NEUN

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Chris

Zu Hause angekommen hüpfte ich unter die Dusche und legte mich anschließend gleich ins Bett. An Schlaf war aber nicht zu denken. Viel zu viele Gedanken kreisten in meinem Kopf umher, die ich zuerst einmal sortieren musste. Die letzten paar Monaten waren für mich eine richtige Berg und Talfahrt. Wir waren mit unserer Tour sehr erfolgreich in Deutschland, Österreich und neu auch in der Schweiz unterwegs. Leider ging in Zürich so einiges schief und meine Laune war nach der Show auf dem Tiefpunkt angelangt, was ich leider an den falschen Menschen ausgelassen hatte!

Der Grund für meine schlechte Laune war, dass mich Laura - meine jetzige Ex-Freundin mit einem anderen betrogen hatte. Wir waren 3 Jahre lang ein Paar und wohnten seit Januar in unserer ersten gemeinsamen Wohnung. Ich war total verliebt und überglücklich. Ich dachte, sie wäre für mich die perfekte Ehefrau und Mutter meiner Kinder. Ja, ich wollte sie heiraten. Ich hatte schon alles vorbereitet um ihr die Fragen aller Fragen zu stellen. Ich fuhr nach einer Show direkt nach Hause und wollte sie überraschen. Mit dem Ringkästchen in der einen und einer Rose in der anderen Hand lief ich in das Treppenhaus. Mir rutschte das Herz in die Hose, als ich vor meiner Wohnungstüre lautes Gestöhne hörte. Ich öffnete die Türe und was ich da zu sehen bekam, widerte mich einfach nur noch an. Der Traum von meiner perfekten Familie zerplatze innert einer Sekunde wie eine Seifenblase. *blob*

Ich war am Boden zerstört!

Aber das schlimmste war, dass ich nicht wirklich die Zeit hatte das zu verarbeiten. "The Show must go on" und die Tour ging weiter. Alle erwarteten von mir, dass ich lustig und fröhlich bin und dass ich mit Andreas die perfekte Show ablieferte. Für meine privaten Gefühle war kein Platz! Zu meinem Glück hatte ich wenigstens auf der Bühne einigermaßen meinen Spaß und konnte meine Probleme für die Dauer einer Show in den Hintergrund stellen. Aber abseits der Bühne war ich nicht zu gebrauchen. Ich saß oft im Nightliner und weinte. Ich weinte um Laura und um unsere gemeinsame Zukunft. Ich habe alles verloren.

Nach der Tour stand erstmals der Auszug aus unserer Wohnung an. Die Crew wie auch Andreas halfen mir tatkräftig beim Umzug von Bünde nach Enger. Ohne sie hätte ich das nie im Leben alleine geschafft. Laura hatte ihre Sachen schon vor Wochen gepackt und die Wohnung verlassen. Ein weiterer Schlag ins Gesicht war, dass Max unser langjähriger Mitarbeiter nach der Tour gekündigt hat um ins Ausland zu gehen. Mein Bruder hatte zum Glück gleich eine passende Lösung für den Ersatz von Max. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er Luana damit meinte. Er hatte mir zwar von ihrem Spruch wegen einer Arbeit bei uns erzählt, aber ich hab's im ganzen Stress einfach vergessen. 

Heute wurde alles vertraglich mit Luana abgesichert. Ich freute mich wirklich sie zu sehen aber zuerst stand eine fette Entschuldigung bei ihr an. Ja, ich hätte sie anrufen oder ihr eine Mail schreiben können, aber das wollte ich, wenn ich die Chance dazu bekomme, lieber persönlich machen. Das gehörte sich einfach so. Leider machte mir meine liebe ex-Freundin einen richtigen Strich durch die Rechnung. Sie stand auf einmal vor meiner Türe und wollte reden. Sie redete sich um Kopf und Kragen und wollte schlussendlich, dass ich ihr nochmals eine Chance gebe. Aber wie soll ich ihr den jemals wieder vertrauen? Ich habe ihr klargemacht, dass ich mit ihr nichts mehr zu tun haben möchte und sie aus meinem Leben verschwinden soll. Ich hab sie rausgeschmissen und machte mich so schnell es ging auf den Weg zur Werkstatt, vielleicht war Luana ja noch da. Fehlanzeige, ich hatte sie wegen paar Minuten verpasst. 

Natürlich hielt mir mein Bruder direkt eine Standpauke, aber ich hatte es ja nicht anders verdient. Andreas war richtig sauer. Als er mir dann den unterschriebenen Vertrag hinhielt und ich ihre Unterschrift sah konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich muss zugeben, sie hatte in Zürich bei mir wirklich Eindruck hinterlassen auch wenn das nicht so ausgesehen hatte. Sie hatte irgendwas an sich, das mich faszinierte. Vielleicht dass sie den gleichen Sturkopf ist wie ich, ich weiss es nicht. Aber was ich weiss, dass ich mich freute, sie in 3 Wochen wieder zu sehnen. Ob ich nervös war? Nein überhaupt nicht. Ironie off.

I call it MAGIC when you're around meWhere stories live. Discover now