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Die sanften Morgenstrahlen brachen durch das Fenster des Anwesens. Die Augen der Dunkelhaarigen öffneten sich langsam.
Ihre Hand legte sich schützend über die braunen Augen.
Das Mädchen erhob sich langsam und trat zum Fenster. Sie blickte über die Dächer der kleinen Häuser. Dabei gab sie ein leises Seufzen von sich.
Beim bunten treiben der Bewohner und Marktbesucher entstand eine menge Lärm.
Sie waren der Grund, weswegen Madrid so bunt und behaglich war. Das Mädchen war einer dieser Menschen, die Madrid zu einen bunteren Ort machten. Ob sie wollte oder nicht, es war ihr Job. Doch so manches Mal sehnte sie sich nach dem verführerischem Duft der Freiheit im warmen Sonnenlicht Spaniens. Und heute war einer dieser Tage.

Das Mädchen drehte sich um, fuhr mit ihren Fingern über den Stoff der blutroten Kleider, die aus Seide bestanden.
Sie schloss die Augen, griff nach einem der Kleider. In Windeseile schlüpfte sie in dieses, betrachtete sich in einem der unzähligen Spiegel, die dort herumstanden.
Die Haare band sie provisorisch zu einem Dutt zusammen, trat vor die Tür. Langsam trat sie die lange Wendeltreppe herab, schritt durch den langen Gang, der mit Kerzen erleuchtet wurde.
Sie öffnete die Tür zum Speisesaal, blickte zu den beiden älteren Gestalten. Einem Mann und einer Frau, welche beide schätzungsweise wie 40 aussahen.
Das Mädchen nickte ihnen vorsichtig zu. "Buenos dias, mi madre. Buenos dias, mi padre."

Der Vater sah nicht auf, blickte sie nicht an. Er schien seine Tochter strikt zu ignorieren.
Jedoch vernahm das Mädchen das warme, herzerwärmende Lächeln ihrer Mutter.
"Buenos dias, Alejandra. Hast du gut geschlafen, mein Engel?"
Alejandra nickte ihr mit einem breiten Lächeln zu. "Sí mama."

Die Mutter trat näher, schloss ihre Tochter vorsichtig in die Arme.
Sie strich durch das feine dunkelbraune Haar, summte ein leises Lied.
Alejandra war dieses Lied mehr als bekannt. Ein Lied auf Latein, was ihre Mutter im Abendlicht flüsternd sang, wenn Alejandra sich einsam fühlte. Es war eine Ode an die Freiheit, eine Geschichte, wie ein Falke das Fliegen lernte.

Plötzlich schlug der Vater mit der Hand auf den Tisch. Die Mutter stoppte abrupt, entfernte sich von ihrer Tochter und ging wieder ihren Tätigkeiten nach.
Alejandra sah zu Boden und wich dem Blick des Mannes aus.
Es wirkte beinahe unterwürfig.
"Du hast in fünfzehn Minuten deinen Tanzunterricht. Anschließend Latein und Gesangsunterricht. Am Mittag hast du die Benimmetiketten erneut zu studieren, bis dir keine Fehler mehr unterlaufen. Hast du mich verstanden?"
Das Mädchen seufzte leise, gab ein gequältes "Sí Señor." von sich.
Sie erhob sich und verschwand aus dem Raum, als ihr Vater endlich schwieg.

"Rafaél, meinst du wirklich, dass unsere Kleine wirklich diese Strenge von Nöten hat? Sieh doch nur, wie unglücklich sie ist."
Die Dame blickte ihren Mann mit bedrücktem Gesichtsausdruck an.
"Sí, Blanca. Sie wird es verstehen, wenn sie eine echte Templerin wird. Die Disziplin ist der erste und wichtigste Schritt um eine gute Templerin zu werden. Würdest du sie nicht so bemuttern, würde es Wirkung zeigen."
Die Frau gab ein leises Seufzen von sich. "Ich hoffe, du hast recht, Rafaél. Möge Gott uns beistehen..."

Hija de la muerteWhere stories live. Discover now