Schnell, schneller, Leben.

102 12 7
                                    

Der durchschnittliche Deutsche wird 80 Jahre alt. Ich kenne Menschen, die sind älter geworden. Ich kenne Menschen, die sind jünger gestorben. Sie sind oftmals vor uns da und verlassen diese Welt auch wieder vor uns. In traurigen Fällen sterben wir vor ihnen. Aber im Normalfall tut das auch nichts zur Sache.

Wir lieben, wir hassen.

Wir sehen, wir hören.

Wir leben, wir sterben.

Es ist wie wenn man an einem Bahnhof steht und ein Zug mit rasender Geschwindigkeit an einem vorbeifährt. Manchmal werden wir vom Fahrtwind mitgerissen. Manchmal sitzen wir drinnen und manchmal stehen wir davor und sehen ihm einsam hinterher. Manchmal aber steigen wir ein. Und selten, ganz selten, springen wir davor. Begleitet von einer einzigen stummen Träne, die von der Wucht des Aufpralls von unserem Gesicht geschleudert wird.

Das sehen diejenigen, die zurückgeblieben sind. Manche wenden sich ab, andere springen hinterher. Und wieder andere sehen nur zu. Das sind die, die keinen Schmerz an sich lassen wollen. Die Starken. Die unter ihrer eigenen traurigen Last später zusammenbrechen.

Schließlich gibt es noch solche, die winken den wegfahrenden tapfer hinterher. Sie sind in der Lage, sie gehen zu lassen.

Und das sind die wenigsten.

Poetry {english~german}Where stories live. Discover now