16. Kapitel

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Nathan

Ria ist also die Tochter des Chiefs. Darauf wäre ich im Leben nicht gekommen. Er mit seiner oft grimmigen Mine und sie mit ihrer immer fröhlichen und freundlichen Art. Das passt überhaupt nicht zusammen. Als sie erfahren hat wer ich bin, war ihr der Schock regelrecht anzusehen. Warum hat sie so reagiert? Und wie ernst meinst sie es mit Nick? Fragen über Fragen, die ich wohl erst beantwortet bekommen, wenn ich mit ihr allein bin.

Und die Frage aller Fragen, die mich während dem ganzen Essen begleitet hat: Was zur Hölle mache ich hier?! Was will der Chief von mir? Warum diese Einladung? Ich verstehe das nicht. Wenn er wollte, dass ich seine Familie kennen lerne, dann hätte ich das auch auf der Wache machen können. Genauso wenn er was mit mir besprechen möchte. Was bisher nicht der Fall war.

„Kann ich dir sonst noch mit was helfen?", frage ich Meggi, die das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine räumt. „Beim Abwasch zum Beispiel?", hacke ich nach. Als Gast finde ich es angebracht meine Hilfe anzubieten, so wurde ich erzogen. Während ich geholfen habe den Tisch abzuräumen ist der Chief mit den Worten: „Stones, verschwinden sie nicht. Wir haben noch etwas zu besprechen.", verschwunden und bis jetzt nicht wiederaufgetaucht. Vielleicht wird dabei die ein oder andere Frage beantwortet, die ich mir stelle.

„Oh nein. Wirklich nicht. Ich erledige das.", antwortet mir Meggi und streicht sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Mein Kommentar, sie wäre die Schwester von Ria, war dick aufgeschmiert, das gebe ich zu. Meggi fand es gut. Der Chief fand es weniger amüsant. Ria ist es jetzt, die mich aus der Küche schiebt und ins Wohnzimmer lotst.

„Sicher, dass wir ihr nicht helfen sollen?", frage ich sie. „Ja, ja. Sie macht den Abwasch gerne. Du weißt schon...", sagt sie und macht eine wirre Arm Geste dazu. Nein, ich weiß nicht was sie meint, belasse es aber dabei. Ria schnappt sich eine Zeitschrift vom Wohnzimmertisch und blättert sie wenig interessiert durch.

„Weißt du, warum ich hier bin?", frage ich sie noch mal. Sie lacht auf und schüttelt den Kopf. „Nathan, ich wusste ja noch nicht mal, dass überhaupt wer anders zum Mittagessen kommt. Keine Ahnung welche Spielchen er mit dir spielt.", antwortet sie mir ehrlich. Mhm... „Ja, dir war der Schock regelrecht anzusehen, als du erfahren hast, wer ich bin.", erwidere ich belustigt. Sie wird ein bisschen rot und liest irgendwas in der Zeitung.

„Erzähl schon. Hast du dich mir anders vorgestellt?", will ich von ihr wissen. „Oder warst du so von den Socken endlich den Jonathan Stones kennenzulernen?" Sie weicht meinen Blick aus und findet die Vase auf dem gegenüberstehenden Regal auf einmal wahnsinnig interessant. „Erzähl schon.", fordere ich sie auf und pikse ihr einmal in die Seite. „Lass das!", faucht sie mich an. Ich fange an zu lachen. War meine zweite Vermutung richtig?

„Bilde dir bloß nichts darauf ein. Ja, es ist beeindruckend, was du in deinem Alter schon erreicht hast. Du bist Taucher und Höhenkletterer und hast eine Ausbildung auf dem höchsten Niveau. Du hast die Games fünfmal gewonnen. Und trotzdem...", sie verstummt und schaut an meinem Kopf vorbei. Sie ist gut informiert. Meinen Tauchschein habe ich erst vor einem halben Jahr gemacht. Das erstaunt mich jetzt aber.

„Mein Vater redet viel von dir.", sagt sie entschuldigend, als sie meinen erstaunten Blick sieht. Das kann ich mir nur schwer vorstellen. Die ganze Zeit, die ich mit ihm bisher verbracht habe, war er kurz angebunden oder hat Spaß daran mir zu zeigen, der den Längeren hat. Seiner Meinung nach ist er es.

„Du wolltest eben noch was sagen.", ermutige ich sie. „Du lässt wohl nicht nach, was?", fragt sie mich mit einem Lächeln auf den Lippen. „Wenn es dir unangenehm ist, muss du es nicht sagen.", meine ich halb im Ernst, halb im Spaß.

Sie verdreht ihre braunen Augen. „Also gut, du kannst echt eine Nervensäge sein. Du bist richtig gut in deinem Job und talentiert und trotzdem so...normal." Sie zuckt mit ihren Schultern. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Was dachtest du denn? Ein Halbgott, der unbeschadet durchs Feuer gehen kann?", frage ich sie und fange an zu lachen. Sie stimmt mit ein, schüttelt aber ihren Kopf. „Nein, so nicht. Eher das Gegenteil." Das Gegenteil? „Also ein Freak, der keine Frau abbekommt und zusätzlich einen Sprachfehler hat?", rate ich.

Inmitten... Teil 1 - Nathan & RiaOnde histórias criam vida. Descubra agora