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„Wir fahren jetzt los", rief ich durch das Haus. Jungkook war gerade dabei, den Koffer runter zu tragen. „Ich dachte, wir fliegen heute hin und übermorgen wieder zurück und nicht, dass wir zwei Wochen da bleiben" „So schwer ist der Koffer nun auch nicht. Außerdem sind da schließlich auch die Sachen für uns beide drin'"

„Was lässt du auch Y/n deine Sachen packen", lachte Hoseok, der in der Tür gelehnt stand. „Hätte ich es dich machen lassen, müssten wir mit mindestens zwei Koffern fahren", entgegnete ihm Jungkook frech, während er sich seine Schuhe anzog. „Hey, so behandelt man keine älteren" „Hm, egal"

Nachdem wir uns von allen verabschiedet hatten, fuhren wir mit Jungkook's Auto zum Flughafen. Trotz lockeren Klamotten, einem Mundschutz und sonstigen Tarnungsversuchen wurden einige Fotos gemacht, als wir uns eincheckten und schließlich auf den Flieger warteten. Jungkook's Familie war schon seit gut anderthalb Stunden weg.

„Ehm, entschuldigung?", ein kleineres Mädchen stand schüchtern vor uns und schaute auf den Boden. „Ja?", fragte Jungkook in einer aufmunternden Stimme. „Ich...kann ich...also können wir vielleicht ein Foto machen?", stotterte sie vor sich hin. „Klar. Du brauchst nicht so schüchtern sein", spielerisch boxte Kookie der kleinen an die Schulter. „Soll ich das Foto machen? Dann kann deine Mutter sogar noch mit drauf", fragte ich das Mädchen. Ihre Mutter stand ein wenig entfernt neben uns. „Können wir eins zu dritt machen?", fragte die Kleine wieder. „Oh, das können wir natürlich auch. Wie heißt du denn?" „Jonghi" „Und wie alt bist du?", fragte Jungkook und kniete sich zu ihr runter. „Ich bin acht"

Wir machten einige Fotos, bevor wir uns nach einem kurzen Gespräch mit Jonghi und ihrer Mutter verabschiedeten, da unser Flug aufgerufen wurde. „Viel Spaß euch beiden. Ihr besucht sicherlich Y/n's Familie, oder?", fragte die Mutter noch zum Abschied. Wir bejahten ihre Frage und machten uns schließlich auf den Weg.

„Sieht doch gar nicht so schlecht aus" „Nicht so schlecht? Wir sind hier ganz für uns alleine und haben einen kleinen Kühlschrank. Einen Kühlschrank, hallo?", begeistert sah ich mir unsere Kabine an. „Du siehst aus, wie ein kleines Kind, das den Weihnachtsbaum zum ersten mal sieht", lachte Jungkook und setzte sich auf einen der Plätze.  „Tut mir leid, aber ich bin eben nicht so reich, dass ich jedes mal in der ersten Klasse fliege" „Das hätten wir auch nicht einfach so machen können. Big Hit hat den Flug bezahlt, damit wir in Sicherheit sind"

„Guten Tag, ich bin ihre Stewardess. Sollten sie irgendwelche Wünsche haben, dann gibt es dort drüben einen Knopf, den sie jederzeit drücken können", erklärte uns eine junge Frau in Uniform. Wir bedankten uns und meinten, dass wir im Moment nichts bräuchten.

„Guck mal, die Wolke sieht aus wie ein kleines Häschen" „Und die da hinten wie ein Teddy"
„Oh, die sieht aus wie ein Herz"
Schon seit ein paar Minuten zeigten wir auf verschiedene Wolken und erahnten, was sie darstellen könnten.

„Wollen wir langsam was essen?", fragte Jungkook, nachdem wir schon drei Stunden im Flieger saßen. „Du kannst dir ruhig was bestellen, ich hab keinen Hunger" „Hast du heute überhaupt schon was gegessen? Das Frühstück hast du heute auch schon ausfallen lassen", besorgt sah Jungkook mich an. „Ich hab einfach keinen Appetit" „Wehe du fängst irgendwelche Diäten an" „Werd ich nicht, keine Sorge", beruhigte ich ihn.

„Ich will mich bewegen", jammerte ich. Sonst schlief ich die meiste Zeit des Fluges, aber da Jungkook dabei war, blieb ich wach.  „Wollen wir ein wenig rum gehen? Auf's Klo kann man ja auch einfach gehen" Nach kurzem Überlegen willigte ich ein. Wir gingen den Gang zwei mal hoch und runter, bevor wir uns wieder in unsere Kabine setzten.

„Komm zu mir!", bettelte Kook, als ich mich gerade wieder setzen wollte. „Die Sitze sind zwar groß, aber zu zweit passt man trotzdem nicht drauf", lachte ich, kam aber zu ihm rüber. „Aber wenn ich die Lehne zurückfahre, kannst du dich zu mir legen", erklärte er und deutete auf seinen Schoß. Kopfschüttelnd setzte ich mich hin und lehnte mich an deine Brust. „Hast du trainiert? Du fühlst dich viel muskulöser an", stellte ich überrascht fest. „Schlecht?", Jungkook's Stimme wirkte verunsichert. „Nein, überhaupt nicht. Ich hab nur nie wirklich darauf geachtet"

Nach weiteren zehn Stunden kam endlich eine Ansage, dass wir uns wieder anschnallen sollen, da wir in Kürze landen würden. Zwar genoss ich jede einzelne Sekunde mit Jungkook, aber irgendwann brauchte man einfach mehr Platz und ein wenig mehr Abwechslung als die andauernden Wolken. Außerdem war mein Po schon seit einer halben Stunde taub.

„Frischluft", sobald wir aus dem Flieger raus waren, breitete ich meine Arme aus und genoss den Sonnenuntergang. Während es in Korea jetzt schon mitten in der Nacht war, war hier gerade mal 17.20 Uhr. Hinter mir hörte ich ein leises Kichern. Als ich mich umdrehte, sah ich Jungkook, wie er auf sein Handy guckte. Neugierig ging ich zu ihm rüber und sag auf den Bildschirm. „Wann hast du das denn gemacht?", er sah sich ein Bild an, auf dem ich mit dem Rücken zur Kamera zu sehen war. Er musste es erst eben gemacht haben, da es genau die Pose war, die ich gerade gemacht hatte. Auch der Hintergrund war der selbe. „Ist doch schön. Darf ich das auf Twitter hochladen? Wir können ja auch noch eins zusammen machen", bot er an. „Seit wann bist du denn so aktiv?", neckte ich ihn da ich wusste, dass er für gewöhnlich nur äußerst selten etwas hochlud. „Seitdem ich der Welt zeigen möchte, zu wem ich gehöre und das nichts daran gefaket ist" Glücklich warf ich mich in seine Arme und küsste ihn. Da BTS in Deutschland noch nicht wirklich bekannt war, machte ich mir keine Gedanken.
„Dann suchen wir mal deine Eltern"

Zum Glück mussten wir nicht lange suchen. Da ich schon öfters hier angekommen bin, hatten meine Eltern mittlerweile schon ihren Stammplatz, wenn sie mich abholten.

„Wie schön, dass wir dich so schnell schon wiedersehen", begrüßte mich meine Mutter und nahm mich in den Arm. Jungkook stand etwas verloren neben uns, da meine Eltern gerade auf Deutsch mit mir redeten. Deswegen war er auch ziemlich überrascht, als sich meine Mutter plötzlich an ihn wendete und ihn nach kurzem Vollgelaber in eine feste Umarmung zog. „Mama, er versteht dich nicht", wies ich sie auf die Sprachbarriere hin. „Oh, tut mir leid Jungkook. Ich hatte ganz vergessen, dass du kein Deutsch verstehst", entschuldigte sie sich. „Alles gut, ich üb' dran", versicherte er ihr. „Dann komm' mal her großer", mein Vater kam zu ihm und zog ihn in eine Männerumarmung, wobei er ihn kräftig auf den Rücken schlug. Ich war froh, dass meine Eltern beide Koreanisch reden konnten, ansonsten hätte das Wochenende spaßig werden können.

Zu Hause angekommen war der Tisch schon gedeckt. Mein Bruder saß mit seiner Freundin auf dem Sofa und sah sich irgendeine Serie an. „Schwesterherz, lässt du dich auch mal wieder blicken?", freudig kam mein Bruder auf mich zu. „Ich war nicht der, der seit zwei Jahren ausgezogen ist", konterte ich und erwiderte seine Umarmung. „Hi Jungkook, lange nicht mehr gesehen", begrüßte er auch Jk. Noemi, die Freundin meines Bruders, stand schüchtern in der Tür. „Hey, wie geht's dir so?", fragte ich sie und kam auf sie zu. „Ja, ganz gut, dir?" „Auch" Was ein typischer Smalltalk. „Ich bin nur ein wenig verunsichert, weil ihr alle Koreanisch sprecht und ich von der Sprache nun wirklich kein Ahnung habe. Ich hab zwar ein paar Standardsätze gelernt, aber verstehen kann ich trotzdem nichts", gab sie nervös zu und spielte mit einer Haarsträhne. „Das wird schon. Jungkook versucht auch sein bestes mit der deutschen Sprache, aber wirklich klappen tut es auch nicht"

Der Abend verlief recht holprig. Entweder Noemi verstand nichts, oder Jungkook. Englisch half auch nicht wirklich weiter. Allerdings musste mein Bruder morgen eh wieder fahren, die die beiden noch etwas für die Uni vorbereite mussten.

Als wir oben in mein altes Zimmer kamen, atmete Jungkook laut auf. „Jeder der denkt, Koreanisch ist schwer zu verstehen, saß noch nie mit deiner Familie an einem Tisch" Durch seine plötzliche Aussage musste ich laut anfangen zu lachen. „Was? Ist doch so" „Jaja, tut mir leid"

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Euphoria- jjkWhere stories live. Discover now