-𝚓𝚞𝚜𝚝 𝚋𝚎𝚝𝚠𝚎𝚎𝚗 𝚢𝚘𝚞 𝚊𝚗𝚍 𝚖𝚎.-

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P.o.V.: Benjeta

Liebes Tagebuch, heute war es sooo krass. Oh mein Gott. Wenn ich wieder daran denke. Ich weiß immer noch nicht was ich darüber denken soll. Und schon wieder habe ich das richtige getan, aber es tut dennoch weh. Also ich hoffe es war das richtige. Also erstmal, dass ich mit ihm Schluss gemacht habe ist schon einige Monate her. Bestimmt schon fast ein halbes Jahr. Tunay und ich haben nicht mehr miteinander geredet. Wir sind jetzt nicht verfeindetet aber auch keine Freunde. Einfach nur Klassenkameraden. Auf jeden Fall, hatten wir heute einen Klassenausflug gemacht. An sich, war der eigentlich ganz normal. Alle die ein Auto hatten oder eine Mitfahrgelegenheit, haben wir erst dort gesehen. Nach dem Ausflug durften wir dann noch in die statt um dort einkaufen zu gehen oder einfach nur zum chillen. Und mir ist dann das Dümmste passiert, was hätte passieren können. Arthur und Melek waren schon weg, weil denen langweilig war und die nach Hause wollten. Saanvi musste noch zu Verwandten, weshalb sie mit dem Zug in die andere Richtung fuhr. Weil sie aber noch länger warten musste, bin ich nicht mit Arthur und Melek gefahren sondern habe mit Saanvi auf ihren Zug eine Stunde lang gewartet und bin dann mit der Klasse zurück gefahren. Also das war der Plan. Ich habe noch am Bahnhof gemerkt, dass ich meine Tabletten in Meleks Tasche gelassen habe. Saanvi ist natürlich komplett eskaliert und fing an auszurasten:»Wie kannst du sie dort vergessen bist du dumm?! Du weißt doch selber, dass du Herzprobleme hast...«, und das ging dann noch weiter und ich musste mir anhören, vorsichtiger zu sein.Wenn Saanvi sauer ist dann ist sie schlimmer als meine Mutter. Wirklich, dieses Mädchen stresst einen manchmal unnormal. Wir haben versucht, Melek und Arthur zu erreichen. Das hatte aber nicht funktioniert. Der einzige der mir dann noch einfiel der Tabletten hatte war Tunay. Ob er sie noch hatte, war die Frage aber uns blieb nichts anderes übrig als zu fragen. Saanvi erreichte ihn und er war sogar noch in der Stadt und hatte auch die Tabletten. Als wir noch  zusammen waren, wollte er ein paar für den Notfall bei sich haben. Ich weiß noch wie er eine in seinem Auto aufbewahrte, eine andere in seinem Geldbeutel und die andere in seinem Rucksack. Es dauerte aber noch bis er kam und währenddessen kam schon Saanvi's Zug. Sie wollte bleiben aber ich überredete sie zu gehen. Als ob ich extra so lange mit ihr warte nur damit sie ihren Zug verpasst, dachte ich. In dem Moment dachte ich mir nichts und sah auch kein Problem darin. Und als er dann da war, habe ich es direkt bereut. Ich habe gar nicht überlegt was ich sagen sollte oder wie ich mich verhalten soll. 

