Kapitel 47

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!Triggerwarnung!

Dieses Kapitel behandelt Selbstverletzung und suizidale Gedanken und Handlungen. Solltest du in irgendeine Weise davon getriggert werden, solltest du überlegen dieses Kapitel zu überspringen. Sollte jemand eine kurze Zusammenfassung wollen, kann er sich gerne bei mir melden.

Wie immer möchte ich in keinster Weise diese Situation falsch darstellen. Ich war, zu meinem Glück, nie in einer solchen Situation und kann nicht nachvollziehen, wie es wirklich ist. Ich möchte hier nichts runterspielen oder sonstiges in der Richtung verharmlosen. 

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Die restliche Strecke der Fahrt war ohne meine wirkliche Anwesenheit an mir vorbeigezogen und so bemerkte ich kaum, dass ich am Hauptbahnhof angelangt war. Kraftlos zog ich meine Tasche vom Sitz neben mir und ging zur Tür, um auf den Bahnsteig zu gelangen.

Dort angelangt blieb ich kurz stehen, um wieder halbwegs in die Realität zurückzukehren. Nach einer Weile bemerkte ich, dass manche Leute mich im Vorbeigehen musterten. Sah man mir meine Nacht auf der Straße an?

Kurz blickte ich nach unten, nur um festzustellen, dass meine Hose tatsächlich etwas staubig aussah, doch so schlimm war es nicht. Ich schüttelte meinen Kopf, die Menschen machen sich viel zu viele Gedanken über das Aussehen anderer. Die sollen sich mal um ihre eigenen Probleme kümmern.

Nachdem der nächste Zug abgefahren war, setzte ich mich langsam in Bewegung Richtung Rolltreppe. Oben angelangt folgte ich den Schildern der U-Bahn durch die langen Gänge, des Gebäudes.

Vor dem Fahrkartenschalter machte ich halt, um mir ein Ticket zum Internat zu kaufen und passierte dann die Sicherheitsschranke, um von dort zum Bahnsteig zu gelangen.

Ungeduldig wartete ich auf die U-Bahn und checkte alle dreißig Sekunden mein Handy, bis sie endlich eintraf. In der Bahn ließ ich mich auf einen Sitzplatz so weit weg von allen verurteilenden Blicken wie möglich und hoffte, dass die Fahrt schnell vorüber gehen wird.

Schneller als erwartet stand ich nur grobe zehn Minuten später vor dem Internatsgebäude. Müde von der Reise und meiner minder erholsamen Nacht ging ich durch den Haupteingang und von dort die Flure entlang, die zu meinem Zimmer führten.

In meinem Kopf war nur noch eine Sache präsent, wenn Jonathan gleich nicht da ist, dann wird das, was sich in meiner Tasche befindet in Gebrauch genommen, denn nur er vermag es mich noch ein wenig aufzuheitern.

Wenn er nicht da ist, dann weiß ich, dass ich nicht mehr länger drauf warten brauch, dass das Leben mir irgendetwas zurückgibt. Denn das wird es nicht, dessen war ich mir sicher. Es hat mir alles bis auf eines genommen und auch das wird mir bald entgleiten. Wozu also noch daran festhalten? Die letzten Monate haben gezeigt, dass es letztendlich doch zu nichts führt.

Langsam komme ich vor der Zimmertür zu stehen und stecke den Schlüssel ins Schloss. Erst ein Klacken, ein zweites, dann war die Tür auf und das Zimmer lag vor mir. Leer. Meine Schultern sackten, wenn es überhaupt möglich war, noch weiter nach unten und ich hatte Mühe mich noch auf den Beinen zu halten.

Das war es also, hier wird es enden. Schweren Schrittes ging ich zu meinem Bett, legte meine Tasche darauf ab und öffnete den Reißverschluss. Dann zog ich sie hervor, die Klingen, so verlockend glänzend, wie sie es schon immer gewesen sind.

Doch noch legte ich sie zur Seite, erst ging ich zum Schreibtisch, um dort einen Zettel aus meinem Block zu reißen und mit dem daneben liegenden Bleistift eine Nachricht drauf zu hinterlassen.

Lieber Jonathan,

Es tut mir leid, aber ich muss mein Versprechen brechen. Es ist besser so, für uns beide. Vielleicht kannst du es irgendwann verstehen.

