2. A study in kittens

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Schritte, schwer aber ziemlich federnd.

Watson, nicht Mrs Hudson. 

Ungleichmäßige Abstände. Transportiert etwas... Schwer? Sperrig?

Verstummen der Schritte und ein leises Fluchen, kein Poltern. Definitiv sperrig oder nicht leicht zu transportieren...

Mit einem Mal flog die Tür auf und der Detektiv blickte für einen kurzen Moment von seiner Zeitung auf. "'nen Tag auch, Holmes. Wie ich sehe hockst du immer noch genau da wo ich dich vor gut zwei Stunden zurück gelassen habe..." "Zweieinhalb", erwiderte Holmes leise, ohne ein erneutes Aufblicken. Der ehemalige Militärarzt verdrehte die Augen und hängte seinen Hut an den Garderobenständer, ließ den Mantel allerdings an. "So ein Dreckswetter..." "Ja, der Schmutz den du in unsere frisch geputzte Wohnung trägst, für den Mrs Hudson dich höchstvermutlich verfluchen wird..." Hinter seiner Zeitung versteckt bemerkte er den finsteren Blick nicht den Watson ihn zuwarf. "...und dein pitschnasser Mantel und Hut haben mir das bereits mitgeteilt..." Ein leises Schnauben, das vom Rascheln der Zeitung, als Holmes diese beiseitelegte, übertönt wurde. "Aber du weißt wie sehr ich Überraschungen hasse, deswegen würde es mich jetzt eher interessieren, was du unter deinem Mantel vor mir zu verstecken versuchst." Der durchdringende Blick mit dem Holmes seinen Mitbewohner besah wurde grimmig erwidert, vermutlich weil der Arzt verstimmt war das seine Begrüßung so unhöflich übergangen wurde. "Woher willst du wissen das ich was vor dir verstecke?" "Ich habe deine Schritte auf der Treppe erkannt, aber sie waren zögernd und unregelmäßig, wie von jemanden der etwas transportiert und dabei besonders vorsichtig ist, weil es entweder schwer, sperrig oder empfindlich ist. Da du es aber so ohne weiteres in deinem Mantel verstecken kannst, ist es wohl weder besonders groß noch schwer. Also eher empfindlich; du hast es nämlich auch unter deinem Mantel vor dem Regen geschützt. Hättest du es die ganze Zeit vor dir im Regen hergetragen, wäre die Vorderseite deines Mantels nicht nass." "Und wenn ich dieses etwas erst von Mrs Hudson bekommen habe?" "Du hast es ihr gezeigt, ich habe eure Stimmen dumpf wahrgenommen... Die Stimme von Mrs Hudson wirkte eher überrascht aber auf eine Art entzückt die wir nur allzu gut kennen... Sie war auf die selber Art überrascht und entzückt, als sie, wenn auch ungewollt, rausgefunden hat, dass wir zusammen sind..." Die Mundwinkel des Militärarzt zuckten verdächtig und auch der Detektiv konnte sich ein leises Schmunzeln nicht verkneifen. "Du hast es ihr gezeigt, musstest es zwangsläufig aus deinem Mantel holen, würdest du mich nicht überraschen wollen, hättest du es wohl nicht wieder darunter versteckt, die Art und Weise wie du deine Arme vor der Brust hältst und das du den tropfnassen Mantel immer noch nicht ausgezogen hast, verrät mir, dass du etwas darunter festhältst, das du mir noch nicht zeigen willst..." Der Trotz war nun dem Ausdruck völliger Verblüffung gewichen während Watson seinen Partner musterte, doch dann breitete sich völlig unverblümt ein Lächeln auf seinen Lippen aus.  "Nach all den Jahren schaffst du es noch immer, mich zu überraschen. Wenn du behauptest, an meinen Schritten erkennen zu können, dass ich dich überraschen will, muss ich in nächster Zeit wohl noch mehr auf jeden Tritt den ich mache achten..." Holmes öffnete den Mund zu einer Antwort, wurde aber von einem anderen Geräusch unterbrochen. "Zudem rate ich dir, mir nächstes Mal etwas mitzubringen, dass keine Geräusche macht...." Er schmunzelte. "Dein Mantel miaut normalerweise nämlich nicht, oder?" Er stand auf und lief auf seinen Partner zu, und tatsächlich...vorbei an dem Tweed Stoff von Watsons Mantel starrte ihn ein blaues Augenpaar, umrahmt von rötlichen Fell, neugierig an. Holmes blickte ebenso fasziniert zurück in die klugen Augen des jungen Tiers, welches sich an der Kleidung seines Freundes wärmte. "Stamford hat mir erzählt das das Barts ein junges, total verwahrlostes Kätzchen aufgenommen hat das einen Besitzer sucht und...ich konnte einfach nicht widerstehen..." "Ich habe dich schon immer für dein großes Herz bewundert, welches dir zugegebenerweise manchmal ziemlich im Weg steht wenn du versuchst, rational zu denken...", antwortete Holmes und nahm das kleine Kätzchen an sich, während Watson sich aus dem nassen Mantel schälte, wobei er bei diesen Worten sofort errötete. "Tut...tut mir leid, aber so bin ich halt..." "Entschuldige dich nicht..." Er drückte seinem Partner einen Kuss auf die Schläfe. "Ich hab nicht behauptet das das was schlechtes ist... Und wegen der kleinen Lady..." Sie beide blickten auf das Bündel roten Fells hinab. "Solange sie meine Arbeit nicht durcheinanderbringt oder ihre herumfliegenden Haare meine chemischen Untersuchungen verfälschen...soll ich froh sein, dass sie uns von nun an begleitet... Mit Mrs Hudson ist das bereits geklärt nehme ich an?" "Ja, und beim Veterinär war ich mit ihr auch schon... Putzmunter und gesund die Kleine..." Als wollte sie diese Aussage bestätigen, begann das kleine Kätzchen in Holmes' Armen zu schnurren. "Ich glaube, sie mag dich..." "Niedliche Wesen konnten mir noch nie widerstehen... Dich hatte ich doch auch schnell um den Finger gewickelt." "Halt die Klappe!" Holmes ignorierte den Stoß in die Rippen den er mit diesen Kommentar kassierte und kraulte grinsend den Kopf der kleinen Katze. "Und wenn nicht?" "Dann könnte ich mich und meine Manieren ganz schnell vergessen", schnurrte der Militärarzt und war Holmes, ohne das dieser es bemerkt hatte, näher gekommen. "Also ich für meinen Teil hätte nichts dagegen...", hauchte der Detektiv  als er den Atem des anderen an seinen Hals und dessen Arme um seine Taille spürte. "Leider", sprach der Arzt mit gespielten Bedauern weiter und ließ von ihm ab. "Hab ich Mrs Hudson versprochen, ihr haargenau zu erzählen, wie du auf unseren neuen Mitbewohner reagiert hast... Was ich auch jetzt tun werde...ihr beide könnt euch ja währenddessen besser kennenlernen..." Als die Tür hinter ihm zuschlug, blinzelte Holmes recht irritiert und versuchte zu erraten, ob das eben geschehene Wirklichkeit war. "Verstehst du ihn, Kleines?" "Miau?" "Ich auch nicht..."

"Und, wie geht es meinen beiden-" Watson verstummte als sein Blick Richtung Couch fiel und lächelte leise in sich hinein. Es mag sein, dass er Holmes etwas länger als nötig hatte zappeln lassen, er hatte sich mit ihrer Vermieterin verplappert und außerdem hatte sie ihm bei der Gelegenheit köstliches Gebäck serviert, aber dass er während seiner Abwesenheit einfach einschläft hätte er nicht erwartet... Ein Schmunzeln breitete sich auf seinem Gesicht aus als er sah, wie winzig sich der großgewachsene junge Mann dabei auf der Couch zusammengerollt hatte, das kleine Kätzchen, welches sich auf der Suche nach etwas Wärme dicht an ihn gedrängt hatte, döste ebenfalls selig. Watson setzte sich auf den freien Platz des Sofas und nahm die Zeitung zur Hand die Holmes vor seiner Ankunft gelesen hatte. Aufgeschreckt durch das plötzliche Rascheln jagte der Detektiv hoch, woraufhin das Kätzchen die Flucht ergriff und Schutz unter seinem Schreibtisch suchte. "Verzeih mir, dich zu wecken und die Kleine zu verjagen war das letzte was ich wollte..." "Schon gut", murmelte sein Gegenüber, änderte seine Position und machte es sich mit dem Kopf auf dem Schoß seines Partners gemütlich. "Findest du, wir sollten der Kleinen einen Namen geben?", meinte Watson während er Holmes durch die Haare fuhr und beobachtete, wie das rostrote Kätzchen neugierig an einem Pantoffel des Detektivs schnupperte. "Das solltest du besser übernehmen", erwiderte Holmes und schloss seine müden Augen. "Meine Familie war noch nie gut im Namen aussuchen... Sherlock und Mycroft  ist schon Beweis genug..." Der Arzt gluckste leise. "Vielleicht hast du Recht... Hm... Wie wäre es mit Samantha?" Holmes öffnete ein Auge. "Als Katze würde ich diesen Namen als Strafe ansehen..." "War ja nur ein Vorschlag", war die leicht gereizte Antwort. "Kassandra?" "Langweilig..." "Gut, Kamala find ich auch schön..." "Für eine Schauspielerin vielleicht aber nicht für ein kleines, tollpatschiges Kätzchen..." "Na schön..." Mit jedem Wort wurde die Stimme des Arztes gereizter. "Noch ein Favorit wäre Elvira..." "...wie eine der Hauptcharaktere in der Novel die du gerade liest?" "Ich dachte du interessierst dich nicht für Fiktion?" Überrascht hob Watson die Brauen. "Tu ich auch nicht...aber unterschätze nicht zu was Langeweile einen treiben kann..." Ein leises Glucksen. "Elvira ist also auch raus?" "Der typische Frauencharakter in Noveln passt einfach nicht zu der Kleinen..." "Also schön...einen Namen habe ich noch aber dann gehen auch mir die Ideen aus..." "Erleuchte mich..." Mit einem Blick, der eine kindliche Neugier nicht so recht verbergen konnte, blickte Holmes zu ihm auf. "Scarlet..." "Gewöhnlich, gewöhnlich und sentimental... Höchst kreativ  für eine rote Katze...und dann die Verbindung zu unserem ersten gemeinsamen Fall..." "Sherlock, ich schwöre bei Gott..." "Bevor du dich in Schimpfparaden reinsteigerst..." Nun lächelte er. "...lass mich bitte aussprechen... Du weißt, ich bin normalerweise nicht für Sentimentalität zu haben, aber in diesem Fall mache ich eine Ausnahme. Mir gefällt der Name ebenso wie die Verbindung zu unserem ersten Treffen..." "Also heißt das..." "Ja, ich glaube Scarlet passt perfekt zu dieser kleinen Lady...und ich glaube, er wird ihr auch gefallen..." "Fragen können wir sie jedenfalls nicht", erwiderte Watson lachend. "Sieh nur..." Er deutete unter den Schreibtisch. Aufgeschreckt durch eines ihrer Herrchen hatte das Kätzchen sich dort einen anderen, gemütlichen Schlafplatz gesucht. "Hey, Scarlet, raus da", rief der Detektiv entzürnt und setzte sich auf. "Mein Deerstalker ist kein Schlafkorb!" "Tja, dein Pech wenn du dein Zeug überall rumliegen lässt", erwiderte Watson feixend, hauchte dem anderen aber einen Kuss auf die Wange als er dessen Verstimmung bemerkte. "Ein Kuss reicht nicht um mich über den Verlust von meinen Lieblingshut hinwegzutrösten." "Also schön, du Riesenbaby..." Kaum hatte er sich vornübergebeugt um den schmollenden Detektive einen Kuss zu geben, fand er sich im nächsten Moment mit dem Rücken auf der Couch wieder, ein Paar leuchtender Augen über ihm, in denen noch immer der jugendliche Schalk glitzerte. "Ich habe doch schon einmal gesagt, dass du zur Unvorsichtigkeit neigst, alter Bursche", hauchte der Detektiv, bevor er ihre Lippen zu dem langersehnten und innigen Kuss versiegelte, der ihren Familienzuwachs feiern sollte. 

Holmes/Watson OneShotsWhere stories live. Discover now