FÜNFZEHN

296 24 2
                                    

Er löste sich von mir, seine Hände immer noch an meinen Wangen. „Ich muss zu Andreas" flüstert er mir zu. „Ich weiss..." ich biss mir dabei auf meine Lippen und sah ihn voller verlangen an. Er küsste mich nochmals, diesmal intensiver. Meine Hände legte ich an seine Hüfte und zog ihn noch näher an mich ran. „Ich muss jetzt wirklich" er lächelte in den Kuss hinein. „Ich weiss.." ich liess schweren Herzens von ihm ab. „Hast du Lust, später mit mir was essen zu gehen?" er strich mir dabei über meine Wange. „Ist das ein Date?" ich grinste ihn an. „Nein ich habe Freitags einfach immer Hunger!" er zuckt mit den Schultern. Okay jetzt wird er wieder lustig. „Was ein Zufall, ich auch" wir mussten beide lachen. „20:00 Uhr? Ich hol dich ab" ohne, dass ich überhaupt noch was sagen konnte, drückte er mir nochmals einen Kuss auf den Mund und lief davon.

Ich blieb noch ein bisschen sitzen und beobachtete, wie Chris die Werkstatt verlässt. Dass ich ihn heute Abend wieder sehen werde, zaubert mir direkt ein lächeln ins Gesicht, dass nicht unbeobachtet blieb. „Hey Luana, ist alles in Ordnung?" Manu kommt auf mich zu. „Manu? Ja natürlich, aber was machst du hier? Ich dachte du bist den ganzen Nachmittag unterwegs" ich stand auf und machte das erste Case auf. „Ich war gerade noch in der Nähe und wollte die neuen Schmuckstücke begutachten!" Wir durchforsten alle Cases und waren mehr als zufrieden mit der neuen Lieferung. „Wollen wir diese nächste Woche mal richtig testen?" er machte die letzte Kiste wieder zu. „Aufjedenfall!" Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich schleunigst nach Hause musste. „Manu, es tut mir leid, aber ich muss gehen" „Soll ich dich gleich mitnehmen?" er zückte den Autoschlüssel.

Zuhause angekommen hüpfte ich direkt unter die Dusche, ich hatte noch 2 Stunden, bis Chris mich abholt. Nur mit einem Handtuch bekleidet stand ich vor meinem Kleiderschrank, da ich meine restlichen Sachen immer noch in der Schweiz hatte, war die Auswahl an Kleidern gleich null. Ich entschied mich dann aber für eine Jeans und eine schwarze Bluse.

Meinen von Natur aus gelockten Haaren sagte ich mit dem Glätteisen den Kampf an.
  Langsam aber sicher wurde ich nervös, es war das erste Mal seit gefühlt 100 Jahren, dass ich wieder ein Date hatte und das mit dem wohl attraktivsten Typen der Welt, meinem Chef. Dieses kleine feine Detail blendete ich komplett aus. Ich nahm mein Handy und siehe da, eine Audio von Chris, eine knappe Minute lang.

„Luana, es tut mir so leid aber ich kann heute nicht mit dir essen gehen. Ich bin so dumm. Ich habe total vergessen, dass ich für unsere Weihnachtsfeier noch einige Dinge organisieren muss und da wir morgen schon losfahren und bis Donnerstag nicht da sind, muss ich gezwungenermassen meinen Abend heute im Büro verbringen. Es tut mir wirklich leid! Ich hoffe, du bist mir nicht böse."

Ich schaute auf mein Handy und meine Augen füllten sich in Sekundenschnelle mit Tränen. „Was soll das den jetzt?" ich machte mein Handy dafür verantwortlich, dass es mir solche Nachrichten schickt. Wie gerne hätte ich ihn heute einfach nochmals gesehen. Ein bisschen sauer und ohne nachzudenken tippte ich eine Nachricht für ihn ein und schickte sie los.
„Okay, schade aber vielleicht sollte es einfach nicht sein" war meine Antwort

Meine Mitbewohner waren zum Glück nicht da, so konnte ich meinen Emotionen freien Lauf lassen. In Jogginghose und Schlabberpulli legte ich mich vor den TV. Meine schön geglätteten Haare knotete ich irgendwie zu einem Dutt zusammen. Etwas Gutes hatte es, ich hatte mich noch nicht geschminkt. Die Audio von Chris hörte ich mir noch ein paar Mal an und mein Herz wurde ganz schwer. „Ach scheiss drauf!" Ich nahm meine Jacke, zog die erst besten Schuhe an und verliess die Wohnung. Nach 15 Minuten Fussweg, inkl. einem kleinen Umweg, erreichte ich mein Ziel, die Zauberwerkstatt. Im Büro brannte noch Licht, es war Chris, er musste ja noch arbeiten. Mittlerweile hat es leicht angefangen zu schneien, wir hatten ja schon Ende November.

An der Haupttüre angekommen sah ich erstmals in der Spiegelung der Türe, wie ich überhaupt aussah. Knallgelbe Schuhe, ¾ Jogginghose, meinen pinken Schlabberpulli, der fast bis fast zu den Knien geht, meine Naketano-Jacke darüber (ja auch ich trage Naketano) und meine Haare irgendwie schräg auf dem Kopf zusammengebunden.

"Grosses Kino Luana, grosses Kino!" lobte ich mich selbst.

I call it MAGIC when you're around meWhere stories live. Discover now