Kapitel 12

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Als das Lied endete, ging Jonathan zur Anlage, um seine Musik zu pausieren. Ich hatte bis jetzt gebannt jeden seiner Schritte verfolgt und löste nun meinen Blick von ihm. Hatte ich hier gerade wirklich fünf Minuten gestanden und Jonathan zugeguckt? Das kann doch nicht mein Ernst sein. Wie creepy kommt das denn rüber? Eigentlich wollte ich mich leise wieder rausschleichen, denn ich glaube mir würde es seltsam vorkommen, wenn mich jemand ohne wirklichen Grund beobachten würde.

Leise ging ich also zur offenen Tür und wollte sie gerade unauffällig hinter mir schließen, als sie anfing laut zu quietschen. Sofort drehte Jonathan sich in meine Richtung. „Lucas? Was machst du denn hier?", verwundert guckt er mich an. „Ich ähm... Ich wollte nur kurz gucken, ob noch ein Studio frei ist, dann warst du hier drinnen und ich hab dir zugeschaut?", meinte ich.

Gott war die Situation peinlich. Am liebsten würde ich im Erdboden versinken. Was er sich jetzt wohl denkt? „Wolltest du trainieren?", fragte mich Jonathan, für den die Situation wohl nicht ganz so seltsam zu sein schien, wie für mich. Ich nickte.

„Du kannst gerne hier bleiben, wenn du möchtest genug Platz ist ja. Allerdings musst du dann mit meiner Musik vorlieb nehmen." Mist was mach ich jetzt? Ich kann doch nichts. Er wird mich auslachen oder sonst was tun. „Nein alles gut, ich will dich nicht stören."

„Du störst mich nicht", lächelnd schaute mich Jonathan an. Ach Mist, was mache ich denn jetzt? Wenn ich jetzt ablehnen kommt es ja auch komisch. Am besten mache ich meine Übungen wenn er tanzt, dann ist er ja eh abgelenkt. „Na gut, wenn du meinst", sagte ich und probierte mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.

Schell wechselte ich meine Hose und drehte mich kurz weg um mein Langarmshirt, gegen ein frisches zu tauschen. Auch wenn Jonathan meine Narben anscheinend schon mal gesehen hat, muss er sie ja nicht unbedingt nochmal sehen.

Nachdem ich auch noch meine Schlappen angezogen hatte, ging ich durch den Raum zu einen der vielen Stangen an der Wand. Jonathan hatte sich schon längst wieder seinem Handy gewidmet und schaltete gerade irgendein klassisches Stück ein.

Ich wartete noch einen kurzen Moment, dann probierte ich mich an ein paar Aufwärmübungen, die Micha mir gezeigt hatte. Um mich nicht von Jonathans Musik ablenken zu lassen, hatte mich mir über Kopfhörer meine eigene Musik angemacht und probierte ein wenig verzweifelt irgendwie meine Sehnen zu dehnen und meinen Rücken aufzuwärmen.

Wahrscheinlich sehe ich so aus, als würde ich mir absichtlich etwas ausrenken wollen. Aber wie soll ich auch ohne Anweisung alle Übungen richtig hinbekommen?

Um mich nicht wie der größte Volltrottel zu fühlen, machte ich erstmal Übungen, bei denen ich denke verstanden zu haben, wie sie gehen und ich hatte das Gefühl, dass ich sie tatsächlich halbwegs hinbekomme.

Nachdem ich diese aber schon zum dritten Mal gemacht habe, entschloss ich mich, dass ich mich wohl oder übel an einer „schweren" Übung probieren musste. Während ich dies tat, merkte ich nicht, wie die Musik von Jonathan verstummte, da meine eigene zu laut war.

Als ich plötzlich ein lautes Lachen hinter mir vernahm, fuhr ich erschrocken herum und renkte mir dabei beinahe wirklich mein Bein aus. Jonathan guckte mich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht an und hielt sich den Bauch vor Lachen.

Entnervt zog ich mir meine Kopfhörer aus dem Ohr: „Warum müssen mich heute alle auslachen? Habt ihr nichts Besseres zu tun?" Wieso hatte ich nicht bemerkt, dass er mir zu guckt? Und wieso ist genau das passiert, was ich unbedingt vermeiden wollte? „Tschuldigung, aber du siehst einfach zu lustig aus, wenn du probierst eine dieser Übungen zu machen", presste er zwischen weiteren Lachern heraus.

Als er sich halbwegs wieder beruhigt hatte, sah er mich fragend an: „Wer hat dich denn heute noch ausgelacht?" „Mein bester Freund, vorhin am Telefon", antwortete ich ein wenig eingeschnappt. „Kein Grund gleich beleidigt zu sein. Aber im Ernst, was probierst du da eigentlich? Du bist dir sicher, dass du auf der richtigen Schule gelandet bist und nicht in den Anfänger Kurs wolltest?" „Um ehrlich zu sein, keine Ahnung. Ich denke den Anfänger Kurs belege ich schon seit einer Woche, aber ob das hier die richtige Schule ist, weiß ich auch nicht", antwortete ich und probierte es eher ironisch klingen zu lassen, was mir nicht so gut gelang. Ich klang eher ein wenig verzweifelt, was ich ja leider auch war.

„Ach weißt du was", meinte Jonathan zu mir, „Ich weiß zwar nicht, warum du hier bist und fast nichts kannst, aber da ich mein Training eh fast beendet habe und uns noch ein bisschen Zeit bis zum Mittagessen bleibt, kann ich dir ein wenig helfen, wenn du möchtest." Lächelnd schaute er mich an.

Ich konnte nur ungläubig zurück starren. Da fällt ihm auf, dass ich auf einer renommierten Ballett Akademie bin und kein bisschen Ballett kann und anstatt zu fragen, warum ich hier bin, bietet er mir seine Hilfe an.

„Also, was ist nun, willst du meine Hilfe oder nicht?", fragte er mich erneut und schaute mich erwartungsvoll an. „Ich ähm..." Sollte ich das wirklich machen? Obwohl, eigentlich spricht ja nichts dagegen, er scheint ja gut zu sein und ein extra Lehrer hat noch nie jemanden geschadet. Außerdem hatte ich kaum eine Ahnung davon, was ich hier eigentlich tue. „Also, wenn ich dir damit nicht deine Trainingszeit verplemper, dann wäre du mir vermutlich eine große Hilfe." „Wirklich? Cool, ich wollte schon immer mal jemandem Ballett beibringen." „Ok, könntest du mir dann zeigen wie diese Übung geht?"

Er nickte kurz und fordert mich auf, ihm zu zeigen, wie ich die Figur mache. Danach korrigiert er meine Haltung, indem er meine Füße neu positioniert und meine Hüfte dreht. So machen wir noch ca. eine halbe Stunde weiter, bis es Zeit wurde, um sich für das Mittagessen fertig zu machen. Wir gingen also zurück ins Zimmer, duschten nacheinander und machten uns auf den Weg zur Mensa.

„Ich vermute mal, dass du mir nicht sagen möchtest, warum du hier bist, oder? Also ich kann es mir ein wenig zusammenreimen und wenn es das ist, was ich denke, dann kann ich das auch echt verstehen", fing Jonathan an zu sprechen. Ich schüttelte nur kurz den Kopf, denn es stimmte ja, ich wollte nicht darüber reden. „Ok, besteht denn die Möglichkeit, dass du es mir irgendwann sagen wirst? Ich will nicht aufdringlich sein, aber ich bin schon echt mega neugierig", meinte er.

Diesmal zuckte ich mit den Schultern: „Wenn ich es irgendwann mal geschafft habe, dass ich mit dem was passiert ist klar komme, dann könnte es sein, dass ich es dir erzähle", meinte ich und probierte ihm zu signalisieren, dass ich nicht weiter darüber reden wollte.

Er schien es glücklicher Weise verstanden zu haben, denn auf dem restlichen Weg redete er nur über belanglose Themen. Doch ich hörte ihm nur mit halbem Ohr zu. Weiß er doch, weswegen ich hier bin?

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Hey,

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen.

Jonathan weiß nun also doch, dass Lucas noch ziemlich am Anfang seiner Karriere ist XD. Was denkt ihr, wird Lucas sich Jonathan irgendwann anvertrauen?

LG,
eure Lesekatze

Auch wenn der Weg nicht immer leicht istWhere stories live. Discover now