Kapitel 23

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[Was wäre, wenn...]

~Was wäre, wenn sie nur fünf Minuten früher gekommen wären...?~

Liope vertraute seiner Schwester bedingungslos. Er vertraute auch seinem Vater, da er sie niemals töten würde. Er wusste es einfach.

Doch als sie nicht mehr zurückkam, obwohl die Flucht bereits lange vorbei war, machte er sich Sorgen um sie. Es war nicht normal von ihr, nicht wieder zurückzukommen, auch wenn sie verletzt war. Sie kam immer wieder zurück, wie ein wirklich nerviger und sturer Bumerang. Aber dieses Mal nicht.

„Ich muss sie suchen gehen. Bleibt im Hubschrauber und fliegt notfalls ohne uns. Aspen kann uns dann zum Widerstand teleportieren," er erwähnte nicht, dass dies nur eine Hoffnung war,
"Fordert keinen Kampf heraus, fliegt einfach. Bringt euch in Sicherheit, ich und Ass werden zu euch stoßen, sobald ich sie gefunden habe" wies Liope dem letzten Rest an, der nur mehr aus Theseus mit seinen drei Idioten, Alessia, Lorcan und Robb, Milany und Alcyone bestand. Der Rest war bereits in der Kanalisation verschwunden und wanderte in Richtung Unterschlupf.

„Ich komme mit dir" bestimmte Milany stur und Liope erkannte an seinem Blick, das er sich nicht überreden lassen würde, zu bleiben.

Seit seinem Zusammenbruch war er an Aspen gebunden. In ihrer Gegenwart wirkte er ruhiger, als würde er sich sicher fühlen und er lächelte auch mehr. Das war ungewöhnlich für den ansonsten so stillen und emotionslosen Jungen.

Deshalb nickte Liope nur verständnisvoll und wollte bereits gehen, als ein schwacher Griff seinen Arm festhielt und ihn somit stoppte.

Theseus, der Sick Boy, sah ihn direkt an. Seine dunkelgrünen Augen waren voll Sorge und er hatte einen verzweifelten Gesichtsausdruck.

„Bitte..." begann er mit zitternder Stimme, „Bitte bring sie mir zurück. Ich schulde ihr so viel, ich könnte mir niemals verzeihen, wenn ich sie verlieren würde."

Liope musterte Theseus nur kurz und grinste ihn dann an.

„Ass ist meine Schwester. Sie hat schon oft gegen mich gewonnen in einem Kampf und hat sogar unsere Mutter, eine ausgebildete Meisterassassine, umgebracht. Ich denke, sie ist in der Lage, sich selbst zu beschützen." Versicherte Liope ihm nur selbstbewusst. Er kannte seine Schwester. Sie war niemand, der einfach aufgab. Im Gegenteil.

Sie war stur und dickköpfig. Wenn sie sich ein Ziel in den Schädel gesetzt hatte, verfolgte sie es gnadenlos und brachte es zur Strecke, genauso, wie sie es gelernt hatte. Aspen war eine Kämpferin.

Theseus nickte immer noch etwas unsicher, ließ Liope aber los und lehnte sich wieder an Alessia, die beruhigend über seinen Rücken streichelte.

„Ich bin mir sicher, sie werden sie zurückholen. Du kennst Aspen ja. Sie folgt ihren Instinkten. Vielleicht wurde sie abgelenkt und hat sich verlaufen. Ich bin mir sicher, es geht ihr gut." Versuchte die blonde Frau ihm zu versichern, doch die Sorgenfältchen ließen sich nicht einfach so aus Theseus' Gesicht wischen. Seine Augen blieben auf Liope gerichtet, der ihm bestätigend zunickte.

Er würde Aspen finden und zurückbringen.

Ihr war nichts passiert.

Er war sich sicher.

Liope und Milany gingen zusammen in die Gänge und sofort stieg ihnen der Geruch des Blutes in die Nase. Nun gab es nichts mehr, das Liope bremsen konnte. Er stürmte sofort los und ignorierte die Rufe, die Milany ihm noch hinterherwarf.

In blinder Panik stürmte folgte er seiner Nase und bahnte sich seinen Weg. Als er die ersten Blutspritzer an der Wand sah, wurde er langsamer.

Die Gänge waren blutig. Vereinzelnde Wachen lagen tot auf dem Boden, Liope konnte bei keinem das Heben und Senken ihrer Brust sehen. Vermutlich waren sie alle tot.

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