret ein Umschlag immer wieder in Brandens Manteltasche rein steckt, wird es sehr seltsam. In der Hinsicht wollten Mam und ich unbedingt wissen wer diese Person war. Mam hat seine Informatikkünste benutzt um eine Liste der Arbeiter dieses Hochhauskomplexes herunter zu laden. Im ersten bis zum fünften Stockwerk befanden sich die Statistiker. Sie stellten verschiedene Umfragen und Graphen über das Wohlbefinden der Hexen, wie viele von ihnen arbeiteten, wo sie lebten und so weiter. Ab dem sechsten Stockwerk bis zum Dreizehnten befanden sich verschiedene Soziologen, Philosophen, das Lektorat der Hexenzeitschrift Zibicus und dann in den letzten Etagen befanden sich die Büros einiger Hexen, die für den Hexenrat arbeiteten. Es stellte sich heraus, dass Branden eine Hexe aus dem Hexenrat getroffen hat. Welche Informationen ihm immer übermittelt wurden war ein großer Rätsel. Jedoch so groß dieser Rätsel sein mochte, wussten nun Mam und ich, dass der Hexenrat und weiße Kreis zusammen arbeiteten. Felix Branden war ein genmanipulierter Zauberer. Die Außenwelt glaubte er sei ein Schattenwandler, jedoch in Wahrheit war er ein Zauberer und meine zweite Sicht erlaubte es mir deutlich zu sehen.

Mamutzu und ich saßen nun seit zwei Uhr im Auto vor einem kleinen Restaurant und Branden kam noch immer nicht raus. Das Beste, seitdem wir ihn beobachteten, kam er immer hier essen. Ich warf das Kreuzworträtsel nach hinten und drehte mich zu Mam. „Was genau gibt es dort zu essen?"

Mam zuckte die Schultern. „Irgendwelche Fischgerichte."

„Und er sitzt da seit über zwei Stunden?", runzelte ich die Stirn, „muss er nicht irgendwann zurück gehen und arbeiten?"

„Was wenn er ein Portal benutzt?", wunderte sich Mam.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein...da stimmt etwas nicht. Lass uns dort rein gehen und selbst sehen wo er ist."

„Was wenn er uns erkennt, bzw. dich?", hielt mich Mamutzu auf. Daran habe ich nicht gedacht. Immerhin haben sie versucht mich umzubringen.

Ich nahm Mamutzus Hand in Meine und schloss meine Augen. Mit meiner freien Hand zeichnete ich das Zeichen des Unsichtbarkeitszauber, das mir so oft geholfen hat.

„Wir sind jetzt unsichtbar.", erklärte ich und stieg aus dem Auto heraus ohne die Tür zu öffnen.

„Wir sind auch durchsichtig?", zog Mam die Augenbraue hoch.