Ich war auf jeden Fall richtig nervös und mein Herz machte auch faxen, was aber daran lag, dass ich die Tabletten noch nicht genommen hatte. Ich lief zu ihm und seinem Auto, begrüßte ihn und wollte nach den Tabletten greifen er zog aber seine Hand weg. Ich hab das zuerst gar nicht verstanden. Dann sagte er, dass er zuerst mit mir reden will bevor er sie mir gab. Also es war ungefähr so:»Ich merke doch, dass du eigentlich gar nicht Schluss machen wolltest. Woran liegt es? War es weil ich das mit meinem Vater immer noch nicht geregelt hatte? Oder hatte irgendjemand etwas gesagt? Was ist passiert, dass du einfach so Schluss gemacht hast?« Ich sagte natürlich, dass es nicht daran lag und stritt alles ab. Aber ich sagte, dass es so am besten ist. War es ja auch irgendwie. Es war die beste Lösung. Ich habe aber dann gemerkt wie mein Atem unregelmäßig wurde. Ein Schmerz zog sich über meine Brust und meine Sicht wurde immer verschwommener. Ich wiederholte den Satz mehrmals:»Gib mir die Tabletten«. Ich gab mein bestes um ernst zu klingen und wurde etwas lauter. »Gib mir dir Tabletten, bitte«, bat ich ihn dann. »Nein Benjeta. Wir müssen reden. Nur du und ich. Auch wenn du etwas anderes sagst, deine Augen lügen nicht. Seit dem du Schluss gemacht hast, bemerke ich doch wie du mich anschaust. Am Anfang habe ich es nicht wirklich gemerkt aber du vermisst mich doch auch so sehr wie ich dich vermisse«. Ich sah noch wie er näher kam und mit seinen Händen mich an meinen Schultern hielt. »Jedes Mal, wenn du mich angesehen hast, hast du angefangen zu lächeln. Und das habe ich bei anderen nie bemerkt. Benjeta, bitte sag ich habe mir das nicht eingebildet« In diesem Moment konnte ich ihm nicht antworten, dafür ging es mir zu schlecht. Natürlich, vermisste ich ihn. Das tue ich jetzt noch! Aber es geht einfach nicht. Ich löste mich von ihm und sagte nur:»Scheiß drauf, ich brauche die Tabletten nicht«, und lief weiter um so dem Gespräch zu umgehen. Und das war so was von gelogen. Er würde sie mir aber nicht geben obwohl er ganz genau wusste, wie schlimm das werden kann. Er wusste genau, wie schmerzhaft das sein kann und trotzdem machte er sowas. Irgendwie tauchte in mir ein Hauch Enttäuschung auf. Ich habe ihm alles erzählt.  Wie es für mich war mit der Krankheit zu leben, weshalb mein Vater mich nicht wollte. Ich sei ›kaputt‹, sagte er. Sogar einfach als Mensch war ich eine Last dadurch. Aber ich war in dem Moment auch wütend weshalb ich in das nächste Cafe, Restaurant oder Eisdiele laufen wollte. Irgendwas um von dort aus nach Hilfe zu fragen und den Notarzt zu rufen. Auf Tunay konnte ich ja nicht mehr zählen. So weit kam es aber nicht, denn ich merkte wie ich nach ein paar Schritten schon um fiel. Ich hörte hinter mir noch Schritte und hörte wie Tunay fluchte:»Scheiße warum hast du nicht gesagt, dass es so schlimm ist?« Das war dann das letzte was ich mitbekam bevor ich mein Bewusstsein verlor.

Als ich aufwachte bemerkte ich, dass ich in einem Auto auf dem Rücksitz lag. Es lief ganz leise Musik im Hintergrund. Es war ein Lied von den Chordettes. Ich fragte mich in diesem Moment ob er die CD wohl für mich gekauft hatte. Ich glaube nicht, dass er sich selbst so etwas anhören würde. Ich merkte dann, dass er auf dem Fahrersitz saß und aus dem Fenster sah. Als ich aufstand drehte er sich um und sah mich besorgt an. In diesem Moment habe ich alle meine Entscheidungen bereut die ich getroffen habe. Wir hätten ihn nicht rufen sollen... Er fragte mich dann, ob es mir besser ging. Natürlich antwortete ich dann mit ›ja‹. »Es tut mir leid. Du hattest recht. Wenn wir getrennt sind ist es wahrscheinlich am besten«, sagte er dann. In diesem Moment wollte ich ihm eigentlich sagen, dass es nicht daran liegt. Dass es nicht seine Schuld ist und alles. Dass es, also das alles, gar nicht das ist was ich wollte. Aber ich konnte nicht. Ich machte ihm keine Vorwürfe dafür, dass er das vorhin mit den Tabletten getan hatte aber jetzt akzeptierte er es. Ich sollte es dabei belassen. Jetzt hat er es akzeptiert. Das tat er die ganze Zeit über nicht und ich habe es nicht gemerkt. Jetzt ist er gerade dabei und ich darf ihn nicht aufhalten. So wird sein Leben doch einfacher... So ist es wohl auch richtig... Stattdessen fragte ich ihn, was passiert ist. Ein Mann war zufällig in der Nähe. Er war Sanitäter und hatte Tunay geholfen. Er meinte, dass ich stabil war und dass kein Rettungswagen nötig war. Ich sollte dennoch zum Arzt. Tunay fuhr mich nach Hause, weil mittlerweile zwei Stunden vergangen sind und der Bus mit unserer Klasse schon lange weg war. Mir tat er aber trotzdem leid, dass er sich so Vorwürfe gemacht hatte. Deshalb sagte ich ihm, kurz bevor ich ausstieg:»Nur mal so unter uns. Mir ist es auch schwer gefallen Schluss zu machen, deshalb verstehe ich es auch voll wenn es dir schwer gefallen ist loszulassen, weil ich so plötzlich alles beendet habe. Das weiß ich auch und das tut mir auch leid. Mach dir keine Gedanken darüber was heute passiert ist es ist nicht deine Schuld und du hast es nicht kommen gesehen«. Ich hoffe ich habe das richtige gesagt.

𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐Where stories live. Discover now