NEUNUNDNEUNZIG

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~Hannah's PoV~

Irgendwann, so ungefähr nach fünf Minuten, war mir die Puste ausgegangen und ich verlangsamte meine Schritte.
Die Zeit verging und mir war nicht mehr nach Laufen, weshalb ich schlussendlich in einen Bus stieg.
Natürlich erreichte er die Bushaltestelle, von der aus ich bis zu meinem Haus laufen würde, jedoch blieb ich auf meinem Platz sitzen.

Es war erst halb eins, viel zu früh für mich nach Hause zu kommen. Meine Eltern waren zwar nicht da und würden es natürlich nicht mitbekommen, Mike aber schon. Mir war nicht danach seine Fragen zu beantworten, die er mir gestellt hätte. Zudem würde er heute wieder nach New Jersey zur Princeton Universität zurückkehren, da wollte ich ihm den Abschied nicht erschweren.

Aufgelöst fuhr ich also mit dem Bus weiter. Mein Kopf lehnte am Fenster, in meinen Ohren dröhnte die Stimme von Harry Styles, die mich auf andere Gedanken bringen sollte.

Selbstverständlich klappte es nicht.

Pausenlos dachte ich an das Geschehen auf dem Schulhof.

Der Kuss von Kaden und Katy, die Prügelei, Trevors Geständnis. Jedes einzelne Wort hatte sich in meinem Kopf eingebrannt.

Weil ich in dich verliebt bin.

Offensichtlich ja nicht, wenn er so weit geht, bloß, damit ich ihm in die Arme fiel.

Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass der Kuss Teil von Trevors bzw. Katys Plan war und Kaden es nicht wollte. Eigentlich hätte mir das klar sein sollen. Hätte er wirklich angefangen was für sie zu empfinden—was ich mir ungern vorstellte—, hätte er niemals darauf bestanden sich mit mir zu treffen und zu versuchen unsere Beziehung wieder hochzukurbeln. Sie war ihm wichtig, das hatte er mittlerweile bewiesen. Und mir war sie ebenfalls wichtig, deshalb, um zu wissen wie es weitergehen sollte, musste ich unbedingt mit ihm reden.

Ich wollte die ganze Geschichte aus seiner Sicht hören, genau herausfinden, wie er während der letzten zwei Monate gefühlt hatte, was er zwar versucht, ich damals nicht zugelassen hatte. Dieses Mal würde ich ihm zu hören.

Was Trevor betraf, so war ich ratlos.

Ich konnte und wollte ihn erstmal nicht sehen. Die Gefühle von ihm für mich, die Wette und das Video...das war mir alles viel zu viel auf einmal. Es war klar, dass ich früher oder später mit ihm reden musste. Unsere Freundschaft stand auf dünnem Eis und drohte vielleicht völlig einzustürzen. Ich war mir sicher, dass er darüber im klaren war.

Früher oder später werde ich mit ihm reden müssen. Er würde nicht aufgeben, ehe ich mit ihm gesprochen hatte.

Entmutigt ächzte ich vor mich hin.

Kann mich nicht einfach irgendwer erschießen?

Nachdem ich eine Stunde lang mit dem Bus gefahren war, stieg ich in der Innenstadt aus und kaufte mir das Eis, welches ich heute mit Kaden gegessen hätte. Tatsächlich schaffte die süßen Erdbeerkugeln meine Stimmung etwas zu bessern.
Ich lief an den vielen Schaufenstern vorbei, sah hier und da tatsächlich einpaar Kleiderstücke, die mir gefielen. Um sie anzuprobieren fehlte mir die Motivation, weshalb ich sie einfach still und heimlich verehrte.

Es war fast fünfzehn Uhr, als ich aus den Bus stieg, der mich wieder nach Hause gefahren hatte.

Nachdem ich meine Schuhe im Flur ausgezogen hatte—Mikes Reisetasche hielt sich dort ebenfalls schon auf—, huschte ich erstmal in mein Zimmer und zog mir eine dunkelblaue Shorts aus Stoff an und darüber ein schwarzes oversized T-shirt. Meine Haare steckte ich zu einem Dutt hoch und schminkte mich abschließend im Badezimmer ab.
Von dort aus machte ich einen Abstecher in die Küche, schnappte mir einen Joghurt aus dem Kühlschrank und ließ mich im Wohnzimmer auf der Couch fallen, die bereits von Mike bewohnt war.

One BetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt