i met a boy (2/2) (parley)

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parley

»oh dear diary,
we fell apart
welcome to the life of
harley keener«

Harley lag in seinem Bett und starrte ausdruckslos an die Decke. Seit Stunden schon. Eine Hand lag auf der Hälfte des Bettes auf der Peter vor noch nicht mal 24 Stunden gelegen hatte. Sie war eiskalt. 

Ich liebe dich.
Ich liebe dich auch, Harls.

Harley schloss die Augen und eine Träne lief ihm aus dem Augenwinkel, die er energisch wegwischte.
Er drehte sich auf die Seite und fuhr mit der flachen Hand über die Laken. Mehr Tränen liefen über seine Wangen und er machte sich nicht mehr die Mühe, sie weg zu wischen. Er fühlte sich hilflos und das hasste er. Er wusste, dass es im Endeffekt seine Schuld war, dass Peter jetzt im Kerker und nicht mehr neben ihm saß. Egal wie man es auch drehen und wenden wollte; Harley hatte alle Vorsicht über Bord werfen wollen.

Peter hatte ihn immer gewarnt, dass die gemeinsamen Nächte im Schloss gefährlich für sie waren, aber Harley hatte nicht hören wollen. Er hatte Peters Gedanken einfach seiner ängstlichen und übervorsichtigen Natur zugeschrieben und nicht weiter beachtet.
Als real angesehen, ja natürlich.
Aber als unmittelbare Bedrohung? Nein das nie.
Stattdessen hatte er einfach immer nur leicht den Kopf geschüttelt und gelächelt.
"Du machst dir zu viele Sorgen, Pete"
Peters braune Augen hatten dann trotzdem immer noch zweifelnd zu ihm auf gesehen.
"Es wird nichts passieren."
Harley hatte sein Gesicht in seine Hände genommen und ihn ernst und aufrichtig angesehen.
"Dir wird nichts passieren", verbesserte er sich und Peter hatte schmunzeln müssen, bevor er ihn zu sich runter zog, um ihn zu küssen. Es war ein Fehler. Nicht, die Sache zwischen Peter und ihm sondern, dass er nicht auf ihn gehört hatte. Und dieser Fehler machte sich nun doppelt bemerkbar. Er hatte immer so getan, als ob er tatsächlich dafür sorgen könnte, dass Peter nichts geschah. Wahrscheinlich hatte er es wirklich geglaubt. Bescheuert.

Harley presste die Augen zusammen und versuchte sich Peters Gesicht vorzustellen. Lächelnd, sanft und liebevoll. Schön, aber meistens auch ernst und voller Sorge. Er stellte sich vor, wie er ihn küsste, ihn an sich drückte und mit seinen Fingerspitzen zärtlich über Peters nackte Haut strich und- Okay, Abbruch. 

Harley setzte sich ruckartig auf.
Es war 'ne beschissene Idee gewesen, über Peter nachzudenken. Im Moment hatte er wohl eine Schwäche für blöde Ideen.
Er seufzte und rieb sich die brennenden Augen, die vom Weinen bestimmt gerötet waren. Er rutschte zum Rand des Bettes und stand auf. Unruhig tigerte im Zimmer auf und ab. Er konnte unmöglich hier bleiben. Peter war wie lange weg? Vielleicht acht oder neun Stunden und Harley drehte schon durch. Er hatte schon längere Zeit ohne Peter verbracht und war nicht so ausgetickt. Nun ja zugegeben, damals stand die Möglichkeit auch noch nicht zur Debatte, dass er gerade zur selben Zeit gefoltert wurde, aber trotzdem.
Harley musste einen Weg finden, ihm zu helfen. Ihm war klar, dass - sollte er Erfolg haben - ihn Peter dafür umbringen würde, dass  er sich seinetwegen absichtlich in Gefahr gebracht hatte. Aber das musste er dann wohl oder übel in Kauf nehmen. 

Harley fuhr sich durch die Haare. Sollte er irgendwas mit nehmen?
Eine Waffe? Er hatte keine Waffe.
Großartig.
Sein Köcher und sein Bogen lagen im Stall, weil Harley zu faul war, sie immer in die Waffenkammer zu verfrachten.
Wieso hatte er sie nicht einfach mit auf sein Zimmer genommen? Genervt - teilweise von sich selbst- stapfte Harley zur Tür, nur Peters bewusstlosen Körper vor Augen, und versuchte sie schwungvoll aufzuziehen. 

"Was zum-?" Er rüttelte nochmal, weil er nicht glauben konnte, dass er sie nicht aufbekam. Abgeschlossen.
"Hey!", brüllte Harley und schlug so fest gegen die Tür, dass er einen Moment sicher war, sich die Hand gebrochen zu haben.
"Lasst mich raus! Sofort!"
"Können wir nicht, Prinz", kam es gedämpft von einem der Wachen auf der anderen Seite.
"Wie, könnt ihr nicht?" Langsam wurde Harley panisch. Sein Zimmer war abgeschlossen, er konnte nicht zu Peter. Er saß hier fest und war so eingesperrt wie Peter unter der Erde in einer Zelle. Nur, dass seine Zelle vergoldet war.
"Anordnung vom König"
Harleys Mund klappte auf. Natürlich. Wie hatte er ernsthaft davon überrascht sein können? Er schloss hoffnungslos die Augen und lehnte die Stirn gegen das dunkle, aufwendig verzierte Holz der Tür.
"Es muss schließlich vermieden werden, dass Sie zu dem dreckigen Bauersjungen rennen"
Harley hätte ihn pulverisiert, wenn nicht eine robuste Holztür zwischen ihnen stehen würde.
"Halt die Klappe", zischte er und drehte sich weg.
"Scheiß Schwuchtel", hörte er die Wachen murmeln und verzog das Gesicht.

Nach zwei Wochen wurde Harley wieder raus gelassen. Er hatte geglaubt, es würde nie dazu kommen und als er auf einmal wieder einen Schritt über seine Schwelle machen durfte, hatte er Angst vor dem Grund.
War Peter...fort?
Sonst würden sie ihn doch nicht raus lassen, oder doch?
Sobald die Wachen ihn aus den Augen ließen, rannte er los. Zu Peter.
Der Kerker war nicht groß, also sollte er ihn schnell finden. Dafür war er aber umso weiter vom schönen Sonnenlicht entfernt. Als Harley die Treppen hinunter rannte (überraschend, dass er dabei nicht volle Kanne hinflog), überzog sich seine Haut, trotz Hemd mit einer Gänsehaut. Es war kalt und feucht im Kerker und irgendwo tropfte Wasser von der Decke. Es waren kaum Fackeln an. 

"Peter?", fragte Harley leise in den Korridor hinein. Sein Echo kam sofort zu ihm zurück, aber keine andere Antwort. Angst machte sich in seinen Knochen breit, aber noch hatte er nicht aufgegeben. Das musste nichts heißen. Vielleicht schlief er ja. Er räusperte sich und versuchte es erneut.
"P-Pete? Bist du hier?" Auf einmal fiel Harley ein leises, unregelmäßiges Atmen auf, das rechts von ihm kam.
"Harls?" Harley hätte am liebsten vor Erleichterung geweint. Er hastete zu der kleinen, schmutzigen Zelle und kniete sich hin. 

Peter lehnte an den Gitterstäben und hatte eine Hand um das Metall geklammert. Er war ausgemergelt und schmutzig im Gesicht. Seine Augen lagen in dunklen Höhlen und auf seinen Wangen waren viele kleine und große Schnitte zu sehen.
Harley verzog das Gesicht und streckte sanft eine Hand durch die Stäbe. Peter folgte seiner Bewegung mit seinen Augen und zuckte kurz zusammen, als Harleys Fingerkuppen seine Wunden berührten.

