Rachel Elizabeth Dare, das Orakel von- Nein? Ok, dann halt kein Orakel.

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Diesen One shot habe ich ursprünglich für den Adventskalender von dark_wolf_queen geschrieben. Da der jetzt aber beendet ist, dachte ich: Warum nicht auch einfach so hochladen? Also, hier ist er.
Viel Spaß.
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Apollo, der die Weißsagung sicher erkannt, das Orakel vergeht durch des sterblichen Hand.

Immer wieder glitten ihre Augen über diese Worte, die auf den Rand ihres Blockes gekritzelt waren, doch Rachel konnte sich keinen Reim darauf machen.
Sie trug diese Ungewissheit nun schon seit knapp einem Monat mit sich herum.
Das Problem bei Weissagungen war, dass man nicht wusste, ob sie wörtlich gemeint waren.
Theoretisch könnte ihr auch einfach jemand eine reinhauen, auch wenn das eine ziemlich harmlose Interpretation wäre.
Die Klingel ertönte, Schüler packten ihre Sachen zusammen, um Rachel herum wurden Stimmen laut, die sie wieder in die Realität zurück holten.

"Kommst du, Red?", ein Junge stützte seine Hände vor ihr auf dem Tisch und grinste. Das war Hunter Sparrow.
Rachel gab sich einen Ruck und stand auf, packte schnell ihre Sachen zusammen und lief neben ihm aus dem Klassenraum.
Sie musste leicht lachen, als sie sah, wie Hunter übermütig einen Luftsprung machte. Er freute sich immer noch mehr als die meisten auf das Wochenende, weil er dann zu seinem Vater fahren konnte. Seine Eltern lebten getrennt und er wohnte über die Woche bei seiner Mutter.

"Beruhige dich.", lachte Rachel, Hunters Anblick bereitete ihr ein seltsam warmes Gefühl in der Magengegend.
Ihr Lächeln verblasste, dann presste sie einmal kurz die Augen zu und riss sie wieder auf, während sie daran dachte, dass sie doch das Orakel von Delphi war und auf gar keinen Fall Gefühle für jemanden entwickeln durfte.
Auch dieses Mal funktionierte diese Taktik.

"Komm mal kurz mit."
Auf einmal hatte Hunter sie am Arm gepackt und zog sie Richtung Toiletten.
In dem Gang vor den Mädchen- und Jungenklos blieb er stehen.
"Ich wollte dich noch fragen, ob wir uns vielleicht mal treffen wollen. So als Date.", er grinste Rachel an, nicht wissend, was er mit dieser Frage in ihr auslöste.

Es war, als würde sie sich in zwei spalten. In ihrem Kopf rügte sie der Geist des Orakels, ihr Herz vollführte einen Freudentanz.
Hunter lächelte noch mehr, als er sah, wie Rachel rot wurde.
"Ich, also..."
Hunter strich ihr mit der Hand über die Wange und beugte sich weiter zu ihr vor.
Nein, tu das nicht!, dachte Rachel mit aller Kraft und wollte Hunter zurückstoßen, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht.
Dann spürte sie Hunters leicht raue Lippen auf ihren.

Ein Desaster.

Mehr konnte sie nicht mehr denken, bevor sowohl ihn Körper, als auch ihr Geist anfingen, auszuticken. In ihrer Brust spürte sie, wie sich ein unbeschreiblicher Schmerz von innen heraus in ihr ausbreitete.
Sie stolperte zurück.
"Ähh..Rachel, alles ok?"
Der Klang von Hunters Stimme brachte sie dazu, zu husten. Vor ihrem inneren Augen spielte sich der Kuss wieder und wieder ab. Ihr Blickfeld war durch einen grünen Schleier bedeckt.

Sie stützte sich an der Wand ab, dann tastete sie sich an ihr entlang zu der Tür des Mädchenklos.
Schnell stieß Rachel diese auf, rannte zu den Waschbecken und stütze sich auf den Rand des Ersten ab.
Sie keuchte erschrocken auf, als sie sah, wie Blut in das Waschbecken tropfte. Die Schmerzen nahmen kontinuierlich zu, etwas zog an ihr.
Sie konnte nur an den Kuss denken.
An Hunter.

Doch es gab auch noch einen anderen Teil ihres Geistes, das Orakel von Delphi.
Es war, als würde sie gegen sich selbst kämpfen wollen. Verschleiert nahm sie wahr, wie Hunter in den Waschraum gerannt kam. "Rachel! Was ist los?"
Seine Stimme klang verzweifelt. Durch seine Stimme wurde sie erneut an ihre Gefühle erinnert, was zeimlich schmerzhaft war.

Ihr Körper bäumte sich auf, der grüne Schleier verstärkte sich. Im Spiegel sah sie, wie ihre Augen grün zu leuchten begannen, während grüner Nebel aus ihrem Mund waberte.
Das vertraute Jetzt-kommt-gleich-eine-Weissagung- Gefühl durchströmte sie, die spürte, wie die Worte ihre Kehle hochdrangen.
Jetzt ist alles gut, dachte das Mädchen.

Dann schrie sie auf. Der Schmerz kehrte mit dreifacher Intensität zurück, sie brach zusammen.
"Verdammt, was passiert hier?", schrie Hunter. Rachel wäre auf die Fliesen geknallt, hätte er sie nicht aufgefangen. Ihr Körper bäumte sich in seinen Armen noch ein- zweimal auf, dann sackte sie zusammen. Blut rann weiterhin aus ihrer Nase, das Kinn hinunter.

Langsam konnte sie wieder klarer sehen, dafür fühlte sie sich, als ob sie von einem Drakon zerkaut und wieder ausgespuckt worden war. "Soll ich einen Lehrer holen?", Hunter stand anscheinend immernoch etwas unter Schock, doch er versuchte, einen kühlen Kopf zu bewahren.
"Nein.", krächtzte Rachel.
"Bring mich hier weg."
"Bitte?", Hunter zog die Augenbrauen zusammen.
"Du brauchst jemanden, der dich untersucht." "Nein.", wiederholte Rachel mit Nachdruck. "Bring mich hier raus. schnell. Vertrau mi- Arggg!", ein Schock durchzuckte sie, dann verschwomm alles vor ihren Augen.
Hunters Stimme entfernte sich immer weiter.

"Das Orakel vergeht durch des Sterblichen Hand.", murmelte sie noch, dann wurde sie bewusstlos.

𝙷𝚎𝚕𝚍𝚎𝚗 𝚍𝚎𝚜 𝙾𝚕𝚢𝚖𝚙/P𝚎𝚛𝚌𝚢 𝙹𝚊𝚌𝚔𝚜𝚘𝚗 𝙾𝙽𝙴 𝚂𝙷𝙾𝚃𝚂Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt