Kapitel 7

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[Alte Verwandte und Bekannte]

~Die Familie ist alles~

Salzige Tränen. Metallischer Geschmack.
Diese Eindrücke waren alles, was der kleine Junge im Moment auffassen konnte. Salzige Tränen und ein metallischer Geschmack im Mund.

„Steh auf, Casmiel." befahl sein Vater, der nur ruhig daneben saß, Zucker in seinen Schwarztee rührte und dabei zusah, wie sein Sohn von einem viel älteren und stärkeren Mann verprügelt wurde.

Aber dennoch stand Casmiel auf und wischte sich die Tränen aus den Augen. Ein Tripe durfte nicht weinen. Das war schwach und Casmiel durfte nicht schwach sein.

Also lief er auf den Mann zu, schreiend vor Zorn und er sprang ab um ihn direkt zu attackieren. Aber mit einer einfachen und schnellen Bewegung mit seiner Handkante stolperte Casmiel wieder Richtung Wand und prallte an dieser ab. Der stechende Schmerz in seinem Rücken zwang ihn beinahe in die Ohnmacht, aber er wollte nicht aufgeben. Noch nicht. Er durfte das nicht. Er war ein Mann und musste Stärke zeigen.

Aber sein Körper wehrte sich gegen diesen Kraftakt und er spürte sein Herz schlagen. Er konnte nicht atmen. Wieso konnte er nicht mehr atmen?
Doch. Da gelangte Luft in seine Lunge, aber er konnte es nicht spüren. Er atmete und kämpfte dennoch mit der Atemnot.

Tatsächlich war Charon Tripe aufgestanden und zu dem gerade einmal zehnjährigen Jungen gegangen, der schwach gegen die Wand lehnte und hustete. Sein Körper war rot und blau, Blut und blaue Flecken schienen sich immer wieder abzuwechseln und nur leichte Spuren eines Tränenrinnsals ließen auf die feuchten Augen hindeuten.

Der Mann kniete sich vor seinen Sohn und nahm sein Gesicht in seine Hand, das zwar unversehrt, aber dennoch mit Blut und Schweiß bedeckt war, sodass man den leichten Tränenfluss deutlich bemerken konnte.
„Hast du Schmerzen, mein Sohn?" fragte Charon sanft und er strich mit seinem Daumen über die Wange seines Sohnes, um seine Tränen wegzuwischen.

Fast schon panisch nickte Casmiel, der noch immer das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können. Der Kloß in seinem Hals machte das Ganze nicht besser.

„Ich verstehe. Gerard, wir sind hier fertig. Ich danke für Ihre Dienste" befahl Charon dem Mann nur, der sich tief verbeugte und den Raum dann verließ. Es war ein riesiger Trainingsraum mit Waffen jeglicher Art und auch einem kleinen Tisch mit bequemen Stühlen, damit man bei diesen grausamen Trainings zusehen konnte, wie Charon es meist tat.

„Danke Vater" keuchte Casmiel erleichtert, als er bemerkte, das sein Trainer Pietro wirklich fort war. Endlich konnte er aufatmen und das tat er auch, aber sobald er ein kleines Lächeln auf seine Lippen gelassen hatte, sauste schon die Hand seines Vaters auf seine Wange zu traf ihn mit voller Wucht, sodass ein lautes Klatschen zu hören war.

Seine Wange brannte wie Feuer. Schlimmer als die Schläge, die Gerard ihm zugefügt hatte und die Tränen kamen zurück.

„Nicht weinen, mein Kleiner. Ich mache das alles doch nur um dir zu helfen. Damit du stärker wirst und dir niemand mehr etwas anhaben kann. Verstehst du das?" Doch das war nicht mehr sein Vater. Es waren schwarze Schatten, die sich aufbäumten wie eine Flammenwand. Sie kesselte Casmiel das Atmen, nahm immer wieder die Züge seines Vaters an und tauchte wieder in die Schattenflammen ein.

Mehr aus Angst als vor Zustimmung nickte Casmiel bei diesen Worten und kurz darauf rammte das Monster ihm seinen Gehstock in den Bauch. Das spitze Ende war kein Gehstock mehr, sondern ein Messer, und bohrte sich in die Bauchregion des Jungen und ließ ihn aufkeuchen, als Blut durch seine Kleidung sickerte, das fast schon schwarz war. Es war unangenehm, aber Casmiel hatte schon weitaus schlimmeres überlebt.

|•Fallen Angel•|Where stories live. Discover now