ⓁⒺⓄ

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Ein wenig Angstschweiß bildete sich auf meiner Stirn und meine Hände wurden warm. Ich traute mich nicht Leo in die Augen zu sehen. Ich schämte mich für mein Verhalten so sehr. „Piper?" fragte er mit etwas kraziger Stimme. Ich sah nicht vom Boden auf. Er setzte sich neben mich ins Gras und schaute zu den Sternen rauf. „Sieh nur wie schön die Sterne sind." Zaghaft, hob ich meinen Blick und lies ihn über den Himmel gleiten. „Wir sind so klein im vergleich zu ihnen. So winzig klein, trotzdem zerbrechen wir und führen uns auf, als wären wir das wichtigste." Ich sah ihn von der Seite an. Seine Augen waren rot und geschwollen. Er hatte Augenringe und war Blass. Kurz gesagt, er sah wahrscheinlich genauso kacke aus wie ich. Er senkte seinen Blick und fing plötzlich an mit schluchzten. Es zerriss mir das Herz ihn so weinen zu sehen. Und ich hatte wahrscheinlich noch nie ein schmerzhafteres Geräusch gehört. Es tat mir so sehr leid, dass ausgrechnet er vor meiner Tür stand und mich trösten wollte, obwohl er selber so verzweifelt ist. Noch mehr leid tat mir aber, dass ich ihn wegschickt hatte, ignoriert und angemeckert hatte. Das tat mir so unfassbar weh im Herzen. Ich wollte zu ihm und ihn umarmen, doch er sah mich plötzlich an. Sonst nichts, er sah mir nur tief in die Augen, während aus seinen Augen kleine Tränen kullerten. Ich hätte jetzt so gerne mit ihm geweint, um ihm zu zeigen, dass ich seinen schmerz nachvollziehen kann. Doch nicht mal jetzt kamen de Tränen aus meinen Augen. Er sah wieder weg und ich nahm ihn in den Arm. Er lies einen langen schluchtzer von sich. „I-ich hatte ihn kein einziges mal gesehen, nach dem ich bei Calypso war. Ich hatte ihn das letzte mal mitten in der Schlacht gesehen. Ich konnte nie richtig auf wiedersehen sagen." Es zerbrach mir das Herz erneut, davon zu hören, wie es Leo mit allem ging. „Dieser Arsch ist einfach gestorben ohne jemanden etwas zu sagen. Warum musste er nur den verdammten Helden spielen?" Ich versuchte über seinen Rücken zu streicheln um ih zu beruhigen. Doch so richtig gelang mir das nicht. „Weinst du nie?" fragte er mich irgendwann, mit gebrochener Stimme. Erneut senkte ich meinen Kopf und schüttelte den Kopf. „Ich würde gerne mal weinen. Ich glaube danach geht es mir besser, doch E-es ist so- ach ich weiß auch nicht. Er war mein bester Freund und auch der Junge den ich liebte. Ich vermisse alles an ihm. Sein Geruch, seine Gangart, seine Entschlossenheit, wie er sich um andere gekümmert hat und so viel mehr. Er war ein großartiger Mensch und ich hasse mich dafür, dass ich nicht einmal vernünftig um ihn trauern kann." Nun nahm mich Leo in den Arm. Er streichelte mir über die Haare und sagte, dass es nicht schlimm wäre. Ich fühlte mich endlich mal geborgen und sicher. Und meine Dämme brachen. Ich weinte. Ich weinte viel und stark. Und Götter, es tat so gut. Stundenlang weinte, mit Leo an meiner Seite. Er weinte auch, er teilte sich mit mir unser viel zu großes Leid. Doch wir beide wussten, dass es weiter geht, weil es das muss. Und wir wussten beide, dass wir daran wachsen werden und stärker werden. Eines Tages werden wir glücklich sein und frei, doch noch nicht heute, Heute ist die Zeit um zu trauern und zu verzweifeln.

Wenn ich falle, fängst du mich?Where stories live. Discover now