28. Kapitel

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Nathan

Mit Blaulicht und Martinshorn fahren wir zum Einsatzort. Mein Puls hat sich auf ein höheres Niveau stabilisiert. Und das Blut rauscht mir in den Ohren. „Wir werden auf jeden Fall eine Wasserversorgung aufbauen. Stones, Anders, rüstet euch mit Atemschutz aus. Wir haben es mit einem Gebäudebrand zu tun.", gibt Mick uns zu verstehen. Lolly und Jacob helfen uns dabei. Wir sehen schon die Rauchsäule einige Hundertmeter bevor wir den Ort erreichen.

Rock parkt das Auto und Mick, unser Captain springt aus dem Auto. Er eilt zum Chief, um sich zu beratschlagen. Die Drehleiter und der Rüstwagen kommen jetzt auch an. In der Ferne höre ich Sirenen von Krankenwagen. Auf der anderen Straßenseite haben sich die Leute aus dem Gebäude versammelt. Der Wassertrupp baut die Wasserleitung auf. Ich warte, mit Steve an meiner Seite, auf Anweisungen. Mit einem Blick zum Gebäude stelle ich fest, dass der Brand vermutlich in der höchsten Etage ausgebrochen ist.

Steht da jemand am Fenster? Ein Mann tritt auf den Chief zu. „Ich bin Mr. Daniels. Der Geschäftsführer. Es sind alle aus dem Gebäude raus, außer zwei Besucherinnen von der Agentur Goodwoods&Partner.", informiert er den Chief und deutet auf das oberste Stockwerk. Dahin, wo ich schon eine Person vermutet habe. Durch den Körper des Chiefs geht ein Ruck. Auch ich werde hellhörig. „Ms. Brown und eine Kollegin von ihr.", fährt er fort. Mein Herz fängt an schneller zu schlagen. „Anne Brown?", mische ich mich ein. Bitte sag nein. Lass noch eine andere Frau so heißen.

Doch er nickt. Mein Herz bleibt für einen Moment stehen, dann schlägt es umso schneller weiter. „Ich gehe hoch.", bestimme ich. Der Chief wirft mir einen warnenden Blick zu. „Wer ist die andere Person?", fragt der Chief ungeduldig. Währenddessen gibt Mick die Anweisung die Drehleiter in Stellung zu bringen. Der Typ runzelt die Stirn. „Ich weiß nicht mehr genau...", murmelt er. Sein Blick schweift nachdenklich hin und her. Er bleibt beim Namensschild des Chiefs hängen. „So wie sie. Boman. So hat sie sich vorgestellt.", sagt er.

Der Chief zuckt zusammen und kramt in seiner Hosentasche. Er wählt eine Nummer auf seinem Handy. Mit einer Geste gibt er mir zu verstehen, dass ich mit meinem Truppmann die Zwei rausholen soll. Rock reicht mir und Steve Klettergurte. Warum dauert das mit der Drehleiter so lange? „Ria? Beruhige dich. Alles wird gut.", sagt der Chief nun ins Telefon. Dann schüttelt er den Kopf. Ich schaue nach oben in das Gebäude. Wenn da Anne ist, dann muss sie mich eigentlich sehen. Ich mache eine Telefongeste mit der Hand und reiße dem Chief das Handy aus der Hand.

„Anne?", frage ich. „Jonny! Ich weiß nicht wie lange die Tür noch hält. Wir sind hier eingeschlossen.", sagt sie gefasst. „Geht es euch gut? Seid ihr verletzt?", will ich wissen. „Mir geht es gut...", sie zögert und fährt dann leiser fort: „Aber Ria ist am Durchdrehen. Jetzt ist sie in einer Schockstarre. Aber sie war auch schon panisch." Auch das noch. Kein Wunder, dass der Chief nicht protestiert hat, als ich ihm das Handy entrissen habe. Von Ria hat er wohl keine brauchbaren Informationen bekommen.

Ich sehe, dass die Drehleiter jetzt in der richtigen Position steht. „Anne wir kommen jetzt hoch. Haltet durch.", sage ich und lege auf. Dem Chief reiche ich sein Handy und ich mache mich mit Steve auf den Weg nach oben. Auf halber Höhe der Leiter knackt das Funkgerät. „Stones denken sie daran. Die labilere Person zuerst. Nach Lehrbuch.", gibt der Chief durch. Ich kann in seiner Stimme hören, wie viel Überwindung ihn das kostet. Wahrscheinlich würde er am liebsten selbst seine Tochter da rausholen. Anne hat voraussichtig das Fenster schon geöffnet. Zu Steve sage ich noch schnell: „Die Gurte anlegen und dann rausschaffen." Er gibt mir ein Daumenhoch-Zeichen.

Ich klettere zuerst in das Gebäude. Anne fällt mir sofort um den Hals. Ich schiebe sie ein bisschen von mir, um ihr ins Gesicht sehen zu können. „Alles klar?", frage ich. Sie nickt mir zu. Ich gehe vor ihr auf die Knie und lege ihr den Gurt an. „Der ist für eure Sicherheit. Mit den Karabinern können wir euch in der Leiter einhängen.", sage ich standardmäßig. Auch für mich ist das eine neue Situation. In Brinkham hatte ich keine Familie, auf die ich im Einsatz hätte treffen können.

Inmitten... Teil 1 - Nathan & RiaWhere stories live. Discover now