"Was haben sie mit dir gemacht, darling?", hauchte Harley mit Tränen in den Augen. Er schluckte schwer und lies langsam seine Hand sinken.
Peter blinzelte ein paar mal, bevor sich sein Blick aufhellte.
"B-Bist du wirklich hier...oder halluziniere ich wieder?", flüsterte er und richtete sich ein bisschen auf. Harley griff wieder durch die Stäbe nach seiner Hand und drückte sie. Das Wörtchen wieder versetzte ihm einen Stich.
"Ich bin hier, ich bin echt, okay? Alles wird gut, okay? Ich hole dich schon irgendwie hier raus" 

Er hob Peter knochige Finger zu seine Lippen und küsste sie. Alles in ihm tat weh, als er Peter so sah. Mehr tot, als lebendig. Peters Locken hingen in seiner Stirn, aber Peter schien es kaum zu stören, dass sie ein Teil seines Blickfeldes verdeckten. Er hatte nur Augen für den Jungen vor ihm und blendete alles andere aus. Behutsam strich Harley die Locken hinter sein Ohr zurück. 

"Ich werde die Schlüssel finden und dann hole ich dich hier raus, okay? Und dann laufen wir zusammen weg. Versprochen, ich-"
"Harley", unterbrach ihn Peters sanfte Stimme. Er sah ihn an. Peter wischte eine Träne von Harleys Gesicht und legte dann eine Hand auf seine Wange.
"Nicht weinen", flüsterte er und Harley nickte. Peters Auge huschten über sein Gesicht. Er war so froh, ihn wiederzusehen. Er prägte sich alles ganz genau ein. Seine blauen Augen, die immer strahlten, wenn er lachte und seine unsymmetrischen Augenbrauen. Seine Nase und seine Sommersprossen. Einfach alles. Er wollte ein ganz detailliertes Bild von ihm vor Augen haben, wenn er starb. Er lächelte. 

"Ich liebe dich, Harley", murmelte er leise und nun war er es der weinte, obwohl er das doch unbedingt hatte vermeiden wollen.
"Ich liebe dich so sehr"
Harleys Gesicht war vor Schmerzen verzerrt. Langsam schüttelte er den Kopf.
"Sag...Sag das nicht, als wäre es das letzte mal", flüsterte er mit bebender Stimme und Peter senkte den Blick. Er zog seine Hand aus Harleys und nahm seine von Harleys Wange. 

"Es wird alles wieder gut", begann Harley wieder, als wollte er sich selbst Mut machen.
"Nein, das wird es nicht. Das weißt du, Harls." Peter sah ihm direkt in die Augen.
"Sie...Sie werden mich nicht gehen lassen" Harley begann sofort energisch mit dem Kopf zu schütteln, weil er nicht wollte, dass Peter sowas sagte.
"Ich hole dich hier raus", beharrte er.
"Du kannst nicht"
"Woher willst du-"
"Dein Vater hat gesagt, der Tag an dem du mich besuchen kommst, ist der Tag an dem sie mich hängen"
Peters Stimme hallte im Kerker wieder. Harleys Mund stand etwas offen.
"Tut mir leid, Harls" Er begann noch mehr zu weinen, aber ohne einen Ton von sich zu geben. Die Tränen rollten einfach nur still über seine Wangen. Er hielt sich erschöpft an den Gitterstäben aufrecht. Er wollte noch nicht sterben und er wollte Harley erst recht nicht verlassen. Aber der Schmerz würde dann endlich aufhören. Er könnte schlafen. Endlich ruhig schlafen.
"Meine Zeit is abgelaufen"

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Ich lasse das mal so stehen...denkt euch ein eigenes schönes oder weniger schönes Ende aus ;) 

Keep smiling beautiful people

xx

maybe i might love youWhere stories live. Discover now