Ich liebe dich!

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Ich liebe dich!

Ist das nicht gerade DER Satz, den jeder von seinen Liebsten hören möchte?

Aber manchmal...können selbst diese zuckersüßen Worte unfassbar wehtun, wenn das Timing gegen einen spielt...

Die Bedeutung des Knalls nahm ich erst wahr, als er vor meinen Augen auf die Knie sank. Zunächst war da Hoffnung, die naive Hoffnung, dass es nur ein Streifschuss war...

Doch dann...griffen die kalten, unbarmherzigen Hände der Realität nach mir und schienen mir die Kehle zuzudrücken... Ich konnte nicht atmen.

Auf seiner Brust, nahe seinem Herzen, breitete sich das Blut rasend schnell aus, durchtränkte seine Klamotten. Seltsam, beinahe grotesk schön, als würde aus seiner Brust eine Rose sprießen... 

Ohne Zögern stürzte ich zu ihm hin, stolperte fast neben ihn auf den Boden. "John!" Er lächelte schwach. "Okay, keine Panik", sagte ich, mehr zu mir als zu ihm. "Wir...wir schaffen das schon. Kein Problem, absolut kein Problem." Meine Stimme bebte. Warum bebte sie?! Alles würde gut gehen. Es musste einfach... 

Etwas ungeschickt knöpfte ich sein Hemd auf. "Wir kriegen das wieder hin, John... Ich versprechs!" Sein Atem war hastig, röchelnd... "Sherlo-" "Ich bin bei dir, John. Ich bin bei dir..." "Sherlock!" Ich biss auf meine zitternde Lippe. "Sherlock, sie mich an..." Ich tat was er sagte; das warme Lächeln auf seinen Lippen trieb mir die Tränen in die Augen. "Es...es tut mir leid..." "Nein..." Eine schwache Hand legte sich an meine Wange, die einige meiner Tränen auffing.    "Ich liebe dich so sehr, Sherlock." "Ich liebe dich doch auch, John..." "...und es tut mir leid, dass ich dich so schrecklich traurig machen muss..." "Ich habe dir ja auch viel Kummer bereitet in unseren gemeinsamen Jahren..." Sein stummes Lachen ließ seinen Körper neben mir erbeben. "Darf ich nach einen letzten Kuss von dir fragen?" "Natür...natürlich." Wie in einer Trance, nicht bedenkend wer uns sehen könnte, beugte ich mich zu ihm hinab und küsste ihn, wie so viele Male zuvor... Seine Lippen waren so warm wie eh und je; sanft strich die Hand an meiner Wange über meine Haut, mein Herz überschlug sich fast...bis sie schlaff wurde und neben ihm zu Boden sackte. Das Licht in seinen Augen ein für allemal erlosch... "John...ich weiß, ich war dir nicht immer der beste Partner...aber bitte...tu mir das nicht an... Ich flehe dich an!" Mein Kopf sank auf seine Brust; ich suchte seine Wärme, bevor diese mich auch noch verlassen würde...

Ich...will gar nicht versuchen zu beschreiben, wie ich mich in diesem Moment fühlte. Ich saß wie paralysiert da und konnte nicht glauben, dass dieses Herz, welches so voller außergewöhnlicher Güte und Loyalität steckte, es geschafft hatte, das meine zu berühren, nun endgültig aufgehört hatte, zu schlagen. 

Ich zitterte und wusste nur, dass ich weinte, weil ich die salzigen Tränen schmeckte und sie mir langsam meine Sicht nahmen. Ich wurde blind und taub für die Welt um mich herum...

Irgendwann...begann ich zu schreien. Ich schrie mein Elend und mein Leid einfach hinaus, doch anstatt mir Linderung zu schaffen, ließ es mein Herz nur noch schmerzhafter pochen. 

An Tatorten war ich nie zartbesaitet gewesen...doch nun ließ mich der Geruch von seinem Blut würgen und löste eine Art Fluchtreflex in mir aus. Trotz alledem...blieb ich an Ort und Stelle sitzen.

Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit als Lestrade mich schließlich fand. Er berichtete mir, dass sie den Verbrecher, auf dessen Fersen John und ich uns befunden hatten, dingfest gemacht hatten und er nun auf den Galgen wartete...aber ich war nicht ein Mal in der Lage, Genugtuung über sein Schicksal oder gar Wut über seine Tat zu empfinden. Das würde mir meinen John auch nicht zurückbringen...

Der Polizeiinspektor versuchte danach, mich von John wegzuziehen, aber ich blieb stur neben ihm sitzen und kauerte mich nieder. Ich hatte ihm schließlich versprochen, immer bei ihm zu bleiben. Das war ich ihm doch schuldig, nachdem ich nicht einmal in der Lage gewesen war, ihn zu beschützen. Er hätte noch leben können...aber dank mir, war er nun nicht einmal mehr in der Lage, mein weinen zu hören... 

Holmes/Watson OneShotsWhere stories live. Discover now