Aber egal ob du wütend auf mich bist, oder nicht, vergiss nie, dass ich dich liebe.

Lucas

Für eine Weile starre ich das Blatt vor mir an, bis sich leicht wölbte von meinen Tränen. Vielleicht ist es besser so. Ich wende mich ab und gehe aufs Bett zu, wo ich mich wieder meinem Vorhaben widmete.

Ich nahm eine Klinge aus der Packung und ließ den Rest auf dem Bett liegen. Dann ging ich ins Bad, verschließe die Tür und mache die Dusche an. Wie als wäre keine Pause in den letzten Monaten gewesen, krempelte ich routiniert meine Ärmel hoch und ließ die Klinge langsam über meinen Arm gleiten. Dann noch einmal und ein weiteres Mal. Es war so befreiend diesen Schmerz zu fühlen. Endlich etwas, was ich überhaupt spüren konnte.

Der Schmerz, der sich so lange aufgetaut hatte, fand nun ein Ventil und war frei. Ich fühlte mich frei. Denn seit langem hatte ich endlich das Gefühl etwas unter Kontrolle zu haben. Gerade konnte mir noch nichts passieren. Doch sollte ich die Schnittrichtung ändern, dann könnte ich alles innerhalb weniger Sekunden ändern.

Ich könnte frei sein von all den Lasten, die ich trage. Ich könnte frei sein vom Leben und nichts und niemand kann mich aufhalten. Die Stimme in meinem Kopf ist schon lange verstummt. Sie hat, was sie bekommen wollte. Genau das hier.

Eine Weile beließ ich es so wie es ist und ließ meine Gedanken noch ein letztes durch alles Positive wandern, was ich erlebt habe. Dabei stachen die Erinnerungen mit Jonathan am meisten hervor. Wie wir zusammen im Bett kuscheln, wie wir zusammen Backen, sein Lachen, seine Augen, einfach alles an ihm.

Doch zu den positiven mischten sich zunehmend auch negative Gedanken. Meine Verzweiflung, als ich auf den Stufen nach dem Überfall saß und nicht wusste, was ich nun tun sollte, mein Vater, der mich hasserfüllt anstarrt, mich beschimpft, mich schlägt und meine Mutter, die immer nur zugesehen hat.

Dazu noch die letzten paar Stunden, Matteos mit Ekel und Hass gefülltem Blick, seine Freundschaft, die ihm nichts mehr bedeutete und meine Nacht auf der Straße.

Dieses große negative Knäul an Gedanken und Erinnerungen, das sich von Innen in mir ausbreitet, um mir auch nur den kleinsten Schimmer an Hoffnung zu nehmen. Es hat sein Ziel erreicht. Die Hoffnung in mir wurde erstickt, bis auf den letzten Funken.

Wieder setzte ich zu einem Schnitt an, doch diesmal ging er in die andere Richtung, so dass er der Letzte ist. Mit einer aufkommenden Erleichterung sah ich dem Blut zu, wie es aus der Wunde floss. Nur noch eine Weile, dann war ich erlöst vom Leben.

Mit Erleichterung nahm ich wahr, wie der Blutverlust sich langsam, aber sicher bemerkbar machte. Ich seufzte und ließ mich an der Wand hinuntergleiten. Das Wasser wurde langsam kalt, doch ich merkte es nur schwach.

Mein Sichtfeld war nun von schwarzen Rändern umgeben, die es immer weiter verringerten, bis mir schwarz vor Augen wurde. Noch einmal rief ich das Bild von Jonathan vor meinen Augen auf, dann verlor ich das Bewusstsein.

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Hey,

Ich hoffe es geht euch gut. 

Wie schon im vorherigen Kapitel erwähnt, wird dies nicht mein letztes Kapitel für diese Geschichte sein. Die Reise von den beiden ist hier noch nicht beendet, ich möchte mich aber bei dieser Gelegenheit bei allen bedanken, die diese Geschichte bis hierhin gelesen haben. Ich freue mich einfach unglaublich über jeden Aufruf, Vote oder Kommentar den ihr hinterlässt und das ihr der Geschichte eine Chance gegeben habt, auch wenn sie vielleicht an manchen Stellen nicht ganz so rund ist, wie es in manch anderen Stories hier auf dieser Plattform ist. 

Bis nächste Woche,

eure Lesekatze :)

Auch wenn der Weg nicht immer leicht istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt