Kapitel 3

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[Neue Gesichter und alte Traditionen]

~Wieso man die Salem-Geschwister nicht wütend machen soll; Eine Autobiographie~

„Liope? Was genau machen wir hier?" fragte Aspen, als sie mit ihrem großen Bruder auf einen kleinen, freien Kampfplatz ging und sich umsah. Es war fast wie eine kleine Nachbildung der Arena, nur dreckiger, mit billigen, zerfetzten Stühlen als Loge und Müllbergen als Umrundung. Eine wirklich hässliche Nachbildung, aber Aspen erkannte sofort, das dieser Ort für das Training war, das die Leute hier absolvierten.

„Naja, wir haben uns jetzt lange nicht gesehen. Ich wollte die alten Zeiten wieder aufbringen und mal sehen, wie es jetzt aussieht. Schließlich liege ich mit 59 zu 56 vorne, nicht wahr?" fragte dieser nur grinsend und Aspen konnte nur ebenso schmunzelnd den Kopf schütteln.

„Du willst jetzt gegen mich kämpfen? Ich habe mehrere Kampfwunden, meine Freunde wurden entführt und könnten jeden Tag hingerichtet werden, aber du willst gegen mich kämpfen?" fragte sie nur noch einmal nach. Es war gut möglich das Liope das ganze schon wieder vergessen hatte, schließlich hatte er das einzigartige Talent, Dinge, die er als uninteressant empfand, einfach auszublenden.

„Oh...da war ja was..." erinnerte er sich scheinbar, als er die Worte zu sich selbst murmelte, Aspen aber dann wieder siegessicher angrinste.
„Naja. Solange Milany nicht hier ist, können wir sowieso nichts machen. Also lass uns die Zeit vertreiben. Und deine Verletzungen wurden von mir behandelt. Ich werde sogar extra auf deine Bauchregion aufpassen" schwor er ihr feierlich und auch wenn Aspen keine Ahnung hatte, wer dieser Milany überhaupt war, ließ sie sich zu diesem kleinen Kampf verführen.

„Gut. Weil du es bist. Der alten Zeiten wegen" seufzte sie nur kopfschüttelnd und auch wenn man es nicht für möglich gehalten hatte, weitete sich Liopes Grinsen noch mehr und er klatschte leicht in die Hände, als würde er Aspens Entscheidung Beifall geben.

Sie stellte sich also gegenüber von ihrem Bruder auf und band sich währenddessen die langen, schwarzen Haare zusammen. Zwar war der hohe Zopf nicht perfekt, einige Strähnen hatten sich gelöst und er war ein bisschen zu fest, für Aspens Geschmack, aber für einen Kampf würde er reichen und hoffentlich auch halten.

„Ich überlasse dir den Vortritt, schließlich bin ich ja ein Gentleman" säuselte Liope nur und sein Äußeres wirkte vollkommen ruhig, aber Aspen kannte ihren Bruder. Er war bestimmt nicht unaufmerksam, denn wenn man genau hinsah, konnte man sehen, wie seine Muskeln sich strafften und er jede einzelne Bewegung von Aspen in Augenschein nahm. Jedes Zucken, jedes Blinzeln. Er ließ sie nie aus seinen grün-orangen Augen und beobachtete jede Faser ihres Körpers, der dieselbe Energie ausstrahlte, wie der seine.

Auch Aspen wirkte entspannt, auch wenn das Gegenteil der Fall war und sie sich konzentrierte, wie Liope sie musterte. Was würde er machen? Was erwartete er? Aspen sah ihren Gegenüber nun nicht mehr als Bruder, sondern als Feind. Er war keine Person mehr, der sie vertrauen konnte, sondern jemand, den sie umbringen musste. Er war eine Gefahr für sie und As würde keine Gnade zeigen genauso wenig wie Liope es tun wird. Es war eine Technik der Assassinen. Jeder kann dein Feind sein, kämpfe also auch gegen sie.

Diese Technik erlaubte Aspen, auch ihre Freunde und Familienmitglieder anzugreifen und das ohne ihre Emotionen in den Vordergrund zu rücken. Sie musste sich auf das Ziel fixieren, die gemeinsamen Erinnerungen ausblenden und ihn wie eine Beute sehen, die in der Falle saß.

Dann machte Aspen den ersten Schritt. Sie täuschte vor, direkt auf Liope zuzurennen, aber anstatt ihn wirklich direkt anzugreifen, teleportierte sie sich hinter ihn und schlug seine Beine weg.

Dieser Überraschungseffekt hatte wohl funktioniert, denn Liope konnte sich nicht schnell genug umdrehen um Aspens Angriff zu blocken und er fiel, rollte sich jedoch ab und stand wieder lachend auf.

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