Kapitel 30

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Mit mulmigem Gefühl ging ich neben Jonathan den Gang entlang zur Eingangshalle. Gleich würde ich nach einem halben Jahr meine Eltern wiedersehen, doch als Freude konnte man die Gefühle in mir nicht bezeichnen.

Ich wusste überhaupt nicht was ich fühlen oder erwarten soll. Das Einzige was ich wusste war, dass ich Jonathan jetzt schon vermisse. Das wird das erste Mal sein, dass ich ihn nicht mehr um mich herumhabe. Keinen einzigen Tag habe ich seitdem ich hier bin verbracht, an dem ich nicht mit Jonathan in einem Zimmer geschlafen habe.

Mein Freund schien meine Gedanken zu erraten und drückte meine Hand. Wer wäre ich nur ohne ihn? Lächelnd blickte ich zu ihm hinüber und sah, wie er mich auch musterte. „Du schaffst das", meinte er zu mir, „und wenn du es doch nicht mehr aushalten solltest, dann rufst du mich an und bist schneller bei mir als du es für möglich hältst. Aber vergiss nicht mich anzurufen."

„Mach ich nicht, danke", meinte ich immer noch eine wenig niedergeschlagen. „Och man Lucas, na komm schon her", mitleidig schaute Jonathan mich an und öffnete seine Arme. Sofort war ich bei ihm und kuschelte mich an ihn. Seine beruhigende Wirkung blieb nicht aus und als er mir einen Kuss auf die Stirn drückte, schloss ich meine Augen, um diesen Moment noch einmal zu genießen.

Als ein Hupen von draußen erklang, küssten wir uns noch einmal sehnsuchtsvoll, bevor wir vor das Gebäude traten. Das Auto meiner Eltern stand vor der Tür. Sie hatten sich tatsächlich erbarmt mich abzuholen, wahrscheinlich weil der Zug so kurzfristig zu teuer war.

Ich schaute noch einmal seufzend zu Jonathan, welcher mir ein aufmunterndes Lächeln schenkte, drückte seine Hand, welche ich noch unauffällig in meiner hielt und machte mich dann auf dem Weg zu meinen Eltern, während ich mich innerlich auf alles was kommen könnte wappnete.

Jeder Schritt in Richtung des Wagens war schwerer als der zuvor. Mein Koffer wog mehr als das Doppelte des ursprünglichen Gewichts und jede Faser in mir wollte einfach umkehren und sich in Jonathans Arme schmeißen. Wie konnte ich ihn denn jetzt schon so vermissen?

Mich innerlich überredend steuerte ich den Kofferraum an und öffnete bei meiner Ankunft eben diesen um meinen Koffer zu verstauen. Dann ging ich ums Auto herum und öffnete eine der hinteren Türen. „Hallo", meinte ich nur sehr zurückhaltend und schmiss meine Tasche auf den Sitz neben mir. „Hallo Schatz", antwortete meine Mutter.

Danach herrschte erstmal schweigen. „Können wir jetzt endlich losfahren?", fragte mein Vater genervt und schaute dabei meine Mutter an, welche nur stumm nickte. Mich hatte er noch keines Blickes gewürdigt. War ja klar.
*
Während der gesamten Fahrt war es still. Die einzigen Geräusche waren die an uns vorbeifahrenden Autos und das Radio, welches leise vor sich hin plärrte. Würde das die ganzen Ferien andauern? Wie sollte ich das bloß aushalten?

Auch in Köln angekommen änderte sich nicht sehr viel. Stumm holte ich meinen Koffer aus dem Kofferraum und ging mit ihm hoch in mein Zimmer. Es sah in dem grauen Licht, was von außen hinein fiel noch viel trauriger und trostloser als meine gesamte Stimmung aus.

Seufzend ließ ich meine Tasche auf dem Bett fallen und packte die nötigsten Sachen schonmal in den Schrank. Dann ging ich noch kurz ins Bad, um meine Kulturtasche aufzuhängen und kurz auf Toilette zu gehen.

Es war irgendwie ein seltsames Gefühl in dem Haus, in dem man aufgewachsen ist, plötzlich nur noch ein Gast zu sein. Zudem noch ein ziemlich ungewollter Gast. Aber aus einem mir nicht erkenntlichen Grund, kam mir das gar nicht so falsch vor.

Das Internat mit meinen Freunden war mittlerweile mehr mein Zuhause, als es Köln je gewesen ist. Grundsätzlich jeder Ort an dem Jonathan bei mir ist, ist ein Ort, der sich mehr nach Zuhause anfühlt. Vielleicht, weil Jonathan mein Zuhause ist. Ist das überhaupt möglich? Nach einem knappen halben Jahr empfand ich für Jonathan mehr, als ich es je für eine andere Person empfunden hatte.

Nur der Gedanke an ihn verschaffte mir ein Kribbeln im Bauch und mir wurde warm ums Herz und alle negativen Gefühle, die gerade auf mich einwirkten, schienen plötzlich gar nicht mehr so schlimm, wie zuvor. Es gab nichts an ihm, was ich nicht mochte. Er war einfach perfekt.

Sein Lächeln, sein Mitgefühl, seine Art mit den verschiedensten Situationen umzugehen, sein Grübchen und auch wie er seinen Körper bewegte, wenn er tanzte. Welches Glück hatte ich gehabt, dass ich ihn nun meinen Freund nennen durfte. Er war echt etwas Besonderes.

Leider blieb mein Lächeln nicht so lange wie erhofft. Es verschwand in dem Moment, als meine Mutter zum Essen rief. Da halfen auch die Glückshormone in meinem Körper nichts. Der Gedanke an gleich, war wie eine kalte Dusche.

Mit schweren Schritten ging ich die Treppe hinunter in die Küche. Mein Vater saß bereits am Tisch, im Gegensatz zu meiner Mutter, welche noch am Herd stand, um die Spaghetti Carbonara fertig zu kochen. Es war irgendwie seltsam Abends warm und Fleischhaltig zu essen. Durch das Internat war ich es einfach nicht mehr gewohnt.

Deshalb musterte ich das Essen ein wenig seltsam, was meinem Vater leider auffiel: „Was guckst du denn so komisch? Ist dir das Essen hier etwa nicht fein genug? Schätze gefälligst das Essen, dass deine Mutter gekocht hat!" Unter seinem harschen Ton zuckte ich zusammen. Das war also das, was auf das Schweigen folgte.

„Er meinte das sicher nicht so", startete meine Mutter den Versuch mich in den Schutz zu nehmen, „ist irgendetwas Schatz?" „Ich bin es nur nicht mehr gewohnt abends warm zu essen, deshalb der Blick, das hatte nichts mit dem Essen selbst zu tun", meinte ich vorsichtig und wendete meinen Blick zum Teller.

Zur Unterstreichung meiner Aussage wickelte ich mir ein paar Nudeln um die Gabel und steckte sie mir in den Mund. Das wirkte zum Glück ein wenig versöhnlich auf meinen Vater, welcher nun nur noch grimmig guckte, aber einen von einem weiteren Kommentar abließ.

Der Rest des Abends verlief ziemlich ähnlich. Immer machte ich etwas, was meinem Vater nicht gefiel, jedoch nahm meine Mutter mich des Öfteren in den Schutz. Als es dann Zeit war ins Bett zu gehen, war ich einfach nur noch erschöpft und machte mich kurzerhand fertig und textete Jonathan noch ein 'gute Nacht'. Mit ihm telefonieren würde ich wohl morgen.

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Hey, 

welcome back to another chapter! I hope you liked it :)

Ist hier jemand unter euch, der diese Hitze auch absolut nicht leiden kann? Also bis zu 25 Grad ist für mich noch ok, aber darüber ist es mir echt zu warm... Ich bleib dann einfach aus Protest in meinem Zimmer XD Und dann kann man abends nicht Lüften... Ich bin echt nicht für den Sommer geschaffen XD

Naja gerade gehts... Da kann ich wenigstens für meine letzte Arbeit dieses Schuljahr lernen. Ich hab mal so gar keine Lust, zumal die letzten beiden Stunden einfach ausgefallen sind und wir jetzt nicht mal genau wissen was dran kommt XD 

Bis nächste Woche, falls ich nicht wegschmelze,

eure Lesekatze

PS: einfach mal Kapitel 30... Hätte man mir das vor einem halben Jahr gesagt, hätte ich demjenigen einen Vogel gezeigt XD o.o Thx, dass ihr immer noch dabei seid :)

Auch wenn der Weg nicht immer leicht istWhere stories live. Discover now