26. Kapitel

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Nathan

„Ich würde aber viel lieber mein Bild fertig malen.", beschwert sich Emily. Anne zieht sie murrend hinter sich her. „He Emily. Da ist eine große Hüpfburg. Und es wurde eine Ecke zum Malen eingerichtet. Da kannst du so viele Bilder malen, wie du willst.", versuche ich sie zu beruhigen. Sie schaut mich trotzig an. Quengelnde Kinder sind wirklich eine Qual. „Aber da dürfen nur Kinder hin, die auch Spaß haben.", mache ich ihr weiß und fange an sie zu kitzeln. Sie fängt an zu kichern und rennt vor mir weg. Ich hole sie ein und werfe sie in die Luft und fange sie wieder auf. Im Nu ist ihre schlechte Laune vergessen.

Anne und Chis sehen mich dankend an. Ich musste sie gar nicht überreden mit zum Familienfest zu kommen. Anne kommt das gerade Recht. Sie müsse dann wenigstens kein Mittagessen machen, war ihre Antwort. Wir erreichen die Feuerwache und Emily rennt fröhlich zur Hüpfburg. Zum Glück spielt das Wetter heute mit. Frühlingshafte 17 Grad und Sonnenschein. Was Besseres hätte uns nicht passieren können für Mitte März. Die Tische und Bänke sind so aufgestellt, dass notfalls die Autos aus den Garagen fahren können. Obwohl es alles ein bisschen improvisiert aussieht, ist es eine schöne Atmosphäre.

„Hey Anne.", ruft Ria von Weitem. Sie kommt auf uns zu. Und ja verdammt, ich bekomme das Bild nicht mehr aus dem Kopf. Seit Freitagabend sowieso nicht mehr. Manno Mann. Was hat sie mich fertig gemacht. Ich habe mir geschworen, dass ich sie nicht anfassen werde. Sie passt momentan einfach nicht in mein Beuteschema. Und ich will mir nicht ausmalen, wie der Chief reagieren würde, wenn er davon erfährt. Aber irgendwo habe auch ich Grenzen. Und ich bin nicht scharf darauf sie auszutesten. Deswegen denke ich, hat die kleine Warnung an sie auch nicht geschadet.

Ria umarmt Anne zur Begrüßung. „Wo hast du denn Chris gelassen?", erkundigt sie sich. „Der spielt heute den Babysitter.", antwortet Anne und deutet auf die Hüpfburg. Ria nickt verstehend. „Nathan, ich habe gehört ihr hattet gestern euren ersten Einsatz.", wendet sich Ria jetzt an mich. Oh ja. Endlich ist der Knoten geplatzt. „Es war zum Glück nichts Wildes. Wir sind nur mit dem LF ausgerückt. Eine Mülltonne hatte gebrannt. PA auf und Schnellangriff. Das wars auch schon.". erzähle ich ihr. Ich beobachte ihre Reaktion. Zu meiner Überraschung kann sie mir folgen. Offensichtlich ist sie mit dem Vokabular vertraut. Aber bei ihrem Vater brauche ich mich auch nicht zu wundern.

Es hatte bei mir schon in den Fingern gekribbelt. Endlich konnte ich wieder ein Strahlrohr in den Händen halten. Und obwohl der Chief uns gewarnt hatte, dass es nicht viele Einsätze geben wird, macht mich diese Tatsache ein bisschen kirre. Ich bin Mitte 20 und fühle mich auf der Wache, als würde ich jeden Augenblick in Rente gehen. Wenn ich daran denke, was ich in diesen Wochen alles in Brinkham hätte erleben können, dann ploppt dieser Gedanke in meinem Kopf wieder auf.

Ich stelle mir vor wie ich einen Versetzungsantrag ausfülle. Eine Versetzung zurück nach Brinkham. Und obwohl ich es mehr als genieße hier in der Nähe von meiner Familie und Freunden zu sein, macht mich die Situation hier in Wondersville auf der Wache nicht besonders glücklich. Ständig dieses trainieren für die Games. Es ist so unwahrscheinlich, dass wir gewinnen. Also wieso die Mühe? Wenn die Mannschaft nicht liefert, dann wars das sowieso mit der Wache.

Nur Anne, Chris, Emily, meine Freunde und mein verdammtes Pflichtbewusstsein hindern mich daran so einen Antrag auszufüllen. Mittlerweile verstehe ich all die, die mich am Anfang schräg angeschaut haben. Was willst du denn in Wondersville mit deinem Talent? Die Wochen hier kommen mir vor wie ein Adrenalin Entzug. Wir haben hier noch nicht mal eine gute Übungsanlage. Vielleicht sollte ich mal meine Kontakte nach Grethin spielen lassen. Eine gute Übung für jeden kann auf jeden Fall nicht schaden.

Und dann gibt es noch den Chief. Und obwohl er mir so auf die Nerven geht, pusht er mich mit seinen Anforderungen. Eigentlich müsste ich ihm dankbar sein, dass er mich mit der Aufgabe betraut hat, die Mannschaft in die Finals zu führen. Ohne die ganzen Trainings wäre ich vor Langeweile schon längst gestorben. Und ich hätte schon längst einen Antrag ausgefüllt. Nur über meine Leiche würde ich das ihm gegenüber zugeben.

Inmitten... Teil 1 - Nathan & RiaWhere stories live. Discover now