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Ein neuer Morgen brach für die Stadt Madrid an.
Alejandra war bereits vor den ersten Sonnenstrahlen erwacht, sah vom Dach auf die Stadt hinab. Mit Wehmut mit den Augen, genoss sie die warmen Stahlen, die genau wie die laue Sommerbrise auf ihre Haut trafen. Das Warme Rot der Sonne spiegelte sich in den Augen der Jungen Dame, während leise Tränen der Sehnsucht in die Hände der Dunkelhaarigen fielen.
Sie musste Madrid bald verlassen und dies war ihr letzter Morgengrauen. So saß sie schweigend da und starrte in das Geheimnisvolle Leuchten der Sonne.

Nach einer Weile erhob sich das Mädchen, kletterte vom Dach in ihr Zimmer zurück und ergriff einen kleinen Beutel aus Stoff.
Dieser würde den ihr so wichtigen Proviant tragen.
Behutsam schlich sie aus dem Haus, ging langsam über den noch ruhigen Markt und näherte sich dem Obsthändler Carlos.

"Buenos Dias, Alejandra. Madre Mia! Wie siehst du denn aus? Was bedrückt dich, Amiga?"
Alejandra seufzte bedrückt. Ihre unterschiedlich gefärbten Augen wirkten glasig. Auch war ihr Blick nicht so fokussiert wie gewöhnlich. Insgesamt wirkte die Dame ziemlich verträumt, eher verzweifelt.
"Todo bien. No hay nada, Carlos. Ich brauche nur deine Hilfe. Ich brauche dein bestes Obst, was man gut für Reisen in kühlere Gebiete mitnehmen kann."
Der Obstverkäufer hob skeptisch eine Augenbraue.
"Also. Du willst hier weg? Was ist los. Wohin zieht es dich, Alejandra. Wann gehst du fort?"
"Carlos....Ich-"
Das Mädchen im Blutroten Kleid seufzte erneut und atmete tief durch, ehe sie zu Sprechen begann.
"Schau Amigo. Ich bin hier nicht mehr sicher. Es passiert so viel in Madrid. Mehr als du dir vorstellen kannst. Ich muss fort nach England. Noch heute. Es ist das beste für uns alle. Daher brauch ich Proviant."

Der Mann mit Kakaofarbendem Haar nickte und füllte den Beutel mit den Schönsten und saftigsten Orangen und Clementinen, nachdem Alejandra ihm den Beutel gereicht hatte.
"Sag mir, Amiga... Wirst du zurückkehren? Was wirst du in England tun?"
Alejandra ergriff den Beutel mit zitternden Händen, blickte dem Verkäufer in die Augen und lächelte ihn wehmütig an.
"Nur Gott weiß, wohin der Wind und die Zukunft mich treibt. Aber eins ist sicher, Amigo. Madrid bleibt meine Heimat, der Duft des Marktes mein Lieblingsduft, die Melodie der Gitarren mein Lied und der Rythmus mein Puls.
Ich werde dich nicht vergessen. Nein, Ich werde Madrid nicht vergessen. Adios, mi Amigo..."

Alejandra drehte sich um und verschwand unter den wenigen Menschen, die an ihr vorbei zogen.
Der Obstverkäufer hob seine Hand und sah hilflos zu, wie diese besondere und entschlossene Dame wie ein Geist in das nichts verschwand.

Hija de la muerteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt