Kapitel 13 - Provokationen

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Um ehrlich zu sein hatte ich noch nie in meinem Leben einen One-Night-Stand. Das mochte zwar komisch klingen, da Ino Yamanaka meine beste Freundin war, aber ich war nie der Typ dafür gewesen in Bars oder Clubs zu gehen, nur um andere Leute abzuschleppen. Ich verurteilte niemanden der das Tat, man lebte immerhin nur einmal, ich tat es jedoch nicht.
Somit hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie ich mit dieser "der morgen danach" Situation mit Sasuke umgehen sollte.
Mr Anwalt war gestern Nacht noch gegangen und Sasuke hatte auf dem Sofa geschlafen, während ich halb wach, halb im Dämmerzustand in meinem Bett gesessen hatte. Die ganze Nacht. Ich war froh um mein freies Wochenende, da ich die Augen nur schwer aufhalten konnte.
Vor zehn Minuten war ich dann ins Wohnzimmer gekommen um sicherzustellen, dass Sasuke nicht doch über Nacht gestorben war.
War er natürlich nicht. Stattdessen hatte er eins meiner Ärztemagazine gelesen. Nachdem ich hereingekommen war, hatte er kurz aufgeblickt und mir leicht zugenickt. Ein einfaches Nicken und doch hätte ich ihn dafür erwürgen können. Ich wusste gar nicht, warum ich so wütend war. Dass ich überhaupt wütend war war mehr als verständlich nach letzter Nacht, aber ich hatte noch nie einem Menschen so oft hintereinander den Tod gewünscht.
Bevor ich eine Dummheit hätte anstellen können, war ich in die Küche verschwunden und hatte versucht ein kleines Frühstück vorzubereiten. Leider war ich dabei während ich gegähnt hatte an die heiße Pfanne gekommen. "Scheiße.", zischte ich und steckte mir schnell meinen Zeigefinger in den Mund, um ihn abzukühlen.
"Soll ich das mache-"
Wie war er eigentlich so schnell im Türrahmen aufgetaucht, ohne dass ich es gehört hatte? War er seit neustem eine Art Ninja oder sowas?
"Du bist verletzt. Tu einmal das was man dir sagt und bleib verdammt nochmal liegen.", schnitt ich ihm das Wort ab. Anscheinend hatte Sasuke mich sehr, sehr lange nicht mehr so wütend erlebt. Ich mich ehrlich gesagt auch nicht, aber das war nicht der Punkt. Er machte mich wahnsinnig, wie er da stand, sich die Seite haltend und mit verwuschelten Haaren vom Schlafen und einem mindestens genauso müden Blick wie meinem. In diesem Moment hasste ich ihn über alles, aber das konnte ich ihm nicht als Grund für meinen Wutausbruch angeben, also wählte ich eine andere Wahrheit. "Ich hab mir nicht die ganze Nacht um die Ohren gehauen damit du beim Eier braten verblutest."
"Schon verstanden.", winkte er ab und dreht sich schon wieder weg. "Darf ich wenigstens ins Bad und duschen?"
"Nein, du hast den einzigen Verband um den Bauch, der lang genug ist. Wenn der nass wird kannst du wirklich ins Krankenhaus gehen.", rief ich ihm hinterher.
"Darf ich mir die Zähne putzen?", fragte er in einem ziemlich provokanten Ton zurück.
Ich stützte mich kurz an der Spüle ab und schloss die Augen. Ich war viel zu müde, um mich jetzt um seine Launen zu kümmern und außerdem wollte ich ihm nicht die Genugtuung verschaffen, mich weiter an den Rand eines Wutanfalls zu treiben. "Wenn du keinen Probleme machst.", antwortete ich wie die Ruhe selbst. Ich hatte nicht jahrelang diese Wand um meine Emotionen gebaut damit dieses Miststück einmal an der Tür klingelte und sie bis auf den Grundstein niederriss.
Ich hörte wie Sasuke etwas vor sich hin murmelte und dann die Lautstärke einen kleinen Ticken hob, gerade laut genug, damit ich es hören konnte. "Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du aufhören könntest, mich zu provozieren."
"I-" Beinahe hätte ich mich tatsächlich vergessen und hätte geschrieen. Meine Wut nahm so ein Ausmaß an, dass ich das Messer, mit dem ich gerade eine Tomate aufschneiden wollte, in seine Richtung geworfen hätte. Ganz ruhig atmen, Sakura. Lass ihn nicht gewinnen, dachte ich und versuchte meinen Puls wieder zu regulieren.
Leider konnte ich nicht meinen ganzen Zorn überwinden und knickte schließlich doch ein. "Ich provoziere dich?" Es war mehr eine Drohung als eine Frage, aber wenigstens hatte ich nicht geschrieen. Punkt für mich.