Ich nickte und zog ihn hinter mich. Wir gingen durch die Tür und wurden von lautem Reden Jazzmusik empfangen. Das Restaurant war voll besetzt. Einige aßen Mittag während andere eine kleine Kaffeepause einlegten. Die Dekoration bestand aus schlichtem, dunklem Holz, der schön verarbeitet wurde. Einige Wände waren dunkel blau gestrichen während andere aus aufgestapelten Glassflaschen bestanden. Mamutzu stieß mich mit dem Ellbogen und deutete auf die rechte Ecke hinten. Ein dunkelblond haariger Mann in einem schwarzen Anzug saß dort und trank einen Espresso. Es war niemand anderer als Felix Branden und er saß nicht allein. Eine Frau saß mit ihm am Tisch. Ihre hellbraune Haare waren voluminös nach hinten gekämmt, Goldringe steckten in jedem Finger während ihre große Diamantohrringe, ihren Gesicht schmaler wirken ließen. Sie trug ein knalliges, eng geschnittenes, gelbes Kleid, das ihr perfekt passte. Ihre Schönheit strahlte eine gewisse Arroganz und Selbstsicherheit, die einem den Mund verzog. Aber vor allem konnte man nicht die Augen von ihr entreißen. Sie hatte diese magnetische Ausstrahlung, die man von berühmten Leuten kannte. Man wollte nah an ihr sein, sie genau kenn lernen und alles über sie erfahren. Diesen Effekt hatte sie nicht nur auf mich sondern auch auf Mamutzu, der nicht seine Augen von ihr abwenden konnte. Ich warf schnell einen Blick um uns herum und bemerkte wie die Gäste ebenfalls auf diese Frau schauten. Sie sprachen und aßen ohne ihren Blick von dieser Schönheit abzuwenden. Mir bereitete das alles eine Gänsehaut. Es war als ob sie alle hypnotisiert wären. Ich schüttelte mein Kopf um meine Gedanken zu dämpfen. Gleichzeitig tippte ich Mam auf seine Schulter damit wir ihnen nähern. Ich bemerkte wie Mam angewurzelt an seinem Platz stehen blieb. Perplex rüttelte ich ihn fest am Arm. Ich konnte nicht mit ihm gerade reden und fragen was los war, da uns jemand vielleicht hören könnte. Ich schüttelte ihn bis es mir nichts brachte. Er stand steif wie eine Statur mit dem Blick auf der Frau gerichtet. Verwirrt verglich ich seinen Blick mit den anderen Gästen. Ach du heilige Hexen! Sie waren alle hypnotisiert, inklusive Mamutzu und es lag anscheint an dieser Frau. Ich nutzte meine zweite Sicht und stellte fest, dass diese Frau keine normale Hexe war. Sie besaß die Fähigkeiten der magischen Hypnose. Ein blauer Netz war durch den ganzen Raum gewebt und verband jede Person in diesem Restaurant mit ihr. So hatte sie die Kontrolle über ihren Verstand, Zeitsinn und Gefühle. Wie praktisch! Zum Glück befand ich mich nicht in ihrem Netz jedoch Mam steckte mitten drin. Was würde passieren wenn ich ihn befreie? Wird sie seine Anwesenheit bemerken? Wusste sie bereits, dass er hier war? Ich ging vorsichtig vor ohne den Netz anzufassen und blieb vor ihrem Tisch stehen. Felix und die Frau sprachen weiter ohne mich zu bemerken.

„Das ist also geregelt. Der Plan steht fest.", sagte Felix zu der Frau.

Was für ein Plan?

„Wir brauchen nur noch die Macht in der Zauberakademie zu ergreifen und wir können los legen.", meinte die Frau, „Die Vampire und Schattenwandler werden nicht verstehen was hier passiert. Sie werden so sehr auf unsere Hilfe angewiesen sein, dass sie zu spät begreifen werden was passiert.", grinste sie bösartig.

„Was mit den Hexen, die uns nicht folgen werden?", wollte Felix wissen.

„Das habe ich bereits vorgeplant. Weshalb denkst du müssen wir die Zauberakademie unter unserer Kontrolle ergreifen?"

Felix nickte. „Ich werde den Vorschlag beim weißen Kreis machen, wie wir es geplant haben. Danach, sobald sie zustimmen, können wir mit der Rekrutierung anfangen."

„Felix", sagte die Frau warnend, „ich will talentierte Hexen rekrutieren. Sie sollen aber vor allem nicht nur talentiert sein, sondern auch einen angeborenen Hass gegen diese Monster haben.", betonte sie jedes einzelne Wort.

„Mach dir keine Sorgen Emanuela, die wirst du kriegen.", schaute er beängstigt in ihre Augen. Sie nickte und schaute vor sich hin. Nach einpaar Sekunden knipste sie die Finger und der Lärm im Restaurant wurde lauter. Mit meiner zweiten Sicht, sah ich wie das Netz sich auflöste und die Frau mit dem Namen Emanuela ebenfalls. Wer war diese Hexe? Was für ein Plan hatten sie und über welche Rekrutierung sprachen sie?

Hoffe es hat euch gefallen! Was denkt ihr über diese neue Wendung und was glaubt ihr wird passieren? Vergisst nicht zu voten und mit anderen diese tolle Geschichte zu teilen. Ich habe mich sehr gefreud über eure Kommentare und die viele "mach weiter so" Wünsche. 

Ich wünsche euch allen eine schöne Woche! 

Die Hexagonistin 3 - Im Rande des LichtesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt