𝚑𝚎𝚊𝚍𝚊𝚌𝚑𝚎 𝚊𝚗𝚍 𝚌𝚑𝚎𝚜𝚝 𝚙𝚊𝚒𝚗.

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P.o.V.: Aleyna

Ohne irgendeinen Grund lief ich in das Gästezimmer und lag auf dem Bett. Ich war in der Decke wie eine Frühlingsrolle eingerollt, obwohl mir nicht kalt war aber das war für den Moment einfach bequem. Es fühlte sich an als würde mein Kopf gleich platzen, ich hielt es nicht aus die ganze Zeit zu denken. Immer wieder wiederholte sich alles was mein Opa erzählte. Warum kann ich nicht einfach meine Gedanken ausschalten? Diese Kopfschmerzen bringen mich noch um. Aus Verzweiflung versuchte ich einzuschlafen obwohl ich eigentlich nicht müde war. Auf einmal hörte ich wie die Tür aufsprang weshalb ich zusammenzuckte. Als ich meine Augen öffnete sah ich wie Kerem schnell zu mir lief. »Meine Mutter hat mir alles erzählt. Wie geht es dir?« Seine Hand lag auf meiner Stirn was mich irgendwie entspannte. Er sah mich mit einem besorgten Blick an als ich ihm antwortete:»Mir geht es langsam besser«. »Willst du etwas essen? Hast du Durst?« Er wusste auch nicht was man in so einem Moment am besten tun sollte, weshalb er mich das einfach fragte. Ich schloss meine Augen und schüttelte den Kopf. »Ich will versuchen zu schlafen. Ist das ok?« »Natürlich«, antwortete er und gab mir einen Kuss auf meine Stirn. Er stand auf um rauszulaufen aber ich hielt ihn noch an seiner Hand um ihn aufzuhalten.  »Kannst du noch kurz hier bleiben?« Er nickte und lächelte als ich ihm Platz machte damit er sich hinsetzen konnte. Bevor ich es merkte schlief ich auch schon ein.


Kerem weckte mich nach ein paar Stunden. »Hast du Hunger?« Als Antwort nickte ich ihm zu. »Ok ich hole dann etwas«. »Warte habt ihr schon zu Abend gegessen?« »Nein aber ich kann dir etwas hoch bringen«. »Ich will mit euch zusammen essen«, antwortete ich dann und stand auf. Als ich runter lief bemerkte ich, dass die Stimmung anders war. Es war auf jeden Fall ruhiger als sonst. Ich bemerkte als ich im Esszimmer war, dass mein Vater auch hier war. Er sah komplett fertig aus. Neben ihm war noch ein Platz frei, weshalb ich mich neben ihm hinsaß. »Es tut mir leid ich hätte dich dort nicht hinbringen sollen. Es war eine schreckliche Idee. Wir hätten auf Melek hören sollen«. »Der Grund weshalb ich nicht wollte, dass sie dorthin geht war ganz bestimmt nicht weil ich befürchtete dass er erzählen würde dass-«, fing Melek in diesem Moment an aber unterbrach ihren eigenen Satz. Sie sah auf ihren Teller und beendete den Satz:»-was er getan hat«. »Es tut mir so leid«. »Du kannst nichts dafür. Du wusstest es nicht«, versuchte ich ihn aufzumuntern. »Hätte ich das gewusst... Ich kann ihm das nicht verzeihen«. »Wie geht es dir damit?«, fragte mich Melek. Als ich sie genauer ansah, bemerkte ich dass ihre Augen rötlich waren. Für sie war es immerhin genau so erschreckend. »Um ehrlich zu sein denke ich, dass es mir wahrscheinlich nicht schlechter geht als euch. Ihr kanntet sie, habt Erinnerungen mit ihr und jetzt wisst ihr wer dafür verantwortlich ist, dass sie von einem Tag auf den nächsten verschwand und das ist genau so schmerzhaft für euch wie die Tatsache weshalb ich alleine aufwuchs«. »Ich werde ihm nie verzeihen und nie wieder mit ihm reden«, murmelte mein Vater. Auch wenn ich eigentlich fast das selbe dachte, brachten mich seine Worte zum nachdenken.  

