Ehe sich Noah versah, war bereits der Januar fast um und es ging auf die Winterferien zu. Die erste Februarwoche rückte immer näher und damit wurden auch die Schüler immer hibbeliger. In vielen Stunden wurde gar nicht mehr unterrichtet, nur einige wenige Lehrer, zu Jades Übel auch Professor Aiden, ließen sich ihren Unterricht nicht durch so etwas wie Vorfreude auf Ferien vereiteln. So saßen sie also in Professor Aidens Verwandlungsstunde am Donnerstagmorgen und warfen immer wieder böse blicke nach vorne, doch der Professor lies sich davon nicht stören und formulierte weiter einen immens schweren Zauber, den sie wahrscheinlich erst im vierten Schuljahr lernen sollten. Noah tat sich schwer überhaupt zuzuhören und kritzelte stattdessen auf der Ecke seines Pergaments herum. Es sollte eigentlich ein wunderschöner Adler aus seinem Lieblingsroman werden, doch dank seiner minderbemittelten Zeichenkünste wurde daraus ein Küken mit Fliegerbrille und Schal welches ihn böse anstarrte. Jade kicherte eine ganze Weile über Noahs misslungenen Versuch, was die Aufmerksamkeit von Professor Aiden auf sie lenkte.
"Mrs. Greaham, dürfte ich fragen wieso Sie meinen Unterricht mit diesem Kichern stören?", fragte Professor Aiden mit freundlicher Stimme, doch Noah konnte den Spott und den triefenden Sarkasmus schon beinahe sehen. Jade brauchte etwas um sich zu einer ruhigen Antwort herabzulassen. "Es tut mir außerordentlich Leid, Professor.", sie betonte das letzte Wort besonders. "Aber ch musste leider über einen Fehler lachen, den sie in ihrer Formulierung haben. Auf Seite zwei, dritter Abschnitt. Es sollte heißen: Dem Manifest zufolge, legt ein Zauberer seinen Zauberstab nur im Angesicht des Todes ab. Sie aber haben geschrieben: Dem Mannifest zufolge. Das erinnerte mich an einen Film den ich gesehen habe, in dem eine der Personen Manni hieß." Professor Aiden wurde hochrot im Gesicht und las sich den Abschnitt durch. Dabei verengten sich seine Augen, als er den Fehler entdeckte. "Nun, Mrs. Greaham, das nächste Mal melden sie sich und weisen mich darauf hin, das ich mich verschrieben habe und gackern nicht wie ein Huhn in meinem Unterricht. Fünf Punkte Abzug für Gryffindor."
Jade schaute drein als hätte Professor Aiden sie mit einem Eimer Wasser begossen. "Aber, Professor -", setzte sie an. "Wenn sie jetzt nicht ruhig sind, setzt es Nachsitzen, verstanden?", sagte Aiden leise. Jade verstummte und starrte wutentbrannt auf ihren Tisch. Sie erwog anscheinend die Möglichkeit, Aiden mal so richtig die Meinung zu sagen und dafür nachsitzen zu müssen, entschied sich aber dafür, es bleiben zu lassen. "Schön, dann können wir den Unterricht ja fortsetzen." Jade blieb den ganzen Unterricht ruhig und starrte Aiden wütend an. Am Ende der Stunde verschwand sie als Erstes aus dem Raum und war bis zum nächsten Unterricht nicht mehr zu finden. Noah hatte den Verdacht das sie ein armes, wehrloses Kissen verprügelt hatte.
Das Jade dann seelenruhig zum Mittagessen auftauchte verstärkte seinen Verdacht nur noch. Jade aß mit Jill gemütlich ihre täglichen Steaks als eine Eule zu ihr herunter schwebte. "Von wem kommst du denn?", fragte Jade mit vollem Mund und nahm den Brief von der hübschen Eule. "Der ist von Dad!", rief sie aus. Noah schaute ihr beim Lesen überrascht über die Schulter.
Liebe Jade, lieber Noah,
wie gehts euch? Eure Mutter und Ich sind gerade in Taiwan und bekämpfen die letzten der Todesser die hier leben. Wie ihr vielleicht von eurer Großmutter gehört habt, werden wir bis zum Ende des Jahres hier bleiben, was leider heißt, wir werden uns sehr lange nicht mehr sehen. Deshalb wollten wir euch über die Sommerferien für eine Woche nach Taiwan holen um einen kleinen Familienurlaub zu machen. Was haltet ihr davon? Bitte schreibt uns eure Antwort.
Da ihr bald Geburtstag habt, schicken wir euch mit der nächsten Eule eure Geschenke, damit sie auch nicht zu spät kommen. Bitte öffnet sie aber erst an eurem Geburtstag!
Wir wünschen euch noch ein schönes Schuljahr und einen schönen Geburtstag, in Liebe, Mum und Dad.
"Nach Taiwan? Wow." Jades Augen begannen zu leuchten. Sie waren noch nie einem anderen Land gewesen und allein die Vorstellung ließ Noah grinste. "Wie cool ist das denn?", fragte er. "Da müssen wir hin." Jade nickte eifrig und den Rest des Mittagessen grübelten die beiden darüber nach, wie es wohl in Taiwan sei und ob es dort aufregende Sachen zu entdecken gab. Jade war sich sicher, dass es bestimmt noch eine altertümliche Kultur von Zauberern gab, während Noah eher an das viele exotische Essen dachte, welches er probieren könnte. Schon allein davon lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Nach dem auch der letzte Unterricht des Tages vorbei war, gingen Jade und Noah mit Adley, Tamara, Jill, Amanda und Casey nach draußen um eine Schneeballschlacht zu starten. Sie dauerte Stunden und da es dunkel wurde, sahen sie nicht mehr fiel. Dann passierte es.
Jade warf gerade einen besonders hart geformten Schneeball in die Gruppe hinein, doch sie sah nicht, das ein wütender Professor Aiden gerade ankam, um sie nach drinnen zu holen, damit sie sich nicht erkälteten. Der Schnee traf ihn mitten ins Gesicht und da Jade die einzige war, die in der Richtung stand, aus der der Ball kam, wurde Professor Aiden schnell laut. "MISS GREAHAM!", rief er über das Schneefeld und Jade wurde klein. "WIE OFT SOLL ICH IHNEN DAS NOCH SAGEN? KEINE SCHNEEBALLSCHLACHTEN AUF DEM GELÄNDE. DAS BEDEUTET NACHSITZEN!" Aiden wirbelte herum und ging zurück ins Schloss und wischte sich dabei den Schnee aus dem Gesicht.
Jade stand ganz bedröppelt in der Ecke und obwohl alle ihr sagten, Aiden sei ein alter Schleimbeutel und diese Regel gäbe es gar nicht, konnten sie sie nicht aufmuntern. Missmutig und ohne etwas zu essen, verschwand Jade in ihrem Gemeinschaftsraum. Jill folgte ihr besorgt mit einem Teller voller Pommes und Chicken Nuggets in der Hand. Noah warf unterdessen Aiden böse Blicke zu und erstach dabei seine unschuldigen Kartoffeln. Professor Aiden war gelassen und ließ sich nichts anmerken, was Noah nur noch wütender machte und er sich im Geiste schon vorstellte, welche fiesen Zauber er an ihm ausprobieren könnte. Der Haare-auf-den-Zähnen-Zauber gefiel ihm besonders.
Da am nächsten Tag Freitag war und damit der letzte Schultag vor den Winterferien, nahm sich Noah vor, seinen Verwandlungslehrer ein kleines 'Geschenk' zu machen. Bereits früh am morgen schnappte er sich die Karte der Rumtreiber und suchte Aiden darauf. Er war im Lehrerzimmer. Noah machte sich auf den Weg und versteckte sich sicherheitshalber hinter einer Rüstung vor der Tür. Zum Frühstück, etwa eine Stunde später, kam Aiden heraus und Noah stahl sich in das nun leere Lehrerzimmer. Aidens Tasche war unschwer von den anderen zu unterscheiden, denn sie war nicht langweilig schwarz, sondern in einem knalligen Rotton mit Ansteckern von Muggelbands geschmückt. Noah öffnete sie vorsichtig, darauf bedacht, sie nicht zu viel zu bewegen und wollte gerade den Zauber sprechen, als er Schritte hörte. Mit aufgerissenen Augen schloss er die Tasche und versteckte sich in einem alten Schrank voller Umhänge.
