❁Kapitel 12❁

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T A E H Y U N G
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,,Tae?"
Wild wedelte eine Hand vor Taehyungs Gesicht herum, woraufhin er blinzelnd und aus seinen Tagträumen gerissen aufsah.

,,Huh, was?", fragte er verwirrt und schaute Jimin blinzelnd an, der nur seufzend die Packung mit dem Ramen zur Seite stellte und seine Hände auf Taehyungs Schultern packte.
,,Was bist du heute so abwesend? Selbst im OP heute warst du mega verpeilt. Alles in Ordnung?"

Taehyung nickte nur leicht und wandte den Blick von seinem besten Freund ab. Eine Woche war nun vergangen und noch immer war nichts im Fall von Jeon Jeongguk geschehen, außer dass sein Zustand von Tag zu Tag immer schlechter wurde, sodass er nicht einmal allein aufstehen konnte, ohne dass er gleich zusammenbrach.

Und natürlich wünschte Taehyung sich niemandem den Tod, doch täglich betete er, dass sich endlich ein Spender melden möge, doch bis jetzt vergebens. Nachts konnte Taehyung schlecht einschlafen, ständig mit der Angst im Hintergedanken, dass Jeongguks Herz eines Tages aufhören könnte zu schlagen.
Sieben Tage... und es gab keinen einzigen Tag, an dem Taehyung seinen Patienten nicht mindestens einmal besucht hatte. Das letzte Mal, als er bei dem Schwarzaarigen war, da hatten sie sich über den Roman unterhalten, den Jeongguk gelesen hatte: Dass ihn die Handlung sehr an seine eigene Situation erinnerte und dass er ein kleines bisschen Hoffnung aus dem Buch schöpfte, nicht zuletzt weil Taehyung immer für ihn da war und ihn am Leben hielt. Und ihm immer wieder und wieder zuflüsterte, dass Jeongguk überleben solle.

Ich will nicht sterben...

Das hatte er einmal schluchzend in Taehyungs Armen gesagt.

Er biss sich bei der Erinnerung auf die Lippen. Der besorgte Blick von Jimin lag noch immer auf ihm.
,,Geht es um den herzkranken Mann?", fragte Jimin vorsichtig und Taehyung biss sich auf die Lippen.
,,Wieso muss ich mich ausgerechnet in einen Todkranken verlieben?", fragte Taehyung wispernd und sah auf seine Hände.

,,Ich bin doch verrückt..."
Jimin nahm ihn fest in den Arm und drückte Taehyung tröstend an sich.
,,Man kann sich nun mal nicht aussuchen, in wen man sich verliebt. Aber ich kann deine Angst verstehen, dass er eines Tages nicht mehr da sein könnte. Leider kann ich dir auch nicht sagen, dass du Abstand von ihm halten sollst... Und schon recht nicht, dass alles gut wird."

Taehyung lachte leicht. Jimin kannte ihn einfach zu gut. Wo er anfangs immer gesagt hatte, er solle Abstand zu den Patienten nehmen, zu denen er anfing eine Bindung aufzubauen, da machte Taehyung immer das genaue Gegenteil. Das Ironische daran war, dass die Oberärzte entweder nie etwas mitbekommen hatten oder es ihnen schlichtweg nicht interessiert hatte. Erst am Ende des Falls, wenn der Patient längst verstorben war, sprachen sie Taehyung an.
Und hier war es dasselbe. Dr. Kim Seokjin hatte ihn noch kein einziges Mal darauf angesprochen. Auch sonst schien es ihn nicht zu stören, wenn Taehyung, anstatt seiner Arbeit nachzugehen, stundenlang bei Jeongguk saß und mit ihm redete. Sogar wenn sie im selben Bett lagen, schien es Seokjin nicht zu stören. Und man glaubte gar nicht, wie oft Seokjin schon an Jeongguks Zimmer vorbeigegangen war, genau dann, wenn Taehyung bei ihm war.

,,Das ist wohl meine Strafe...", murmelte Taehyung, jedoch so leise, dass es Jinin anscheinend nicht gehört hatte. Seufzend löste er sich von seinem besten Freund.
,,Trotzdem danke, dass du da bist."

,,Doch nicht dafür." Jimin zwinkerte ihm verschwörerisch zu und griff wieder nach seinem Ramen.
Taehyung stand derweil auf.
,,Ich werd mich wieder an die Arbeit machen. Ich muss noch einige Aktien sortieren."

Beide verabschiedeten sich also und gingen wieder ihrer eigenen Aufgaben nach. Gerade war Taehyung auf dem Weg zu den Büros, als sein Pager plötzlich wie wild zu piepen anfing. Hektisch fischte er ihn aus seinem Kittel und hoffte innerlich, dass es nichts mit Jeongguk zu tun hatte. Doch sein Herz blieb augenblicklich stehen, als er den Namen sah und sofort rannte Taehyung los, als ginge es um sein Leben. Wobei es in dem Falle eher um Jeongguks Leben ging. Wenigstens war er nicht weit von seinem Trakt entfernt.

Stürmisch betrat er das Zimmer, in dem reger Betrieb herrschte. Das EKG piepte wie wild, die Krankenschwestern taten alles, um den Patienten zu stabilisieren und mittendrin stand Taehyung. Seokjin war noch nicht aufgetaucht und auch sonst war hier kein anderer Arzt, der Taehyung helfen konnte. Sein Atem wurde augenblicklich schneller, Panik machte sich in ihm breit. Die Stimmen, die Töne, alles drang nur noch wie ein Hauch zu ihm herüber. Die Zeit verging plötzlich wie in Zeitlupe. Was sollte er nur tun? Verdammt, was wenn Jeongguk starb? Taehyung konnte sich einfach nicht bewegen, er war wie am Boden festgewachsen.
Wenn er versagte?
Wenn seinetwegen Jeongguk verstarb?
Verdammt, was sollte er tun? Wo waren nur seine kühlen Gedanken? Das war doch nicht das erste Mal...
Zum Teufel nochmal es war ja nicht mal ein operativer Eingriff, warum zur Hölle schob er nur solche Panik?

,,Dr. Kim!"
Und auf einmal befand er sich wieder im Hier und Jetzt. Schnell stolperte er zu Jeongguk ans Bett, der schwer damit zu kämpfen hatte richtig Luft zu bekommen, obwohl er schon Unterstützung von der Atemmaske erhielt. Die Panik spiegelte sich mehr denn je in seinen Augen wider, doch als er Taehyung sah, brachte er tatsächlich ein kleines Lächeln zustande.

,,Versuche ruhig zu atmen, Jeongguk, atme einmal tief ein und dann wie-", doch Jeongguk unterbrach Taehyung mit einem Kopfschütteln und griff nach seiner Hand.
,,E-es reicht... w-we... wenn du da... bist", keuchte Jeongguk und Taehyung drückte fest seine Hand. Und auch wenn der Assistenzarzt versuchte seine Sorgen nicht allzu sehr offen auf den Tisch zu legen - schließlich konnte sich dieses Negative auch auf den Patienten übertragen - so konnte Taehyung doch nicht anders, als leise zu schluchzen.

,,Es wird alles gut", hauchte er und machte Anstalten seine Hand aus die von Jeongguk zu entziehen, doch sein Griff wurde dadurch nur noch stärker. Verwundert sah Taehyung auf ihre verschränkten Hände.

,,Jeongguk... ich muss dich sedieren und deine Herzrhythmusstörung unter Kontrolle bringen, bevor es zu einem Stillstand kommt..."

Erneut schüttelte er den Kopf und zog Taehyung mit seiner letzten Kraft zu sich herunter. Und das was er nun sagte, ließ Taehyungs Herz fast ebenso still stehen

,,Bitte küss mich noch ein letztes Mal...", bat Jeongguk mit schwacher Stimme und sah Taehyung mit verzweifeltem Blick an. In jeder anderen Situation hätte Taehyung verneint und seine professionelle Seite gezeigt, doch diesmal war es anders. Diesmal siegte das Verlangen und die Vernunft schob er in die hinterste Ecke. Er sah noch einmal kurz zu den Schwestern, um zu versichern, dass sie nicht in ihre Richtung sahen, ehe Taehyung sich zu Jeongguk runterbeugte, ihm die Maske runternahm und sanft die Lippen auf die des anderen legte. Noch ein letztes Mal lächelte Jeongguk glücklich, ehe er seine Augen schloss und sich der Griff um Taehyungs Hand lockerte.

Mit Tränen in den Augen richtete er sich wieder auf und entzog ihm seine Hand, die er stattdessen den Schwestern hinhielt.

,,Defibrillator...!"

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𝐇𝐞𝐚𝐫𝐭𝐛𝐞𝐚𝐭ᵏᵒᵒᵏᵛ ✓Where stories live. Discover now