Ich selbst könnte ihm verzeihen. Was passiert ist, ist passiert. Gleichzeitig würde ich unsere Beziehung nicht vertiefen wollen. Natürlich sind wir Opa und Enkelin aber für mich ist er bisher sowieso nur ein Fremder. Ich hasse ihn für das was er getan hat aber ihm meinen Hass zu zeigen ist unnötig, weil es nichts ändern würde. Ich würde dadurch nichts erreichen. Sie wird nicht zurück kommen und ich bezweifle, dass es ihm wegen mir leid tun würde. Bei meinem Vater war es aber anders. Sie hatten schon eine enge Verbindung miteinander. Mein Vater hatte ihm Vertraut. Außerdem musste es meinem Opa viel Mut gekostet haben, diese Tat zuzugeben. Ich weiß zwar nicht aus welchen Grund er das tat. Für meinen Vater oder vielleicht sogar für mich, weil wir die Wahrheit verdienten? Oder doch nur um sein eigenes schlechtes Gewissen zu beruhigen? Mal ganz abgesehen davon, hat mein Opa eine Person umgebracht. Das ist meiner Meinung nach ein Zeichen dafür, dass er mentalisch vielleicht nicht ganz stabil ist. Wäre es wirklich richtig, wenn mein Vater dann jetzt den Kontakt zu ihm komplett abbricht? Er könnte ihn auch schlecht in eine Psychiatrie einweisen lassen, dafür dass er jemanden getötet hat. Dafür gibt es keine Beweise, weil er alles was mit ihm zu tun hat vernichtet hat, er würde es wahrscheinlich niemals zugeben und am Ende würde mein Vater dann wohl dumm da stehen.  Es ist kompliziert. Wenn ich mehr darüber nachgedacht habe, dann werde ich auf jeden Fall nochmal mit meinem Vater darüber reden. 

Während dem Essen versuchte ich noch wenigstens ein kleines Gespräch anzufangen. »Seit wann bist du eigentlich hier?«, fragte ich dann meinen Vater. Er sah mich erstmal verwundert an bevor er mir antwortete:»Was meinst du? Ich bin mit euch hier her gefahren«. »Echt?« »Ja«. »Ich fand es wichtig, dass er genau jetzt nicht komplett alleine ist«, erklärte Melek dann. »Deshalb hat sie mich einfach in das Auto gezogen bevor sie losfuhr«. Ich war wahrscheinlich so tief in Gedanken, dass es mir nicht mal aufgefallen ist. Ich bemerkte aber dann wie Kerem seinen Kopf zu mir neigte um mir etwas zu sagen:»Wenn du willst, kannst du noch etwas länger hier bleiben und ich gehe dann schon vor«. Er meinte damit, dass es eigentlich geplant war, dass wir morgen wieder zurück fahren. Aber irgendwie ist es mir hier etwas zu viel und ich habe nicht wirklich Lust hier zu bleiben. Als ich ihm gerade ganz normal antworten wollte fiel mir aber noch etwas aus dem Nichts ein.Cora. Und schon breitete sich ein Schmerz in meiner Brust aus, nur weil ich daran dachte. Wenn ich nicht da bin dann ist es wahrscheinlicher, dass etwas zwischen denen passiert. Ich weiß, dass ich eigentlich zuerst dachte, es sei für mich in Ordnung wenn es das ist was er wirklich will solange er bei mir ist. Aber ich will das nicht. Ich will das wirklich gar nicht. Ich kann das nicht einfach so lassen... »Nein ich möchte wieder nach Hause«, lächelte ich ihm dann zu und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.

𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐Where stories live. Discover now