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Auf die Nacht folgte ein neuer, sonniger Tag in Madrid.
Alejandra wurde von den warmen Sonnenstrahlen geweckt, die sich in den unzähligen Spiegeln spiegelten.
Schnell griff sie nach einem Kleid und band die Haare zu einem Hohen Zopf zusammen.
Voller guter Laune aß sie mit ihren Eltern zu Frühstück, flitzte wieder davon, um die Täglichen Aufgaben zu erledigen.
Diese hatte sie bereits zum Nachmittag erledigt und nebenbei alle Fragen an den Assassinen aufgeschrieben, damit sie diese ja nicht vergaß. Es vergingen Stunden nach dem Abendessen, die sie auf dem Bett voller Ungeduld wartend verbrachte. Ein kleines Schläfchen konnte sie sich nicht leisten.
Doch wie es ihr Körper so wollte, gab sie sich der Müdigkeit hin und schloss widerwillig die Augen.

Das, was sie aus dem Schlaf riss, war ein sanftes Rütteln.
Alejandra erschrak, griff wie in Panik nach dem Säbel.
"Ale, schon gut! Ich bin es doch nur!"
Erst die ihr vertraute warme Stimme und der kehlige Akzent rissen die Spanierin aus ihrer Panik.
"Noah! Caramba, hast du mich erschreckt! Wie zum Teufel bist du hier hereingekommen?"
Noah lachte leise auf. "Das Fenster stand offen. Es war ein leichtes für mich hindurch zu klettern. Mach es mir nächstes Mal nicht so leicht."

Alejandra setzte sich kurz auf, blickte den Assassinen prüfend an. "Für dich wäre es auch ein leichtes, auf das Dach zu kommen, oder?"
Noah gab ein leises Kichern von sich. "Natürlich kann ich das! Wer wäre ich denn, wenn ich dies nicht könnte."
Die Spanierin erhob sich, richtete den Zopf und schritt zum Fenster. Dort hangelte sie sich am Fensterbrett entlang, ergriff einen Haken und zog sich hinauf aufs Dach.
"Wie zum Teufel kommst du mit diesem Kleid auf das Dach?" Fragte der Assassine sichtlich verwirrt. Dieser kniff verwundert die Augen zusammen und runzelte die Stirn.
"Tja. Ein Mädchen verrät keine Geheimnisse. Vamos, mi Amigo."

Noah ließ sich dies nicht zweimal sagen. Geschwind folgte er dem Mädchen und ließ sich genau wie sie, auf dem leicht rutschigen Untergrund des Daches nieder.
"Was siehst du wenn du auf diese Stadt blickst?"
Noah antwortete ihr mit leiser Stimme.
"Ein himmlisches Paradies bei Nacht. Und du, Ale?"
"Es ist Heimat und Gefängnis zugleich. Das Licht im Morgengrauen ist ein Ruf nach Freiheit. Es ruft nach mir, aber ich bin ein Falke ohne Flügel, unfähig dem Ruf zu folgen. Jetzt in der Nacht, wo alles im Schweigen versinkt, sieht man die Wahrheit klar vor Augen. Man sieht endlich nach langer Zeit, was einem fehlt. Wahre Freiheit. Denn Freiheit ist eine Lüge, wenn man sie befohlen bekommt. Die wahre Freiheit kann man nur ergreifen, wenn man sich von den Fesseln löst. Traditionen, Regeln, Versprechungen."

Noah schluckte. So tiefgründige Gedanken, wie diese junge spanische Dame sie besaß, hatte er noch nie gehört.
"Recht hast du. So habe ich dies noch nie beobachtet."
Der Brite seufzte, blickte in den wolkenlosen Himmel um die Sterne zu beobachten.
"Weißt du... In England ist es meist stürmisch, kalt und verregnet. Da ist dieser Himmel eine gute Abwechslung."
Alejandra schwieg und blickte ebenfalls hinauf in den klaren, von Sternen verzierten Himmel.
Plötzlich erhob sich der Assassine und reichte der Spanierin die Hand. Alejandra verstand nicht ganz, ergriff jedoch die Hand des Jungen Mannes, der sie vorsichtig auf die Beine brachte.

"Alejandra...würdest du vielleicht einen gemeinsamen Tanz mit mir teilen?" Fragte der Brite mit schüchternem Tonfall.
Alejandra lachte kurz auf und ergriff behutsam seine Hand. Vorsichtig bewegten sich ihre Füße und Alejandra zog Noah mit sich mit, sodass die Spanierin den Assassinen führte.
Eine Weile tanzten sie behutsam und ausgelassen auf dem Dach, ehe Noah stoppte. Er näherte sich der jungen Dame kontinuierlich und vorsichtig. Beinahe berührten sich ihre Lippen, doch die Dame legte eine Hand an die Wange des Briten und schob diese zur Seite.
"Es tut mir leid, Noah. Aber es geht nicht."

Der Schwarzhaarige gab ein gequältes Seufzen von sich, nickte behutsam.
"Ich verstehe..."
Er löste sich von dem Mädchen, welches sich von dem Mann wegdrehte.
"Sag mir, Ale. Gibt es Männer, auf die du dich einlassen würdest?"
Alejandra lachte als Antwort amüsiert auf.
"Ach Amigo. Es muss nicht immer ein Mann sein. Wer weiß? Vielleicht gibt es einen Engel da draußen, der auf mich wartet. Außerdem tut dies nichts zur Sache. Es gibt wichtigeres zu tun. Mi padre zögert nicht mehr lang. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren."

Der Brite räusperte sich und nickte verstehend.
"Also erledigen wir es morgen Nacht, oder?"
Als Antwort näherte sich das Mädchen ihm und nickte ihm vorsichtig zu.
"Sí, mi Amigo."
Alejandra beugte sich vor, küsste den Jungen Assassinen auf die Wange, welches ihn sichtlich überraschte und erröten ließ.
"Buenas noches, Noah." Flüsterte sie ihm zu, kletterte vom Dach in ihr Zimmer und ließ den völlig perplexen Briten allein auf dem Dach zurück.

Hija de la muerteWhere stories live. Discover now