"Wie auch immer,", sagte Sasuke daraufhin, "hast du noch ein Shirt übrig? Ich möchte nicht unbedingt in diesem nach Hause fahren." Er tauchte wieder ganz im Türrahmen auf und deutete auf den riesigen Blutfleck, der sich über die gesamte rechte Seite seines Shirts erstreckte.
Bevor ich es doch noch werfen würde, legte ich lieber das Messer weg und machte mich stattdessen am Kühlschrank zu schaffen, um den Käse und die Marmelade herauszunehmen. "Wo soll ich denn jetzt bitte ein Shirt für dich herzaubern, Sasuke?"
"Es wird doch wohl irgendwer mal ein Hemd oder sowas hier liegen gelassen haben." Es war keine Vermutung, sondern eine Feststellung.
"Ich kann dir gerne eine von Inos Blusen geben, wenn dich das glücklich macht."
"Du machst mich wahnsinnig. War denn noch nie ein Mann hier drin?"
"Keiner, der sein verdammtes Hemd hätte vergessen können!", schrie ich ihn von der Arbeitsplatte meiner Küche aus an. Ups, und da hatten wir es. Dieser kleine Mistkerl hatte es doch tatsächlich so weit gebracht, dass ich meine Geduld verlor. Am liebsten hätte ich mich geohrfeigt. Du dummes, dummes Mädchen, schimpfte ich innerlich. Erst bringt er dich um deinen Schlaf und dann lässt du ihn auch noch diesen verdammten Streit gewinnen.
Ich wendete mich wieder ab und sah nach draußen, wo sich schon seit einigen Minuten ein paar Gewitterwolken anstauten. Wie passend. "Kümmere dich einfach um deinen eigenen Kram.", murmelte ich schließlich und schnitt meine Tomate weiter. Wäre ich nicht so ein verflucht guter Mensch hätte ich ihn rausgeschmissen, sobald er heute morgen zum ersten Mal seinen Mund aufgemacht hatte.
"Das versuche ich ja, aber ohne ein neues Shirt kann ich hier nicht raus!", stellte er fest. Er mochte die Genugtuung nicht zeigen, aber ich spürte seinen Blick in meinem Rücken. "Die denken noch du hättest mich abgestochen oder sowas."
"Hätte ich mal lieber.", sagte ich zu mir selbst. Er ignorierte es. Was nun? Weiter streiten, ihm mehr Morddrohungen an den Kopf werfen und erneut ausrasten? Nein, ich würde einfach so tun als wäre das nie passiert. Der Fluch unsere Zweisamkeit. Nur er und ich wussten, was zwischen uns passiert war. Die Geschichte wiederholte sich bekanntlich. "Wenn du Glück hast, hab ich noch ein altes Shirt von der Uni im Kleiderschrank."
Da er wohl verstand, dass ich das Streiten aufgegeben hatte, verschwand Sasuke endlich im Badezimmer.
Sobald ich die Tür hinter ihm zugehen gehörte, ging ich ins Wohnzimmer, um das Magazin, dass er vorhin gelesen hatte, zu nehmen und meine weiter Wut daran auszulassen. Ich würde mir einfach ein neues kaufen.
Vielleicht beruhigte mich dieser kleine Wutanfall so sehr, da ich mir Sasukes Gesicht vorstellte, während ich das Magazin zerriss und gegen die Wand schlug.
Natürlich war ich heute anders als noch vor sieben Jahren in der Schule. Ich hatte mich verändert, war erwachsener geworden und hatte etwas diesem Image vom Eisklotz abgesagt. Als gute Ärztin durfte man einfach nicht gefühlskalt sein, aber es war umso wichtiger seine Gefühle zügeln zu können.
Bis zu diesem Tag hatte ich all dies geschafft. Dann war Sasuke hier aufgetaucht und hatte so viel Staub aufgewirbelt, dass mir vor Zorn fast schlecht wurde. Es gab eine Menge unausgesprochene Worte und ungeklärte Auseinandersetzungen zwischen uns, die ich jedoch nicht ansprechen wollte, während er in einem blutverschmierten Shirt in meinem Bad stand.

Hey hey meine Lieben,
Vorabi geschafft (es war durchwachsen) und jetzt endlich Ferien. Ich hoffe, die letzten Wochen waren nicht zuuu schlimm für euch alle. Es ist wirklich schwer mit dem vielen isoliert sein, aber lasst den Kopf nicht hängen und denkt daran, dass jeder neue Tag ein Tag näher an der „Freiheit" und dem Sieg über die Pandemie ist.
Macht keine Dummheiten wie Corona Parties und bleibt lieber dran für die nächsten Kapitel. Es bleibt spannend :)
Schöne Ferien und frohe Ostern
cxrxlnxx22

Swot! II - Die Ruhe vor dem Sturm Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt