NEUNUNDVIERZIG

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~Kaden's PoV~

Ich wollte nicht, dass die Situation so ausartet. Besonders da Hannah hier war, wollte ich mich zusammenreißen.
Das hat aber wohl nicht so gut geklappt.

Ich hatte ihr nicht erzählt, dass ich mit meinem Vater nicht so gut auskam, wie mit meiner Mutter. Obwohl mein Verhältnis zu ihr nicht gerade viel besser war.
Dass aber wieder ein Streit zwischen uns ausbricht, hatte ich weder geplant noch gewollt.

Gerade saß ich auf meinem Bett, mit dem Ellbogen an meinen Knien gestützt und gesenktem Kopf. Mein Atem war viel zu unregelmäßig, weshalb ich versuchte langsam ein- und auszuatmen und mich so auch ein wenig zu beruhigen.
Es ging nach hinten los.

Wütend griff mach einem Kissen und warf ihn durchs Zimmer. Nur steuerte er geradewegs auf die Tür zu, die in dem Moment geöffnet wurde und Hannahs Gesicht traf.

„Entschuldige, ich hab dich nicht gesehen.", sagte ich und sah ihr dabei zu, wie sie den Kissen vom Boden aufhob und den Kopf schüttelte.
„Schon in Ordnung." Sie kam auf mich zu und setzte sich neben mich.

Stille herrschte zwischen uns.

Ich hatte nicht die leistete Ahnung, was ich nach der Aktion hätte sagen sollen. Mich bedrückten Scham und Schuldgefühle. Nicht wegen meinem Vater, sondern weil sie es miterleben musste.

„Willst du darüber reden?", fragte sie schließlich und sah mich an. Ihre blauen Augen hatten mich im Visier, jedoch schaffte ich es nicht ihren Blick zu erwidern.
Nicht wenn ich ihr von meinem Vater erzählen wollte.

„Dieser Streit war nur einer von vielen.", fing ich an, den Blick auf die hellen Fließen gerichtet. „Wenn man es so sagen kann hab ich mich mit meiner Mutter immer etwas besser verstanden, als mit meinem Vater. Was vermutlich daran lag, dass sie nunmal meine und Keiths Mutter war und somit etwas mehr Gefühle für uns übrig hatte, als Vater. Jedoch auch nicht gerade viel.
Nachdem ich aus der Psychiatrie kam, hatten sich meine Eltern mehr von mir distanziert, als vorher. Irgendwann ist meine Mutter weicher geworden und es herrschte wieder unser normales Verhältnis. Mein Vater änderte sich jedoch nicht und war kälter und abweisender als zuvor.
Offensichtlich kam er nicht damit klar, dass er einen Sohn hatte, der wegen einer Alkohol-Sucht und Depressionen in ein Irrenhaus musste."

Ich lachte gehässig auf und schüttelte verbittert den Kopf.

„Die ersten Wochen waren sie garnicht zuhause, sondern wegen eines Falls in...weiß der Geier wo.
Als sie jedoch zurückgekommen sind und mein Vater einpaar Gläser Whisky zu viel getrunken hatte, ließ er die Sau an mir raus. Er sagte mir was für eine Enttäuschung ich doch sei und, dass ich der schlimmste Sohn bin, den ein Vater nur haben konnte."

Mir kam wieder die Szene hoch, wo er das zu mir gesagt hatte und ein kalter Schauer machte sich auf meiner Haut breit.

„Meine Mutter versuchte ihn zu verteidigen und mir klar zu machen, dass er es nicht ernst meinte. Wenn man allerdings betrunken ist, kommt bekanntlich die Wahrheit immer ans Licht...
Seit diesem Tag an verspüre ich mehr Groll und Hass meinem Vater gegenüber, als zu irgendeinen anderen."

Hannah sah mich mitleidig an und zog mich in eine Trost spendende Umarmung.

Ich erwiderte die Umarmung nicht und das brauchte ich auch nicht. Hannah wusste, dass ich sie genoss. Still vergrub ich meinen Kopf in ihre Halsbeuge, was dazu führte, dass sie meinen heißen Atem auf ihrer nackten Haut spüren konnte.

One BetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt