Kapitel 10

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[Die Niederlage]

~Wir alle wollen etwas in dieser Welt, aber nur die wenigsten kennen den Weg, es zu erhalten~

Casmiel saß kraftlos auf dem Boden der Zelle, die Augen geschlossen, den Atem ruhig. Es wirkte fast so, als würde er schlafen, wenn seine Pupillen hinter seinen Lidern nicht die ganze Zeit hin und her zittern würden. Er war einfach nur fertig, ausgelaugt, müde.

Aber dann wurde die Tür geöffnet und ein weiterer Mann wurde zu ihm gestoßen, unfreudlich und unsanft, sodass er auf den Boden fiel und sich nur knapp abrollen konnte und wieder aufstand um dem Wächter die Leviten zu lesen, aber da wurde die Tür schon zu gedonnert und Theseus musste in der Zelle bleiben.

„Wenn ihr meinen Freuden etwas antut, das schwöre ich, werde ich euch finden und jedes einzelne Haar nacheinander aus eurem Körper reißen, bis ihr sterbt! Hört ihr! Ich meine es ernst!" schrie er wütend und diese Drohung amüsierte Casmiel. Er hörte aus Theseus Stimme, das er seine Freunde tatsächlich verteidigen wollte, diese Drohung aber niemals in die Tat umsetzen könnte. Theseus' Herz war einfach zu rein, zu weich.

„Ich würde sogar Geld bezahlen, um das zu sehen" meinte er nur belustigt und geschockt drehte sich Theseus um. Zwar hatte er gehört, dass er umverlegt werden würde, aber nicht das er mit Casmiel Tripe in einer Zelle landen würde. Das war doch seltsam. Wieso sollte die Arena so etwas törichtes tun?

„Oh Gott, bei der heiligen Dolores und wer sonst noch da draußen ist, Cassy!" rief er überrascht aus und ohne nachzudenken ließ er sich auf den Boden fallen, schlitterte ihn entlang und blieb genau vor Casmiel zum Stehen, sodass er ihn näher betrachten konnte. Bei diesem Stunt hatte er sich zwar die Knie etwas aufgeschürft, da seine Hose nicht mehr ganz seine Beine bedeckten, aber diesen Schmerz ignorierte er einfach. Casmiel war wichtiger, um sich selbst konnte er sich später kümmern.

„Du siehst verdammt scheiße aus und man kann dich noch immer nicht als hässlich bezeichnen. Cas. Ich hasse dich. Hör auf in einer solchen Situation so gut auszusehen während du wirkst, als hätte dich nicht nur ein Laster überfahren" tadelte Theseus ihn streng ohne über seine Worte nachzudenken. Er hatte seine warmen Hände auf Casmiels eiskaltes Gesicht gelegt und strich mit seinen Daumen sanft über die verwundeten Stellen und blauen Flecken.

„Idiot. Wir sehen uns wieder und das erste was du zu mir sagst ist, dass ich aufhören soll gut auszusehen. Schau dich doch selbst an. Nicht eine verdammte Wunde, Arschloch. Es gibt Leute, die Schmerzen haben, Theseus!" lachte Casmiel leicht, kein Biss hinter seinen Worten, auch wenn er sich noch immer erbärmlich fühlte und jede Berührung von Theseus schmerzte. Auch das Lachen tat ihm unfassbar weh, aber er hatte Jahre lang noch schlimmere Schmerzen erhalten. Es war fast schon traurig, wie leicht es ihm fiel, diese Schmerzen mit einem einfachen Lachen zu verbergen, hinter einer Maske, die seine Schwäche verstecken soll.
Theseus Hände lagen noch immer beide auf seinen Wangen, sein Blick sagte Casmiel, das er zu besorgt um die Wunden seines Freundes war, als das er die Intimität dieser Berührung verstehen würde und er bemerkte ebenso wenig, dass es auch weh tat, wenn er, so sanft Theseus auch war, über seine Wunden strich. Aber irgendwie genoss er diese Wärme auch. Es war jedenfalls eine schöne Abwechslung, nachdem Casmiel durchgehend fror.

„Touché. Ich trainiere meine Kräfte. Zwar habe ich immer gewusst, das ich mich selbst schneller regenerieren kann, aber ich wollte diese Fähigkeit nie anwenden. Dann hätte ich mich wie ein Heuchler gefühlt, weil ich die Kraft ja eigentlich verabscheue. Gegen das Sterben und wieder auferstehen kann ich nichts machen, aber das kann ich kontrollieren" erklärte Theseus fast schon sachlich, während er noch immer Casmiels Gesicht begutachtete, aber Casmiel konnte das alles nur mit einem leichten Lächeln erwidern.

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