Durch einen Spalt sah er die Tür aufgehen und Professor McGonnagal gefolgt von Professor Aiden und dem Hausmeister Bey-Sehn, einem alten chinesischen Mann mit Glatze und langem Bart, der stets in Begleitung seines Besens war, kamen herein. Sie waren in ein Gespräch vertieft. "Also, wissen sie, werte Schulleiterin, zu meiner Zeit, damals in China, in meinem Reiidorf, dort lebte einmal ein alter Mann, der war Friseur. Oder war er doch Zeitungsjunge? War es nicht doch eine Frau, die Wahrsagerin war?" Bey-Sehn blickte verwirrt drein und tippte sich ans Kinn. "Ach ich weiß. Es war eine Frau und die war Friseurin. Sie hat mir damals immer den Bart geschnitten, wissen sie. Flottes, junges Ding war sie. Im ganzen Dorf war sie beliebt. Jedenfalls, eines Tages, als sie mir den Bart schnitt, erzählte sie von ihren Sohn, oder doch ihrer Tochter? Oder waren es Zwillinge? Na egal. Ihr Kind, sagte sie, sei in London und werde auf eine berühmte Zaubererschule gehen. Hogwarts war sogar in unserem Kürbisdorf bekannt, ich meine Reisdorf. Jaja. Jedenfalls, wo war ich? Achso, genau. Das junge Ding erzählte über Stunden hinweg über diese Schule und wie toll sie doch war und alles. Dann beschloss ich, ebenfalls dorthin zu gehen und mein Glück zu versuchen. In meinem Dorf gab es nicht viel zu tun und ich als junger, kräftiger Bursche war voller Tatendrang etwas zu unternehmen, also zog ich auf nach London, trotze Stürmen und Gewittern, hohen Wellen und den Römern, oh warten sie, sie waren schon ausgestorben." Noah konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen. McGonnagal und Aiden blickten mehr als missmutig drein. Anscheinend kannten sie die Geschichten des alten Mannes schon zu Genüge. "Als ich dann-", setzte er an, wurde jedoch von Aiden unterbrochen.
"Ich glaube diese Geschichte haben sie uns schonmal erzählt, vielen Dank." Bey-Sehn schaute einen Moment bedröppelt, dann hellte sich seine Miene wieder auf. "Nagut, vielleicht wollen sie ja lieber meine Zeit in Spanien erzählt bekommen. Das war ein Abenteuer, kann ich ihnen sagen." "NEIN!", riefen Professor McGonnagal und Aiden gleichzeitig aus. "Bitte, sparen sie sich die Geschichte für einen gemütlichen Abend auf, wir müssne uns sputen, der Unterricht beginnt gleich." Ohne ein weitere Wort rauschten die beiden Professoren mit ihren Taschen aus dem Raum und ließen den Hausmeister alleine stehen. "Auch gut." Bey-Sehn summte fröhlich vor sich hin und ging dann seinen Besen schwingend aus dem Raum. Noah fand den Mann auf Anhieb sympathisch. Das Professor Aiden sich von ihm zutexten lassen musste, war schon Strafe genug, deshalb war er nicht allzu wütend darüber, dass Aiden seine Tasche mitgenommen hatte. Er prüfte noch einmal die Karte bevor er sich auf den Weg in den Unterricht machte. Adley war total begeistert von seiner Geschichte und Noah konnte es gar nicht abwarten Jade davon zu erzählen. Sie mussten sich unbedingt mit Bey-Sehn anfreunden, damit er für sie Aiden quälen konnte.
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Definitiv nicht Harry Potter! (1)
FanfictionFast zwei Jahre haben die Aufräumarbeiten von Hogwarts, der britischen Schule für Hexerei und Zauberei gedauert. Nun öffnet die Schule endlich wieder ihre Pforten und der normale Schulbetrieb kann aufgenommen werden. Doch was heißt schon 'normal' a...