Kapitel 14 •Das Treffen - 2•

80 2 2
                                    

„Schonmal was von 'aufpassen' gehört?", zickte ich ihn an. „Schonmal was von 'kurz schauen bevor man sich umdreht' gehört?", sprach er nun wütend. Ich gab nur ein „Pfff" von mir und drehte mich weg. „Ja, geh.", rief er mir hinterher. „Ja. Ich gehe!", rief ich zurück. Was es für verrückte Leute doch gibt. Ich schüttelte genervt meinen Kopf und ging einfach weiter. Wohin geh ich überhaupt? Ich fasste mir an die Stirn und ging wieder zurück. Oh Gott. Da steht der Vogel immer noch! „Und jetzt kommt sie zurück.", hörte ich nur. „Ich stelle mich genau hier hin, damit ich dich nicht mal ansehen muss.", sagte ich und verschränkte meine Arme vor die Brust. Ich sah ihn mit meinen hellbraunen Augen an und zog meine Augenbrauen zusammen. „Nenn mir einen Grund, wieso DU auf MICH sauer sein solltest.", sprach er und betonte die Wörter „Du" und „Mich". Ich lachte abfällig und erwiderte: „Wieso solltest DU auf MICH sauer sein?" „Ehm, hallo? Bist du blind? Wozu trägst du denn deine Brille, wenn du nicht mal diesen riesigen Fleck sehen kannst?", antwortete er und zeigte auf sich. Ich sah ihn ohne Emotionen an, doch als ich realisierte, was er gesagt hat, weiteten sich meine Augen auf. Ich murmelte ein „Verdammt" und ging auf ihn zu. „Ja, guten Morgen. Auch mal gecheckt.", sagte er genervt. Und das zurecht. Ich holte die Tücher aus meiner Tasche und versuchte den Kaffee „wegzuwischen", welches nun auf seiner Lederjacke klebt. Der Fleck, welcher sich auf seinem weißen Shirt gebildet hatte, geht nur mit meinen Tüchern nicht mehr weg. „Was machst du da?", fragte er belustigt und sah mir dabei zu, wie ich die Wasserflasche aufmachte und das Tuch durchnässte. „Es klebt, du Honk.", antwortete ich frech. Etwas zu frech vielleicht. Ich kenn ihn ja gar nicht!? Er lachte laut auf und fragte: „Warte, warte, warte. Wie hast du mich genannt?" „Honk.", antwortete ich kurz. Ich sah zu ihn hoch und stellte fest, dass er mich schief ansah. „Oke, tamam. Wie soll ich dich jetzt nennen?", fragte er. Ich zuckte mit den Schultern. Er kann mich nennen wie er will, jedoch bekommt er meinen Namen nicht zu hören. „Ich nenne dich einfach Brillenschlange.", fuhr er fort. „Sind wir in der Grundschule, dass du mich so nennst? Kek alter.", gab ich von mir und entfernte mich von ihm. Ich lief zur Mülltonne, um die benutzten Tücher loszuwerden. „Hey!", rief Kujtim. Oh man, endlich! „Kujtim man. Endlich.", gab ich von mir. „Was ist hier los?", fragte er mich und sah dabei streng zu meiner Rechten. „Hajde shkojm. (Komm wir gehen.)", sagte ich einfach, da ich keine Lust hatte alles zu erklären. „Qyqy, edhe shqiptare koka njona. (Sieh an, sogar eine Albanerin.)", sprach nun der Typ. „Ich begehe gleich Selbstmord wegen dir. Hör auf zu reden!", rief ich, da ich seine Stimme nicht mehr hören konnte. Kujtim griff nach meiner Hand und zog mich ins Starbucks. „Was war da los?", fragte er besorgt. Ich atmete laut aus und fing an zu erzählen. [...] „Kujtim, lach nicht.", sagte ich zum gefühlt tausendsten Mal. „Tut mir Leid, ama (aber) wie kannst du nur so schnell wütend werden. Vor allem dieses „ich begehe Selbstmord". Ich dachte mir in dem Moment: fang ja nicht an zu lachen, Kujtim. Sonst wird's peinlich.", erwiderte er und hielt sich an seinen Wangen. „Meine Wangen tun voll weh.", fuhr er fort. „Pech.", sagte ich und stützte meinen Kopf ab. „Wo ist eigentlich Anis?", stellte ich plötzlich fest. „Deswegen bin ich zu spät. Mitten auf der Fahrt hier her, rief ihre Mutter sie an. Sie müssten kurzfristig zu einer Tante in NRW oder so.", erklärte er mir. Ich nickte bloß und nippte an meiner heißen Tasse mit Cappuccino. „Ihr passt voll gut zusammen.", merkte ich an und lächelte. Er lächelte zurück, doch kurz danach sah er traurig aus. „Manchmal hab ich das Gefühl, dass sie es gar nicht so Ernst meint, wie ich es tu.", gesteht er mir. Ich hörte ihm aufmerksam zu. „Ach, was. Das bildest du dir doch bloß ein.", versicherte ich ihm und wedelte mit meiner Hand. Das ist so ein Tick von mir: egal was ich sage, ich „sage" es mit meinen Händen. „Oha, pass mit deinen Händen auf. Nicht, dass du mich aus Versehen schlägst.", machte er sich lustig über mich. „Nuk kam qka t'boj. (Ich kann nichts dafür.)", ließ ich ihn wissen. Wir redeten noch ein wenig und schon unterbrach uns das Klingeln meines IPhones. „Moment. Jemand ruft mich an.", gab ich kurz von mir, bevor ich annahm und 'Hallo' sagte. Man hörte nur ein lautes Atmen. Komisch. „Hallo?", rief ich erneut, doch die anonyme Person legte auf. „Wer war das?", fragte Kujtim aufgeregt. „Ich weiß es nicht.", erwiderte ich immer noch verwirrt. „Hä, wie?", fragte er genauso verwirrt. Ich entsperrte mein IPhone und zeigte ihm meine Anrufliste. „Anonym?", hackte er nach. Ich nickte. „Hat der irgendwas gesagt?", fuhr er fort. Ich schüttelte meinen Kopf, was ein 'Nein' ausdrücken soll. „Man hörte jemanden laut atmen. Und dann legte er auch schon auf. Ur komisch.", kam ich nun aus meiner Starre zurück und antworte ihm. Mein Handy klingelte erneut. Anonym. Ich nahm sofort ab und stellte auf Lautsprecher. „Hallo?", rief ich erneut. Wieder nichts. Nur dieses Atmen, was mich langsam aufregte. „Hör auf anzurufen!", schrie nun Kujtim wütend. Ein Paar Blicke der Gäste huschten zu uns rüber, weswegen ich beschämt auf meinem Handy starrte. Plötzlich legte der Anonyme Anrufer wieder auf. Ich schüttelte meinen Kopf und bekam langsam Angst. Wer ist das? Und was will derjenige von mir? Kujtim sah diese Angst in meinen Augen, da er mich besorgt ansah und seine Hand rausstreckte. Ich nahm diese, ohne zu zögern, an und setzte mich neben ihm, da ich zuvor gegenüber von ihm saß. „Wenn Lorent dich nicht abholen kommt, begleite ich dich. Sowas muss man ernst nehmen, aber jetzt nicht zu ernst. Nimm es einfach nicht auf die leichte Schulter - will nicht, dass dir was passiert.", machte er mir deutlich. Ich nickte lächelnd und lehnte meinen Kopf an seiner Schulter. Plötzlich wurde mir bewusst, dass er eine Freundin hat, also entfernte ich mich schlagartig von ihm und entschuldigte mich. Er lachte bloß und sagte 'Kein Ding'. Ich erwiderte sein Lächeln und trank meinen Cappuccino leer.
—————————

Sekreti jonDonde viven las historias. Descúbrelo ahora